Schatten Blut
beseitig hatte?
Blitzartig saß ich aufrecht. Und meine Übelkeit ebenfalls? Seit ich ihn in der Küche angetroffen hatte, war davon nichts mehr zu bemerken. Ich hatte die Füße schon über den Rand des Bettes geschwungen, als ich in der Bewegung innehielt. Nein, ich wollte ihm nicht schon wieder auf die Nerven fallen. Zumal er sich noch um Steven zu kümmern hatte. Ich konnte mir gut vorstellen, dass auch an ihm diese ganze Angelegenheit in der Arena nicht spurlos vorbeigegangen war. Bekamen Vampire eigentlich auch einmal Kopfschmerzen?
Schicksalsergeben rollte ich mich auf dem Bett zusammen und zog die Decke über mich. Vielleicht gelang es mir, noch eine oder zwei Stunden zu schlafen, oder wenigstens etwas zu dösen.
E s tropfte. Platsch. Pause, dann wieder Platsch. Eine weitere Pause. Platsch. Verwundert sah ich mich um. Platsch. Wo war ich? Das hier war definitiv nicht mein Bett! Platsch.
Nackte Wände, grob behauener Stein? Platsch. Ein Keller. Enervierendes tropfen? Platsch. Hier bin ich doch schon mal gewesen.
Schnelle Schritte erklangen. Kamen näher, befanden sich auf gleicher Höhe, entschwanden wieder. Es fühlte sich an, als wäre jemand durch mich hindurch gelaufen. Komisch! Ebenfalls merkwürdig war meine innere Ruhe. So als würde ich zuschauen, aber nicht wirklich hier sein. Ein Geist. Unbemerkt, unsichtbar, unfühlbar. Der gleiche Zustand wie während der Beobachtung durch die Federn Stunden zuvor. Nur hatte ich sie jetzt nicht bei mir. Doch da dem so zu sein schien, entschloss ich mich dazu, mich ein wenig umzusehen.
Es fühlte sich sehr merkwürdig an, während ich durch eine massive Steinwand schritt. Als wenn es mich wie ein zähes Kaugummi kurz zusammenpresste, anschließend auseinander zog und ich nach Verlassen der Wand zurück in meine eigentliche Gestalt schnellte.
Der Raum stellte sich als Vorratsraum für alte Fässer, Kisten und sonstigem Kram heraus. Ein Tonkrug stand auf einem Fass und ich versuchte danach zu greifen. Wie Nebel glitten meine Finger durch das Material. Ich spürte nur, wie bei der Steinwand zuvor, einen kurzen Widerstand. Also gut, stehlen konnte ich so schon mal nichts. Ich verließ den Raum auf die gleiche Weise, wie ich ihn betreten hatte und wandte mich nach links. Wenn ich mich recht erinnerte, musste da auch gleich eine Treppe nach oben kommen.
Und da war sie schon. Ich eilte hinauf, brauchte nach dem Mechanismus der Geheimtür nicht zu suchen, denn ich ging einfach durch die Tür hindurch und stand sofort im Gang. Rechts herum und ich erreichte nach wenigen Metern die Tür zum Saal, in dem Thalion seinen Schauprozess erhalten hatte. Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Füße während des Laufens nicht einen einzigen Laut verursachten. Warum war heute alles anders?
Trotz allem betrat ich recht vorsichtig den inzwischen mit Vorhängen abgedunkelten Saal, erblickte den Thron wie ein Mahnmal vor mir und eilte darauf zu. Hier hatte diese merkwürdige Frau gesessen und die Rosen aufgehoben. Noch immer lagen die Überreste von Naridatha als Aschehaufen auf dem Podest, direkt neben dem hölzernen Machtsymbol. Und gleich daneben lagen die beiden Rosen. Instinktiv streckte ich die Hand nach ihnen aus, zog sie aber zurück. Ich würde nur hindurchgreifen.
Mich abwendend, berührte mein Fuß eine der Rosen und sie rutschte vom Podest. Verblüfft starrte ich sie an. Sollte ich mich geirrt haben, konnte ich sie doch anfassen? Allein schon, weil es meine waren? Ich bückte mich erneut, fasste beherzt zu und hielt die weiße Rose in der Hand. Dadurch ermutigt, langte ich nach der schwarzen und auch sie ließ sich problemlos aufheben.
Für einen Moment stand ich etwas ratlos herum. War ich hier, weil ich meine Rosen abholen sollte, oder gab es noch etwas anderes für mich zu sehen?
Die Frage wurde sogleich beantwortet. Die Tür am anderen Ende des Raumes flog auf und zwei Männer betraten ihn mit energischen Schritten.
»… sicher sein kannst, unsere volle Unterstützung zu erhalten, Lagat. Mit unseren Stimmen wird niemand es wagen, dir den Rang als Prinz streitig zu machen«, meinte der Kleinere gerade.
»Das erwarte ich von dir!« knurrte Lagat ihn an. »Und wenn ich heute Abend bestätigt werde, werde ich die Blutjagd auf dieses Miststück eröffnen. Sie hat genug Schaden angerichtet! Und niemand beleidigt Lagat O’Malloy!«
»Glaubst du nicht, dass es etwas zu ungewöhnlich ist, die Jagd auf einen Menschen zu eröffnen?« hakte der Kleinere nach. »So etwas
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