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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Leben erhält. Aber ich hege keine Hoffnung.«
    Über Spyridons vom Kampf gezeichnetes Gesicht rollten Tränen. »Keine Erlösung«, schluchzte er. Gerade so brachte er die Kraft auf, sich zu Yevgenji zu beugen und ihn in seine Arme zu ziehen, dann sank er zurück.
    »Ich weiß nicht, wer du bist, Korsar«, flüsterte er. »Aber ich bitte dich, von Krieger zu Krieger, bring uns mit deinem Schiff nach Zyma! Damit wir wenigstens in der Heimat sterben können, nachdem es uns verwehrt war, in ihr zu leben.«
    Arun warf einen Blick zu Naburo, der erschöpft und graugesichtig auf dem Deck hockte.
    Der Mandeläugige machte eine unbestimmte Geste. Dann hob er den Arm mit dem vertrockneten Cairdeas. »Keine Erlösung«, wiederholte er.
    Der Pirat dachte an Rhiannon, betrachtete sein eigenes Cairdeas am Handgelenk. Bittere Galle stieg in ihm hoch. »Keine Erlösung«, sagte auch er.
    Dann stand er auf. »Anker lichten und Kurs setzen!«
    »Aye-aye, Käpt’n«, sagte der Steuermann. »Und wohin?«
    »Immer nach Norden und dann nach Osten«, antwortete Arun. »Wir bringen zwei Helden nach Hause.«
    Die Segel der
Cyria Rani
füllten sich mit Wind. Langsam stieg sie auf, bis die Luft dünn wurde, und segelte davon.

11 Siwa
    Verblüfft starrten die Männer sie an. Sie trugen Tuniken, manche von ihnen Brustharnisch und Beinschienen, standen oder lagen herum, entspannt plaudernd und Wein trinkend. Dass eine seltsame Frau wie aus dem Nichts plötzlich vor ihnen stehen würde, damit hätten sie sicherlich zuletzt gerechnet.
    Nadja rührte sich nicht, lediglich ihre Blicke huschten flink umher. Sie sah Palmen, umgeben von Wüste, und dort erstreckten sich der Turm und der gewaltige Amuntempel mit vielen weiteren Nebengebäuden bis zum Fuße des Hügels. Keine Spur von Verwitterung und Verfall: Er erstrahlte in voller Pracht, ein beeindruckendes Bauwerk von schlichter Eleganz, typisch für die Wüste.
    Rings um den Tempel war ein Lager errichtet, so weit das Auge reichte. Zehntausende bis auf wenige Ausnahmen junge, kraftstrotzende Männer mussten sich in ihm aufhalten, mit glatten Körpern und Muskeln, die einem Gewichtheber zur Ehre gereicht hätten. Diejenigen, die nicht gerade zechten oder aßen, übten sich in Schaukämpfen und bewiesen ihr Können.
    Ich bin in Siwa
, dachte Nadja.
Hurra, ich habe es geschafft. Nur leider hat es mit der Zeit nicht so recht hingehauen
.
    Sie erkannte die Kleidung, die Waffen, die Schilde, die lockige Haartracht und den Bartstil der Männer. Das waren Griechen, zumindest der Großteil von ihnen. Nadja begriff, dass sie 331 vor Christus herausgekommen war, genau zu dem Zeitpunkt, als Alexander der Große mit seiner Armee an diesen Ort gewandert war, um sich seine göttliche Herkunft bestätigen zu lassen. Zum Pharao war er bereits gekrönt worden, und Ägypten hatte ihn als Befreier, nicht als Eroberer empfangen. Doch seine Pläne, ein Weltreich zu schaffen, waren damit noch lange nicht am Ziel angekommen, weshalb er sein gesamtes Heer zu sich befohlen hatte, um weitere Feldzüge zu starten.
    Allmählich erholten sich die Männer von ihrem Schrecken. Zwei kamen rasch auf Nadja zu und schrien sie an. Sie gab keine Antwort, denn sie hätten sie ebenso wenig verstanden. Sie konnte nichts tun und war ratlos wie nie zuvor in ihrem Leben. Wie sollte sie aus dieser Lage wieder herausfinden? Und, weitaus wichtiger: Wie blieb sie am Leben?
    Einer der Männer stieß sie grob; anscheinend wollte er sich davon überzeugen, dass Nadja real war und kein Traumgespinst. Sie behielt eine neutrale Miene bei, alles andere wäre verkehrt gewesen – zu lächeln, abzuwehren, was auch immer. Vor allem durfte sie sich ihre Angst nicht anmerken lassen.
    Der zweite Mann redete auf sie ein, und ein dritter trat näher aus dem Kreis der Schaulustigen heran, den Weinpokal in der Hand. Er sagte etwas zu dem zweiten, dann lachten beide. Der Mann, der sie gestoßen hatte, packte sie grob am Kinn, drehte ihren Kopf hin und her, befühlte ihre Haare. Er deutete auf ihre Brüste und den Bauch, machte eine obszöne Geste, dann lachten alle drei. Die Zuschauer applaudierten.
    Wenn ich dir jetzt in die Weichteile trete, möchte ich mal sehen, wem sie dann applaudieren
, dachte Nadja erbost. Aber sie brauchte sich nichts vorzumachen. Wer in dieser Zeit nicht der Oberschicht angehörte, war Freiwild – insbesondere Frauen und erst recht solche, die plötzlich mitten in einem Heer standen.
    Ach was, das ist heute noch ganz genauso
,

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