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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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ich wohl durch. Ich nickte knapp und ging an ihm vorbei Richtung Küchentür. »Ich pack mich wieder hin. Vergiss das Glas für Steven nicht, es wird schnell kalt und er meckert immer, weil es ihm ohnehin nicht schmeckt. Ach so, ehe ich es vergesse.« An der Tür drehte ich mich wieder zu ihm herum und fühlte mich neugierig fixiert. »Oben auf dem Dachboden ist ein Bild von meiner Großmutter.«
    Abwartend sah ich ihn an und er nickte daraufhin knapp. »Ich weiß.«
    Sehr hilfreiche Antwort. Innerlich seufzte ich, äußerlich gelang mir ein Lächeln. »Darian sagte, es wäre deins.«
    Wieder erfolgte eine sehr sparsame Reaktion von ihm. »Das ist richtig.«
    Also ging ich zum Frontalangriff über: »Ich möchte es gern haben, Thalion. Meine Großmutter hat mir sehr viel bedeutet und ich vermisse sie heute noch oft. Du würdest mir eine sehr große Freude bereiten, wenn du es mir überlassen würdest. Insbesondere, weil es viel zu schade ist, um auf dem Dachboden zu vergammeln.«
    »Es ist deins«, meinte er und langte nach dem Glas mit dem Blut. Dann stand er vor mir und sah mich abwartend an. Doch statt mich zu bewegen und ihn vorbeizulassen, blickte ich lediglich verwundert zurück. »Es ist meins? So einfach ist das für dich? Du hast sie doch geliebt!«
    »Was genau willst du, Faye? Die Wahrheit?« gab er mit müder Stimme zurück. »Ja, seit ich Brianna das erste Mal an Dahads Seite in Wien gesehen hatte, habe ich sie, soweit es mir möglich war, geliebt. Und aus exakt diesem Grund schickte ich sie fort. Ich hätte es nicht ertragen, sie neben mir altern zu sehen und dabei zu sein, wenn sie stirbt. Also hielt ich ihre Güte und Liebe in dem Bild fest, dass du gefunden hast. Doch selbst das konnte ich nach ihrem Fortgehen nicht mehr ertragen und bat Dahad, es auf den Dachboden zu bringen. Erst als ich hörte, dass Brianna geheiratet und eine Familie gegründet hatte, konnte ich sie endlich loslassen. Wenn dir das Bild wichtig ist, nimm es. Es ist deins. Habe ich damit deine Neugierde stillen können?«
    Betreten wich ich beiseite. Nie zuvor hatte er mir eine derart ausführliche Erklärung zu sich selbst gegeben. Beinahe meinte ich, Thalions Qual körperlich spüren zu können, die ihm diese Erinnerungen bereiteten. Für einen Moment kam es mir so vor, als hingen seine Schultern ein wenig, während er an mir vorbei die Küche verließ.
    Ich streckte die Hand nach ihm aus, ließ sie wieder fallen und murmelte nur: »Danke.«
    Er nickte knapp, dann verschmolz er mit der Dunkelheit des Ganges und entschwand meinen Blicken.
    Nachdenklich begab ich mich nach oben in das Schlafzimmer und ließ mich dort rückwärts aufs Bett fallen.
    Thalion hatte meine Großmutter geliebt und sie genau deswegen fortgeschickt. Demnach war sie die Frau, deren Erinnerung ich damals in ihm entdeckt hatte und die ihn noch immer schmerzte. Es warf ein völlig neues Licht auf meine Familiengeschichte, insbesondere meine Großmutter. Ich erinnere mich, dass sie in scheinbar unbeobachteten Momenten abends mit traurigem Blick am Fenster gestanden und hinausgeschaut hatte. Damals hatte ich dem keine Bedeutung beigemessen, war zu jung zum Verstehen gewesen. Nun aber verstand ich es. Sie hatte insgeheim gehofft, dass er kommen würde und sie ihn nochmals sieht.
    Wie ähnlich unser Schicksal doch war. Würde Darian mich auch fortschicken? Oder würde er es ertragen, wenn ich altern und eines Tages sterben würde? Und mehr noch fragte ich mich im Stillen, ob ich es ertragen würde, an seiner Seite alt zu werden, während er weiterhin so blieb wie er war?
    Für den Bruchteil einer Sekunde war die Verlockung, selbst verwandelt zu werden, immens groß. Schnell schüttelte ich den Gedanken von mir ab. Ich hatte gesehen, was es bei Julie angerichtet hatte und konnte davon ausgehen, dass es bei mir nicht anders sein würde. Nein, Faye, das ist mehr als nur eine blöde Idee!
    Ich schaute auf die Uhr. Kurz nach sechs. Zum Aufstehen zu früh, denn bis auf die Herren mit den längeren Reißzähnen, die wohl eher selten schliefen, war im Haus noch niemand wach. Jason und Eileen standen für gewöhnlich erst gegen sieben Uhr auf. Mein Vater selbst gut zwei Stunden später. Und normalerweise schlief ich auch gern etwas länger. Besonders nach Nächten wie dieser. Aufregung und Adrenalin pur, das brachte mich nach Beruhigung meist einem recht komatösen Schlaf nahe. Anscheinend war heute alles irgendwie anders. Lag es daran, dass Thalion meine Kopfschmerzen

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