Schatten Blut
trat an Steven heran, hockte sich vor ihn und legte ihm eine Hand auf die Stirn. Schließlich nickte er knapp, schob seine Arme unter Steven hindurch und hob ihn mit einer Leichtigkeit hoch, die wirkte, als trüge er ein Kind.
»Ich werde mich um ihn kümmern«, meinte er ruhig und trug ihn aus der Tür, die Jason inzwischen geöffnet hatte.
»Ist es vorbei?« fragte ich noch immer leicht benommen.
Darian sah mich fest an. »Ja. Mariella ist fort.«
Diesmal nickte ich. »Das ist gut. Warum hast du nicht gleich eingegriffen?«
Sein Blick änderte sich und mir lief ein Schauer über den Rücken. »Ich habe nicht eingegriffen, Faye.«
»Aber …«
Seine Lippen streiften kurz meinen Mund. Dann sah er in die Richtung, in die Thalion mit Steven entschwunden war. »Entschuldige mich bitte und geh schon mal hinauf, Liebes. Ich habe mit Thalion zu reden.«
Thalion hatte sich entgegen seiner Einstellung doch direkt in den Kampf Stevens eingemischt? Ich mochte es kaum glauben. Und doch blieb mir nichts anderes übrig als genau das zu tun. Ich kratzte mich nachdenklich am Kopf. Diese Wand – hatte Thalion sie aufgestellt, um mich zu schützen? Wieder einmal? Es erschien logisch. Schon einmal hatte ich eine Ohrfeige von Thalion als Warnung erhalten. Warum also nicht auch in dem Moment, in dem ich Darian durch die Federn beobachtete?
Was wäre geschehen, wenn er es nicht getan hätte? Ich bemerkte, wie bei diesem Gedanken mein Magen unangenehm zu schlingern begann.
»Alles klar, Faye?« vernahm ich Dad neben mir und zuckte leicht zusammen. Schnell nickte ich. »Ja, alles bestens. Darian wollte noch ein paar Worte mit Thalion wechseln. Und ich haue mich wohl besser hin. Gute Nacht!«
Schneller als schicklich eilte ich aus der Arena, aus dem Keller die Treppe hoch und erreichte das Schlafzimmer gerade noch rechtzeitig. Keine Sekunde zu früh umarmte ich die Porzellanschüssel zu einem innigen Zwiegespräch. Die nervlichen Anspannungen der letzten Tage forderten ihren Tribut.
Nachdem das Rauschen der Spülung verklungen war, raffte ich mich hoch, schleppte mich zum Waschbecken und wusch mir das Gesicht, spülte den Mund aus und trank ein paar Schlucke Wasser. Erst danach ging ich mit weichen Knien zum Bett und ließ mich mitsamt Kleidung hineinfallen. Die Schuhe streifte ich noch von den Füßen, dann rollte ich mich ein und schloss die Augen.
Ausruhen wollte ich mich. Nur ein paar Minuten. Und dann mit Darian reden. Aber vorher kurz entspannen und dann …
– Kapitel Sechsundfünfzig –
D röhnende Kopfschmerzen, als hätte ich die Glocken vom Big Ben im Kopf, stritten mit meinem revoltierenden Magen um die Vorherrschaft auf der internen Krankheitsliste. Der Magen gewann. Ich sprang hoch, raste ins Bad und ging meiner augenscheinlich liebsten Beschäftigung der letzten Tage nach. Dann kroch ich zurück ins Bett und zog die Decke bis zur Nasenspitze hoch.
Ich fror erbärmlich, klapperte regelrecht mit den Zähnen. Selbst der Jogginganzug und die zusätzliche Decke, die ich von Darians ungenutzter Bettseite genommen hatte, schafften es nicht, mich zu wärmen.
Matte Lichtstrahlen drangen durch die Vorhänge ins Innere und ich konnte nur vermuten, dass der Tag erst anbrach. Eine vorsichtige Bewegung, ein dezentes Stöhnen, sowie der Blick aus schmerzenden Augen auf die Uhr und ich wusste, der Tag hatte erst begonnen. 5: 36 war auf dem Display zu lesen. Also würde es noch eine Weile dauern, bis das Leben im Haus erwachte. Zumindest insofern, dass diejenigen aufstehen würden, die wirklich lebten. Was mich daran erinnerte, dass Darian die Nacht über dem Bett abermals fern geblieben war.
Wurde es inzwischen zu einer Gewohnheit? Wenn dem so war, fand ich das alles andere als amüsant. Musste ich mir Gedanken darüber machen, ob sein Interesse an mir erloschen war? Das wollte ich doch wohl nicht hoffen! Ich würde mit Darian ernsthaft darüber reden müssen. Oh nein, nicht jetzt. Es reichte! Magen, gib Ruhe, verflixt! Ja, ich würde mit Darian reden müssen, zumindest sobald ich wieder gesund war! Jetzt erst mal erschien die Toilette erstrebenswerter.
5: 47 stand nun auf dem Display der Uhr. Alle zehn Minuten einmal zur Toilette sprinten und eine Minute dort verharren hieße ja, fünfeinhalb Mal in der Stunde zu rennen! Das Ganze systematisch bis zum regulären Aufstehen durchgezogen, käme ich auf lockere zwanzigmal zum Bad rennen. Eine völlig indiskutable, sportliche Leistung.
Auch wenn mir speiübel war und mein
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