Schatten Blut
lassen wir die Vergangenheit ruhen und wenden uns geschäftlichen Dingen zu. Folgt mir doch bitte in mein Büro.«
Der Mann am Becken schien diese Entscheidung regelrecht zu begrüßen und so taten wir ihm den Gefallen, ihn seiner Privatsphäre zu überlassen.
Wir verließen das geflieste Etablissement, eilten den Gang entlang und betraten doch tatsächlich den Fahrstuhl. Eusebius drückte auf den Knopf zur oberen Etage.
»Vor fünfzig Jahren die Tonsur, nun eine Glatze?« fragte Darian grinsend, nachdem die Türen sich geschlossen hatten.
»Ich gehe mit der Zeit, Darian«, erwiderte dieser und strich sich einmal über die Platte. »Nenn es Konsequenz. Zudem spart es Geld und erfordert wenig Zeit. Und es ist Spurlos. Färben würde auf die Dauer doch die eine oder andere Frage aufwerfen.« Der Blick seiner stahlblauen Augen erfasste mich. »Nein, da haben Sie durchaus Recht, meine Liebe. Es ist ungewöhnlich für unsere Art.«
Verlegen senkte ich den Blick. Zu meiner Rettung hielt der Fahrstuhl, die Türen glitten lautlos auf und vor uns erstreckte sich ein riesiges, abgedunkeltes Büro mit erlesenem Mobiliar. Die Chefetage?
»Dann lass mal schauen, was du für mich hast, Dahad.« Eusebius umrundete den Schreibtisch, ließ sich im bequemen Sessel dahinter nieder und wies uns gleichzeitig mit einer einladenden Geste die Sessel vor dem Tisch an.
Gleich darauf holte Darian das Büchlein aus seiner Tasche und schob es über den Schreibtisch. »Es stammt aus dem Nachlass von Fayes Schwester, Eusebius. Sie war in einer Bank tätig und wir vermuten, dass sie Geld verschoben hat.«
»Julie McNamara«, überraschte Eusebius mich abermals und sah mich kurz an. »Ich habe von ihr gehört, denn in gewissen Branchen sind mir die Namen der Mitarbeiter durchaus geläufig.« Seine Hand griff nach dem Buch und er schlug es auf. »Dann wollen wir doch mal schauen, was wir darin finden. Ah, ich sehe schon. Ein typischer Anfänger, aber dennoch geschickt gemacht.« Er zog die Tastatur seines Computers zu sich heran und begann, einige Codes einzugeben. Darian und ich beobachteten ihn gespannt.
Da blickte Eusebius wieder auf und Darian scharf an. »Geschäft bleibt Geschäft, mein Junge. Was springt für mich dabei raus?«
Verblüfft schaute ich ihn an. Verbündete? Das war aber ein recht merkwürdiges Bündnis!
Darian wirkte ungerührt. »An was hast du gedacht, Eusebius?«
Ein wölfisches Lächeln erschien auf dessen Gesicht. »Hast du noch die kleine Villa am Genfer See?«
Nun lächelte er leicht gequält. »Ich habe sie – bis eben noch gehabt.«
»Dann sind wir uns einig. Gib mir ein paar Minuten und ich schaue, was ich machen kann. Falls ihr eine Erfrischung wünscht, dort im Kühlschrank findest du eine Konserve und für die Dame kann ich gern einen Kaffee kommen lassen.«
»Kaffee wäre wunderbar!« flötete ich, erhob mich und trat mit Darian in den hinteren Teil des Raumes. Eusebius drückte auf einen kleinen Knopf, ein Summton erklang, dann die Stimme seiner Sekretärin. Er orderte einen Kaffee.
»Du überschreibst ihm eine Villa für einen Gefallen?« fragte ich flüsternd, als wir uns einige Meter entfernt auf dem Sofa niederließen und Darian den Kühlschrank öffnete.
»Ich mochte sie ohnehin nicht«, raunte er mir zu und drückte mir eine Flasche Wasser in die Hand. »Zu klein, nur fünf Zimmer, also eher ein Haus. Wie soll ich mich da wohl fühlen?«
Ich war entsetzt. »Du machst Witze!«
Ja, machte er, denn als er hinter der Kühlschranktür wieder auftauchte, tanzten belustigte Funken in seinen Augen. »Keine Sorge, mein Schatz. Ich jage sie ihm wieder ab. Das ist wahrer Sport, Faye!«
Mit verdrehten Augen nippte ich an meinem Wasser. Männer! Oder besser noch: Vampire!
Ein Klopfen erklang und nach Eusebius’ Aufforderung trat eine bildschöne Brünette mit Modelfigur ein, die in einem sündhaft teuren, hellblauen Kostüm steckte. Als bewege sie sich auf dem Catwalk eines bekannten Modelabels, schwebte sie nahezu lautlos mit gekonntem Hüftschwung über den Boden, auf einer Hand grazil ein kleines Tablett balancierend. Abtastend durchsuchte ihr brauner Blick den Raum, blieb erst an mir hängen, erfasste dann Darian und ihr fein gemeißeltes Gesicht wurde sofort durch ein Spotlight-Lächeln erhellt, so dass ich instinktiv nach meiner Sonnenbrille suchte.
»Darian Knight, welch eine Überraschung«, gurrte es durch den Raum und sie schwebte näher. Vor dem kleinen Tisch hielt sie inne und stellte
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