Schatten Blut
nur von unten aus wie Arroganz«, erwiderte ich von oben herab, zwinkerte ihm kurz zu und hob den Pflock. »Grüße die, die dir folgen werden, alter Mann.«
Damit rammte ich ihm das Holz in die Brust. Er grinste mich an, dann wurden seine Augen vor Überraschung riesengroß. Um den Pflock herum wurde es hell. Dann heller und Sekunden später ging eine Stichflamme davon aus, breitete sich blitzschnell über seinen gesamten Leib aus. Da rieselten seine Überreste auf den Boden.
»Voila!« Ich wischte die Hände an meiner Hose ab und drehte mich zu den anderen um. »Na, was sagt ihr?«
»Du hast wahrlich zündende Ideen«, meinte Steven trocken.
»Ich werde Handfeger und Kehrblech holen«, dachte Jason laut und stellte den Feuerlöscher neben die Tür.
Darian sagte nichts, doch sein Lächeln reichte aus, mir einen warmen Schauer über den Rücken zu schicken.
»Wenn die Herren nun erlauben, werde ich mich in meine Kemenate zurückziehen und in einen tiefen Schlaf fallen.«
»Wenn du erlaubst, werde ich dich dorthin geleiten«, fügte Darian hinzu, nahm mich auf die Arme und trug mich hinaus. Ich gähnte verhalten und er grinste. »Du bist tatsächlich müde.«
Ich warf ihm einen scheelen Seitenblick zu. »Was hast du denn gedacht?«
Er lachte leise, küsste mich sanft und ließ seine Gedanken unausgesprochen verklingen.
Wussten Sie eigentlich, wie angenehm es sein kann, während des Rückenstreicheins im Arm des Liebsten sanft in den Schlaf zu entgleiten?
– Kapitel Dreiundvierzig –
D ieser Verkehr in London ist einfach grauenhaft!« schimpfte mein Vater bei seinem Eintreten und schüttelte sich die Tropfen aus den Haaren. Dann zog er sich den Regenmantel von den Schultern und warf ihn Jason zu, der ihn mit stoischer Ruhe elegant auffing. Mit spitzen Fingern beförderte er das tropfende Teil aus der Halle.
Unverdrossen schimpfe Dad weiter: »Und dann dieses Sauwetter! Selbst die Gullys sind schon übergelaufen. Als hätte Petrus sämtliche Schleusen gleichzeitig geöffnet. Ich hatte gehofft, hier wäre es besser, aber nein. Das war kein Aquaplaning mehr, das war schon Surfen!«
»Du könntest mal zum Wesentlichen kommen, Dad.« Ich lehnte mit der Schulter an der Tür zum gelben Salon, eine Tasse Kaffee in der rechten Hand und sah ihn neugierig an. »Was hast du in der Bank erfahren?«
»Oh, das.« Er klopfte auf seine Aktentasche und kramte aus einer Hosentasche ein schmales, rotes Büchlein hervor. Dem entnahm er einige gefaltete Zettel. »Besser wir gehen in den Salon und setzen uns.«
Ich stieß mich von der Tür ab. »So schlimm?«
»Was ist schlimm?« vernahm ich Darians Stimme von der Galerie und kurz darauf stand er neben meinem Vater.
»Ich sag’s euch drinnen.«
In Windeseile war Darian neben mir und gemeinsam mit Dad betraten wir den Salon. Ungewöhnlich verhalten schloss mein Vater die Tür hinter uns und sah uns bedeutungsschwanger an.
»Vielleicht sollten wir mit dem offensichtlichen Teil anfangen«, meinte er schließlich, legte die Aktentasche auf den kleinen Tisch und öffnete sie. Er zog eine große Schatulle hervor und schlug den Deckel auf.
Überrascht hielt ich den Atem an. Doch Darian war es, der langsam hineingriff und ebenso langsam ein im fahlen Licht funkelndes Geschmeide heraushob.
»Diamanten«, ordnete er emotionslos die aufblitzenden Steine ein und ließ sie zurück in die Schatulle fallen. Er holte zwei weitere Schmuckstücke heraus und betrachtete sie kurz. »Rubine, von sehr schöner Qualität. Und diese Smaragde sind ebenfalls erlesen.« Dann teilten sie das Schicksal des ersten. Darian sah auf und meinen Vater fragend an. »Hast du eine Ahnung, woher sie stammen?«
Dad zuckte mit den Schultern. »Ich hatte gehofft, du könntest es mir sagen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass Julie solche Schätze besitzt. Du, Faye?«
Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich war ebenfalls sehr überrascht über diesen Fund.
Darian überlegte scharf, während ich sehr vorsichtig in die Schatulle langte und ehrfürchtig die Steine berührte. Die Steine mussten ein wahres Vermögen gekostet haben!
»Lagat besitzt genug Dekadenz, seine Opfer mit Geschmeide zu behängen wie einen Christbaum«, vernahm ich Darians nachdenkliche Stimme. »Allerdings kann er Beträge für dieses Kleinod nicht ohne weiteres aufbringen.«
Mein Kopf flog zu ihm herum. »Glaubst du, er hat sie geklaut und wir haben hier Diebesgut vor uns liegen?« Warum bekam ich bei dem Gedanken daran vor
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