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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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runter und legte einen neuen an. Und was sollte die ganze Show überhaupt? In frische Unterwäsche schlüpfend, kramte ich neue Socken hervor. Hatte sie nichts Besseres zu tun, als mir solche Geschichten aufzutischen? Zum Schließen der engen Bluejeans musste ich mich aufs Bett legen. Wenn Julie mir etwas zu sagen hatte, dann bitteschön direkt und nicht über solche infamen Umwege!
    Ich dachte mich gerade so richtig in Schwung, als es sanft an der Tür klopfte. Daher fiel meine Frage wenig freundlich aus: »Was ist.«
    »Es tut mir leid, Faye«, drang es leise durchs Holz.
    Das T-Shirt überziehend, öffnete ich die Tür. Mir lag bereits eine bissige Bemerkung auf der Zunge, doch als ich Julies betretenen Gesichtsausdruck sah, schluckte ich diese schnell hinunter. Stattdessen legte ich ihr die Hand unters Kinn und zwang sie, mich anzusehen. »Was ist los, Julie? So kenne ich dich überhaupt nicht.«
    »Es tut mir so leid, Faye«, hauchte sie abermals und in ihren Augen schimmerten Tränen. »Ich weiß nicht, was –« Sie brach ab und sah mich an, als suche sie etwas. Dann brach sie in leises Schluchzen aus.
    Den Arm um ihre Taille gelegt, führte ich sie ins Wohnzimmer und wir setzten uns auf eine Chaiselongue. Sie im Arm haltend, ruhte ihr Kopf an meiner Schulter und ihr Körper zitterte. Sanft streichelte ich ihr über den Rücken, versuchte sie zu beruhigen, während mein Verstand fieberhaft nach Erklärungen suchte. Allmählich wurde ihr Schluchzen ruhiger und das Zittern ebbte ab.
    Nur noch vereinzelt hörte ich ein leises Schniefen.
    »Magst du mir erzählen, was los ist.« fragte ich und strich ihr dabei sanft übers Haar.
    Julie sah mich kurz an und kuschelte sich wieder an meine Schulter. Ihre Stimme klang gedämpft. »Ich weiß es nicht. Es ist, als hätte ich einen Schleier vor den Augen.«
    »Wie meinst du das.«
    »Danke.« Sie nahm das Taschentuch, das ich ihr reichte, und schnäuzte sich leise. »Ich kann mich an nichts mehr erinnern, Faye. So wie ein Filmriss. Erst ist die Tür kaputt und ich brülle dich an, obwohl ich das gar nicht will und auch nicht glaube, dass du so etwas tust. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film. Dann sagst du auch noch, du bist es nicht gewesen. Aber ich war es doch auch nicht«, fügte sie niedergeschlagen hinzu und sah mich zweifelnd an. »Oder doch? Ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Seit wann bist du zuhause, Julie.«
    »Ich …«, suchend blickte sie sich um, »weiß es nicht mehr.«
    »Es ist halb drei, Julie«, verwies ich auf die Uhr auf dem Kaminsims. »Hast du dir den halben Tag freigenommen? Normalerweise arbeitest du um diese Zeit.«
    Sie schüttelte den Kopf, fuhr sich mit der Hand an der Schläfe entlang. »Ich hatte Kopfschmerzen und mir war schlecht. Oh Gott, ich glaube, ich habe eine Kundin angeschnauzt! Miller hat mich nach Hause geschickt. Oh mein Gott!«
    »Ganz ruhig, Julie. So schlimm wird’s schon nicht werden. Am besten, du ruhst dich jetzt ein wenig aus und ich koche dir einen Tee.«
    »Ich bin müde«, meinte Julie schwach und stand schwankend auf. Schnell stützte ich sie und brachte sie in das Schlafzimmer.
    Sie setzte sich auf ihr Bett und ließ sich von mir aus dem Kostüm helfen. Die Kleidung warf ich einfach ans Bettende, angelte ihr Nachthemd unter der Decke hervor und streifte es ihr über. Sogleich ließ Julie sich hintenüber fallen, rollte sich auf die Seite und zog die Beine an. Sanft deckte ich sie zu. Als ich mich aufrichtete, fiel mein Blick auf ihren Kleiderschrank und mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen.
    Da hing es! Direkt am Schrank! Der sündhaft teure, schwarze Designer-Fummel aus meinem Traum!
    Wie in Trance trat ich darauf zu und streckte die Hand danach aus. Geschmeidig seicht glitt der Stoff zwischen meinen Fingern hindurch und ein bekannter Geruch ging von ihm aus. Der Geruch vom Parfüm meiner Schwester. Und von Rauch.
    Erschreckt fuhr ich herum, eilte an die Seite meiner Schwester, musste dringend erfahren, wann und wo sie das Kleid getragen hatte. Aber sie war bereits eingeschlafen. Für einen Moment überlegte ich fieberhaft, was zu tun sei. Sie wecken? Wenn ja, war sie überhaupt in der Lage, mir eine vernünftige Antwort zu geben?
    Ich besann mich anders und meine Finger zitterten, als ich sie langsam nach ihrem Haar ausstreckte. Sehr vorsichtig schob ich es beiseite. Innerlich schalt ich mich schon eine Idiotin, wollte bereits erleichtert aufatmen, weil ich der Sache zu viel Bedeutung beimaß. Da

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