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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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auf dem Dachboden aufbewahren, wenn du es so absicherst«, murmelte ich vor mich hin. »Was machst du, wenn der Dachstuhl brennt?«
    »Das wird nicht geschehen.« Er öffnete die Tür und betrat den dunkeln Treppenaufgang. Die alten Holzstufen knarrten protestierend unter seinem Gewicht, während er sie langsam empor stieg.
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?« Geschickt wich ich einem Spinnennetz aus.
    Wieder lachte er leise, öffnete am Ende der Treppe eine weitere Tür und verschwand dahinter. Ich eilte ihm nach und betrat kurz darauf den Dachboden. Obwohl der Begriff Dachboden nicht ganz passte. Dachhalle wäre angebrachter gewesen. Denn trotz des schummerigen Lichts, das durch wenige schmale Dachfenster eindrang, konnte ich die enorme Weite des Raumes erkennen. »Gibt es hier vielleicht eine Lampe?«
    »Brauchst du Licht, Schatz?« Und schon erschien eine Flamme auf Darians ausgestreckter Hand und erhellte alles in seinem unmittelbaren Umfeld. Perplex schaute ich darauf und suchte instinktiv nach einer Kerze. Aber da war nichts!
    »Wie …?«
    »Das ist unter anderem der Grund, warum es hier nicht brennen wird, Liebes.« Die Flamme erlosch genauso schnell wie sie entstanden war, und Darian lächelte mich an. »Entschuldige diese kleine Spielerei. Das ist normalerweise nicht mein Stil.«
    »Spielerei? Wie … Was … Himmel! Hattest du gerade eine Flamme in der Hand?!«
    »Ich war so frei, ja.« Er zwinkerte mir vergnügt zu. »Hatte ich erwähnt, dass Baali scheußlich schmecken?«
    Verunsichert schüttelte ich den Kopf. »Nein, aber wie …?«
    »Zerbrich dir darüber nicht dein entzückendes Köpfchen. Wenn ich alles verrate, gibt es nichts mehr an mir zu entdecken.« Abermals folgte ein amüsiertes Zwinkern, dann wies er den schmalen Gang entlang, der zwischen diversem Mobiliar und anderen Dingen geblieben war: »Hier entlang, bitte.«
    Mit reichlich dümmlichem Gesichtsausdruck folgte ich ihm. Nichts mehr zu entdecken? Er machte wohl Witze! Fast jeden Tag hatte er eine weitere Überraschung für mich parat. Ich hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn es mal eine Zeit ohne Überraschung gäbe. Doch während mein Blick über die Gegenstände hier auf dem Dachboden glitt, dämmerte mir, dass dieser Wunsch unerfüllt bleiben würde.
    Vorsichtig lotste Darian mich durch eine Reihe von Gegenständen, die mit großen Leinentüchern verdeckt waren. Ich vermutete Mobiliar darunter, untersagte es mir jedoch, nachzuschauen.
    »Entschuldige, dass es hier etwas eng ist«, meinte Darian und hob mich elegant über eine abgedeckte Truhe. »Irgendwann mache ich mir die Mühe und räume auf.«
    »Spätestens dann, wenn wieder jemand ein antikes Stück sucht, das hier oben sein Dasein fristet«, ergänzte ich seine Ausführung und erntete ein zustimmendes Lächeln.
    »Wo hast du bloß den ganzen Kram her?« erkundigte ich mich neugierig, als ich mich zwischen einem Schrank und einer Kommode hindurchschlängelte. »Das hier ist das reinste Warenlager.«
    »Im Laufe der Zeit hat sich einiges angesammelt«, gab er zurück. »Vorsicht, du bleibst da gerade –«
    Erschrocken fuhr ich herum. Und machte die Sache damit nur schlimmer. Plötzlich segelte ein weißes Leinentuch auf mich zu und nahm mir die Sicht. Ich stolperte über das lange Tuch und versuchte mich irgendwo festzuhalten. Da erwischte ich einen großen Gegenstand, der sich jedoch der Schwerkraft unterwarf und mit mir zusammen umfiel. Darians Fluch drang gedämpft an meine Ohren. Stattdessen schimpfte ich selbst wie ein Rohrspatz und versuchte mich am Boden liegend, von der Last auf mir und dem Tuch um mich herum, zu befreien. Doch erst durch hilfreiche Hände gelang mir das Entkommen aus der unfreiwilligen Dunkelheit. Hustend und mit einer Menge Staub in den Augen, kam ich wieder auf die Beine. »Was zum Henker –« Meine Stimme erstarb, als mein Augenmerk auf das große Bild vor mir fiel.
    Wie zum Beweis dessen, was ich sah, kniff ich mich selbst in den Arm. Der Schmerz war wahrhaftig. Ebenso wie das, was mir auf dem Bild entgegenlächelte. Mit exakter Linienführung in Öl auf Leinwand gebannt, sah mir eine lebensgroße und wunderschöne Frau mittleren Alters in einem nachtblauen Kleid entgegen, deren rotes Haar in einem langen Zopf gebändigt über die rechte Schulter bis zur Taille herabfiel. Als wüsste sie, dass ich sie anstarrte, wurde mein Blick von sanften grünen Augen erwidert, die meinen eigenen verflixt ähnlich sahen. Und um meine Ahnung vollends zu

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