Schatten Blut
Beigegoldton mit kräftigem Magenta. Die Wände in einem sandfarbenen Ton getüncht.
»Falls du das Bad suchen solltest.« Dad grinste mich leicht an. »Hinter der spanischen Wand dort links ist eine Tür, von da aus kannst du ins Bad gelangen.«
»Deine erstaunliche Ortskenntnis lässt mich vermuten, dass du schon öfter hier warst, Dad.«
Er lachte leise. »Ja, hin und wieder schon. Ich bin allerdings auf der anderen Seite untergebracht. Über die Galerie auf der rechten Seite, die Tür in der Mitte. Inzwischen ist das schon so etwas wie mein ganz privates Zimmer geworden.«
Ich betrachtete ihn erstaunt. »Aha. Und wann warst du das erste Mal hier?«
»Das ist über dreißig Jahre her. Es war noch bevor ich deine Mutter kennen lernte.«
»Hat Darian das Haus da schon gehört?« hakte ich nach und Dad lachte laut. »Ich habe fast den Eindruck, Darian hat es erbaut. Vor mir waren andere Mitglieder unserer Familie hier. Es geht weiter zurück als ich denken kann.«
In meinem Kopf begannen Zahlenreihen zu rattern. Alle Wetter! Dann … »Wie alt ist Darian überhaupt?« fasste ich meine Gedanken in Worte.
Diesmal schüttelte Dad den Kopf. »Da fragst du den Falschen, Faye. Stell ihm die Frage lieber selbst, ich habe mich nie dafür interessiert. Das Einzige, was ich weiß ist, dass er schon zu Zeiten der Kreuzritter existiert hat. Vermutlich sogar länger.«
Ich machte dicke Backen. »Das sieht man ihm wirklich nicht an. Er hat sich verflixt gut gehalten für das Alter!«
Dad lachte schallend. »Einzig darum beneide ich ihn.«
»Ach was! Du bist auch noch ein echter Hingucker, Dad!«
»Herzlichen Dank, Tochter. Ich werde mich jetzt rasieren gehen, das Gestrüpp muss runter. Wir sehen uns später unten.« Er gab mir einen Kuss auf die Wange und verließ den Raum. Versonnen sah ich ihm einen Moment nach, zog mich dann aus und suchte das Bad auf.
Auch hier grauweißer italienischer Marmor wie in der Empfangshalle. Selbst Waschbecken und Duschwanne bestanden aus diesem Material. Überrascht war ich von der Wärme unter meinen nackten Füßen, bis ich neben der Tür den Schalter für eine Fußbodenheizung entdeckte.
Die Dusche kam einem Wellness-Erlebnis gleich. Hochmoderne Armaturen sorgten für Wohlbefinden, denn das Wasser kam nicht nur von oben, sondern auch von den Seiten. Einzig die großzügige Eckwanne war aus moderneren Materialien. Eingelassene Düsen ließen einen Whirlpool vermuten. Luxus pur!
An Haltern hingen dicke, flauschige Handtücher verschiedener Größen und in einer Schale neben dem Waschbecken lag eine kleine erlesene Auswahl an Seifenstücken. In der Dusche selbst standen zwei verschiedene Shampoos, Spülungen und Duschseifen.
Ich war sehr beeindruckt! Wenn das Darians täglicher Standard war, wunderte es mich nicht, dass ihm bisweilen etwas langweilig war. Obwohl für mich feststand: Hier ließ es sich wahrlich gut aushalten!
– Kapitel Siebzehn –
M it nassem Haar, es lediglich mit einem Band locker zusammengebunden, eilte ich in T-Shirt und Jeans den Gang entlang und über die Treppe hinunter in die Halle. Dort hielt ich inne, um mich zu orientieren, als ich einen älteren Mann in grauer Livree bemerkte, der mich ebenfalls etwas irritiert ansah.
»Sie wünschen, Madame?« fragte er im feinsten Englisch und musterte mich von Kopf bis Fuß. Wieso kam ich mir mit meinem Gesamterscheinungsbild plötzlich leicht minderwertig vor?
»Jason, führen Sie die junge Dame bitte in den gelben Salon«, vernahm ich von oberhalb der Galerie eine Stimme und blickte auf. Darian lehnte mit einer Hand auf dem Geländer und fixierte den Angesprochenen. »Sorgen Sie dafür, dass sie sich wohl fühlt. Ich werde in Kürze folgen.«
»Sehr wohl, Sir.« Jason nickte knapp und wandte sich sogleich an mich: »Wenn Sie mir bitte folgen würden, Madame.«
»Gibt es noch andersfarbige Salons hier?« traute ich mich zu fragen und erhielt einen Blick, der mir deutlich machte, dass man solche Fragen für gewöhnlich nicht stellte. Abermals kam ich mir etwas deplatziert vor. Doch nun erwachte mein Kampfgeist. Ich hatte eine Frage gestellt, und wollte gefälligst eine Antwort!
»Nun, Jason, das ist doch Ihr Name?« schnippte ich in hochnäsigem Ton. Als er knapp nickte, fuhr ich fort: »Dann bitte beantworten Sie meine Frage.«
»Der rote Salon liegt auf der anderen Seite des Foyers, Madame. Ebenfalls verfügt dieses Haus neben einer Bibliothek über ein grünes Zimmer, welches der Herr hauptsächlich zur
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