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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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gegangen?
    Intuitiv schloss ich die Augen und versuchte mich auf Geräusche von Schritten zu konzentrieren, als ich wie durch ein unsichtbares Band gezogen in den linken Gang trat. Kein Laut war zu vernehmen und doch eilte ich in die gewählte Richtung. Hier war von der pompösen Ausstattung des Saales und der Gänge oben nichts mehr zu bemerken. Der Gang erinnerte mehr an ein unterirdisches Gewölbe, grob behauener Stein, der Boden teils aus festgetretenem Lehmboden. Die Wände fühlten sich kalt und feucht an, die Luft war sehr stickig und schwer, hier und da war ein Plätschern zu vernehmen.
    Ich weiß nicht, wie weit ich dem Gang gefolgt war, bis er einen Knick nach Links machte und in einiger Entfernung ein Lichtschein das Dunkel durchdrang. Ich blieb stehen und sah mich vorsichtig um. Der Lichtschein drang unter dem Spalt einer groben Tür hindurch. Ich wollte schon darauf zugehen, als ich kurz davor eine Bewegung ausmachte. Ein Wächter? Blitzschnell zog ich mich hinter die Ecke zurück.
    Mein Herz raste. Hatte er mich gesehen? Oder mehr noch, konnte er mich überhaupt sehen? Ich war nicht erpicht darauf, das herauszufinden.
    Ich brauchte es auch nicht mehr, denn plötzlich hallte ein lautes Knallen durch den Gang, dem ein Fauchen folgte. Neugierig blickte ich um die Ecke und sah Etwas, Jemanden an der Wand kauern. Die Tür stand weit offen und ein Schatten füllte den Rahmen vollkommen aus.
    »Bring sie zu mir«, vernahm ich eine Stimme, wie ein tiefes Grollen, von den Wänden widerhallen.
    Der Schatten im Türrahmen schien sich zu ducken und seine Stimme klang leicht unterwürfig: »Es dürfte schwer werden, Naridatha. Ich komme an ihrem Wachhund nicht vorbei.«
    »Das«, hallte es wie ein Donner durch das Gewölbe und ich presste meine Hände auf die Ohren, »ist dein Problem, Lagat! Und wage es nicht noch einmal, ohne sie hier zu erscheinen.«
    Spätestens jetzt war es an der Zeit, hier wegzukommen. Also rannte ich den Gang zurück, bis ich die Treppe zum Ausgang erkannte. Noch ein paar Meter den rechten Gang entlang und ich ließ mich flach auf den Boden fallen. Falls jemand in meine Richtung schaute, dann sahen die Meisten geradeaus, die Wenigsten aber suchen den Boden ab.
    Meine Rechnung ging auf! Mit wütenden Schritten eilte der Gescholtene den Gang entlang und dann die Treppe hinauf. Dabei murmelte er vor sich hin. Oben angelangt, hörte ich ihn gegen etwas klopfen. Vermutlich der Mechanismus zum Öffnen der Wand, denn kurz danach vernahm ich wieder ein leises Klicken.
    Sofort sprang ich auf, hastete zur Ecke. Ich wartete, bis die sich entfernenden Schritte immer leiser wurden, und eilte die Treppe hinauf. Gerade noch rechtzeitig schlüpfte ich hinaus. Einen kurzen Moment lang war ich ohne Deckung. Angesichts des zornigen Ausdrucks in der Haltung des Vampirs, der einige Meter entfernt vor mir den Gang entlang schritt, erschien das nebensächlich. Er war mehr auf sich und seine Wut konzentriert als auf seine Umgebung. Ich beschloss, ihm weiter zu folgen.
    Er eilte durch den Saal und bog dann in den Gang ein, aus dem ich ursprünglich gekommen war. Ich musste fast rennen, um Lagat nicht aus den Augen zu verlieren. Am hinteren Ende des Ganges erreichte er eine breite, mit Schnitzereien versehene Holztür, die er schwungvoll aufstieß. Er entschwand, dann vernahm ich Schritte auf einer Treppe und das erneute Knallen einer Tür. Ich eilte hinterher und befand mich plötzlich in einer riesigen Empfangshalle, pompös mit schwarz-weißem Marmor ausgestattet. Ein Blick nach rechts und die halb offen stehenden Flügel einer riesigen Eingangstür erschienen in meinem Sichtfeld.
    Ich war bereits auf dem Weg dorthin und befand mich fast in der Mitte der Halle, als mich näher kommende Schritte und Stimmen innehalten ließen. Hektisch sah ich mich um. Gut zehn Meter hinter mir befand sich der Gang, aus dem ich gekommen war. Einige Meter rechts von mir die Eingangstür, von wo her jedoch Stimmen erklangen. Mir gegenüber in ebenfalls gut zehn Metern Entfernung erblickte ich eine geschlossene Tür, und der Eingangstür gegenüber eine breite Treppe mit elegant geschwungenem Geländer, die nach oben führte und gleich daneben die breiten, geschlossenen Flügeltüren, die direkt in den Saal führten.
    Es wäre nun an der Zeit, aufzuwachen! Ich schrie innerlich. Nichts geschah!
    Oh verdammt! Wohin jetzt? Panik machte sich in mir breit. Ich hatte keine Zeit, eine Münze zu werfen!
    So wählte ich die Flucht nach vorn.

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