Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
Geruch von abgestandenem Rauch hing noch in der Luft. Erst jetzt sah ich, dass ich über eine Seitentür den Saal betreten hatte, denn als ich an der Wand entlang blickte, erkannte ich eine breite, derzeit geschlossene Flügeltür.
    Langsam und bedächtig durchschritt ich den langen Saal, prägte mir intuitiv den Standort eines jeden Möbelstücks ein, als suche ich etwas. Als ich die Stelle erreichte, an der ich gestanden und meine Schwester gesehen hatte, keimte in mir eine unbekannte heftige Wut auf. Hätte ich es verhindern können?
    Plötzlich erklangen Schritte. Sie ließen mich hinter einen der langen Vorhänge flüchten. Dicht an die Wand gepresst lauschte ich auf das näher kommende Geräusch. Sekunden später eilte eine schemenhafte Gestalt an mir vorbei und verschwand durch die Seitentür am Ende des Saales. Wer war das und was wollte sie hier? Ohne zu zögern, folgte ich ihr durch den Saal, trat ebenfalls durch die Tür und fand einen breiten, lang gestreckten Gang vor mir. Auch wieder ein Seitengang, nur auf der gegenüberliegenden Seite, aus der ich gekommen war.
    Mit schnellen, raumgreifenden Schritten durchquerte die Gestalt gut zehn Meter weiter vor mir den Gang. Jede noch so geringe Deckung nutzend, schlich ich ihr nach. Meine nackten Füße auf dem dunklen Marmorboden verursachten nicht das geringste Geräusch. Nur die harten, schnellen Schritte der Person vor mir hallten, einem Stakkato gleich, von den hohen Wänden. Plötzlich blieb sie am hinteren Ende vor einer Wandvertäfelung stehen. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich blickte mich rasch um und rutschte blitzschnell unter einen kleinen Tisch, in der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden. Vorsichtig blickte ich darunter hervor.
    Als hätte sie etwas zu verbergen, blickte die Gestalt sich um. Dieser Moment reichte aus. Eine Woge brennender Wut schoss in mir hoch, dass sie mich innerlich fast verbrannte. In der Gestalt erkannte ich jenen Vampir wieder, dessen Zähne den Hals meiner Schwester gebrandmarkt hatten. Fieberhaft überlegte ich, was zu tun sei. Ich erdolchte den Vampir vor mir mit den Blicken. Seine rechte Hand beschrieb derweil einen kleinen Halbkreis, ich vernahm ein Gemurmel und ein leises Klicken. Nahezu lautlos schwang die Vertäfelung auf und dahinter kam ein versteckter Gang zum Vorschein. Nur mit Mühe unterdrückte ich ein überraschtes Keuchen. Die Chance, dem Kerl einen dieser überall herumstehenden Kerzenständer über den Schädel zu ziehen, war dahin. Dafür schien sich soeben eine andere aufgetan zu haben.
    Ohne sich nochmals umzusehen, schlüpfte der Vampir hinein. Und lautlos wie ein Schatten huschte ich hinterher, sah ihn vor mir in der Dunkelheit verschwinden. Ihn jetzt aus den Augen zu verlieren käme einer totalen Niederlage gleich. Ohne an die Folgen zu denken, trat ich in den Gang. Doch kaum hatte ich ihn betreten, klappte die Tür hinter mir zu. Mein Herz plumpste in die nicht vorhandene Hose und verschreckt drehte ich mich herum, tastete die Wand ab. Mist! Da hatte ich nicht nachgedacht. Ich saß in der Falle! Der Weg zurück war versperrt!
    Mein Verstand signalisierte Panik. Wenn ich jetzt schrie, würde ich aufwachen? Immerhin hatte das schon einmal funktioniert. Oder würde ich eher diesen bissigen Kollegen auf mich aufmerksam machen? Kein wirklich erquickender Gedanke. Abgesehen davon wollte ich mehr über ihn erfahren. Und wie sollte mir das gelingen, wenn ich gleich bei der ersten Gelegenheit das Hasenpanier ergriff? Außerdem war das nur einer dieser extrem realistischen Träume. Und in Träumen konnte man bekanntlich agieren und diese auch beenden. Genau das würde ich tun, wenn es kritisch werden würde!
    Also würgte ich die Angst in mir ab und wandte mich um. Es dauerte einen Moment, ehe sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann aber gewahrte ich eine schmale Treppe, die tief hinabführte. Kein Lichtstrahl fiel hier hinein und doch konnte ich klar die bläulich schimmernden Umrisse der Stufen vor mir erkennen. Wie ging das denn? Weder war ich eine Katze noch hatte ich ein Nachtsichtgerät auf!
    Auch diesen Gedanken schob ich beiseite, konnte mich darum kümmern, wenn ich Zeit dazu hatte. Jetzt aber wollte ich wissen, was der Spitzzahn da vorne vorhatte.
    Die Treppe war weniger lang als ich erwartet hatte. Schon nach wenigen Metern war sie zu Ende und ein weiterer Gang erstreckte sich vor mir, der die Wahl zwischen rechts und links eröffnete. In welche Richtung war der Vampir

Weitere Kostenlose Bücher