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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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hatte ich es heute Morgen auch nicht gesehen. Demnach blieb nur noch Julies Schlafzimmer übrig. Folglich lief ich auf Socken den Flur entlang, griff schwungvoll nach der Türklinke zu Julies Schlafzimmer und prallte voll gegen die Tür. Was zum …? Zur Probe rüttelte ich nochmals daran. Seit wann schloss Julie die Schlafzimmertür ab?
    Allem Anschein nach benahm sich allmählich jeder in meinem direkten Umfeld etwas merkwürdig. Lag es an mir?
    Na egal! Ich zuckte mit den Schultern. Dann würde ich eben mit dem Handy telefonieren. Wozu hatte ich das Ding schließlich?
    Als Erstes rief ich Peter an und erkundigte mich, ob mit dem Text und dem anstehenden Druck alles klappen würde. Er wollte mir eine Ausgabe zuschicken, weil er wusste, ich würde sie mir nicht kaufen. Dann fragte er: »Was soll ich mit den misslungenen Bildern machen? Wäre Blödsinn, sie ins Archiv zu stecken. Willst du sie haben oder soll ich sie wegwerfen.«
    Ich überlegte kurz. Irgendetwas war ja darauf gewesen. Also entschied ich: »Steck sie mit in die Sendung des Magazins. Ich werde noch einmal einen Blick darauf werfen.«
    »Okay«, kam es durch den Hörer. »Oh, bevor ich es vergesse! Gloria gibt am Sonntag einen kleinen Brunch. So gegen 11. 00 Uhr. Wäre schön, wenn du kommen könntest. Gloria würde sich freuen.«
    »Meint das Gloria.« fragte ich verwundert und hörte ihn lachen. »Sicher freut sie sich, wenn sie dich mal wieder sieht. Außerdem ist mein Sohn auch da.«
    »Peter!«
    »Komm schon, Faye, gönn einem alten Mann seinen Spaß.«
    »Ich bin bissig«, warnte ich ihn amüsiert.
    Sogleich konterte er: »Ich werde Daniel instruieren, wie er mit bissigen Damen umgehen und sie handzahm kriegen kann. Also, was ist. Kommst du.«
    »Ich habe es mir eben im Kalender notiert. Wir sehen uns dann also am Sonntag.«
    »Sehr schön. Wollen wir hoffen, dass das Wetter mitspielt. Wäre ärgerlich, wenn wir im Haus feiern müssten.«
    »Feiern.« hakte ich nach. Ich hatte an ein gemütliches Beieinander gedacht. Nun aber klang es nach großer Feier.
    »Nichts Großes, Faye«, versuchte er zu beschwichtigen. »Nur ein Brunch mit ein paar Gästen, etwas Musik. So das Übliche.«
    Ich wurde hellhörig und verlangte nun genaue Fakten: »Peter, es gibt kein Brunch mit ein paar Gästen und Musik ohne Grund.«
    »Ach ja, der. Gloria wird Fünfzig. Also nichts wirklich Weltbewegendes.«
    »Peter.« brachte ich erneut mit leichter Entrüstung heraus. »Wie kannst du so etwas sagen?«
    »Wieso? Na hör mal! Seit gut einundzwanzig Jahren bin ich mit dieser fantastischen Frau verheiratet und sie hat sich in der ganzen Zeit nicht ein bisschen verändert! Also kann ich das auch sagen.«
    Ich musste lachen. »Auweia! Männer wie du sind der Ruin für Botox Anwendungen. Na gut, hast du eine Idee, was ich ihr schenken könnte? Parfüm, Kosmetika, Gutscheine dafür, so was in der Art?«
    »Einen Gutschein für eine Beauty-Massage«, schlug er vor. »Du weißt, sie liebt so etwas.«
    »Wird gemacht. Bis dann, Peter.«
    Damit beendeten wir das Gespräch.
    Nach dem Telefonat ging ich meine E-Mails durch. Wie jeden Tag.
    Gute 20 % aller Mails landen sowieso im virtuellen Papierkorb oder gleich im Spam-Ordner. Was sollte ich auch mit einer »Penisverlängerung« zu fantastisch einmaligen Sonderkonditionen von 50 % anfangen? Nerven Sie diese idiotischen E-Mails eigentlich genauso wie mich?
    Was mich freute, war ein virtuelles Lebenszeichen meines Bruders Alistair. Eigentlich ja Halbbruder, denn er stammte aus der ersten Ehe meines Vaters, die er heute noch als Jugendsünde abschreibt. Er hatte mit achtzehn Jahren das erste Mal geheiratet, und Alistair war der einzige Spross aus eben jener Verbindung. Sie hatte allerdings nur knapp fünf Jahre gehalten. Vier Jahre später hatte mein Vater dann meine Mutter kennen und lieben gelernt, und aus dieser Verbindung ist dann meine Wenigkeit und ein Jahr später Julie entstanden.
    Ich hatte es schon immer toll gefunden, einen acht Jahre älteren Bruder zu haben, der notfalls in die Bresche gesprungen wäre, wenn mich jemand geärgert hätte. Ich war knapp zwölf gewesen, als er das Haus verlassen hatte, um in der großen, weiten Welt sein Glück zu suchen. Das schien er wohl inzwischen in einer Autowerkstatt in New York gefunden zu haben, wo er Taxen reparierte. Zumindest nannte er diesen Job und eine Adresse in seiner E-Mail. Und wieder einmal war von einer Frau in seinem Leben keine Rede. Manchmal fragte ich mich, ob er

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