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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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hatte erwartet, weiterhin in London zu bleiben, dass Darian hier ein altes Stadthaus besaß. Doch als ich erwachte und zur Orientierung aus dem Fenster blickte, sah ich flaches Land um uns herum. Hier und da ein bestelltes Feld, dort ein paar Wiesen, in der Entfernung einige Dörfer und alte Gutshöfe. Wir fuhren über eine alte Landstraße.
    Ein paar Meilen später bog Darian in einen wenig befahrenen Seitenweg ab. Der Wagen rumpelte über diverse Schlaglöcher und wir näherten uns einem Waldstück, durch das wir kurz darauf fuhren. Das Rumpeln und Hüpfen des Wagens wurde intensiver und allmählich musste ich mich festhalten. Mein Blick fiel auf Julie und ich beneidete sie fast um ihren tiefen Schlaf. Von Ernestine wusste ich, dass sie mit einer Valium nachgeholfen hatte. Wie lange die Wirkung wohl noch anhielt? Nicht auszudenken, was geschehen würde, erwachte sie und drehte gleich wieder durch, sobald sie mich neben sich sitzen sah.
    »Wir sind gleich da«, meinte Darian und hielt vor einem schmiedeeisernen Tor. Er wollte schon aussteigen, als ich erleichtert aus dem Wagen sprang. »Ich mach schon auf. Wie weit ist es noch von hier aus?«
    »Zirka eine viertel Meile. Warum?«
    »Weil ich den Rest gern laufen möchte«, gab ich zur Antwort und wandte mich um. Keine zwei Minuten später fuhr der Bentley an mir vorbei durch das Tor. Ich schloss es hinter mir und schlenderte dem Wagen gemächlich hinterher.
    Vögel zwitscherten in den Zweigen der Bäume, hier und da knackte ein Ast. Ich vermutete Füchse und andere Kleintiere im Unterholz. Ein Teppich kleiner, weißer Blüten überzog den Waldboden, eine Maus rannte knapp vor meinen Füßen quer über den Weg. Ich lächelte. Hier wirkte es unendlich friedlich, ganz im Gegensatz zu der Hektik der Großstadt. Vielleicht war das genau der richtige Ort, an dem Julie sich erholen konnte.
    Und vielleicht fand auch ich hier etwas Ruhe. Meine Kameraausrüstung und den Laptop hatte ich sicherheitshalber eingepackt. Die Umgebung bot sich regelrecht dazu an, ein paar schöne Bilder zu machen. Das Spiel des Lichtes im Geäst war wunderschön. Das satte Grün des Laubes hatte seinen ganz eigenen Reiz.
    Ich bückte mich und pflückte eine der kleinen, weißen Blumen. Mich aufrichtend, steckte ich sie mir hinter das Ohr, als mein Blick durch ein Geräusch gelenkt ins Unterholz fiel. Für einen sehr kurzen Augenblick blinkte dort etwas auf und ich meinte, zwei Augen aufleuchten zu sehen. Ich blinzelte, dann war es weg.
    »Hallo?« rief ich zu meiner eigenen Sicherheit in die Richtung. Nichts geschah. Kein Geräusch, nichts. Ich hatte mich bestimmt geirrt.
    Lachend über meine Täuschung wandte ich mich um und keuchte sogleich entsetzt auf. Wie aus dem Boden gewachsen stand Darian vor mir und schaute mich neugierig an.
    »Musst du mich so erschrecken?« machte ich meinem Schock Luft.
    »Mit wem hast du gesprochen?« überging er meine Frage und blickte in den Wald.
    »Mit Niemanden. Ich dachte, ich hätte da einen Hund oder so etwas gesehen. Habe mich aber wohl geirrt.«
    »Hund?« echote er und schaute nochmals in die Richtung. »Möglich, dass einer aus dem nahen Dorf hier herumschleicht. Nun komm, wir haben uns schon Gedanken gemacht, wo du so lange bleibst.«
    Nebeneinander gingen wir den Weg entlang, der nach einigen Metern eine leichte Biegung machte. Dort hörte das Waldstück abrupt auf und ich schaute eine lange, von hohen Eichen eingefasste Allee entlang. In einiger Entfernung erblickte ich ein sehr altes, prächtiges Herrenhaus aus rotem Backstein, vor dem auf einem breiten Kiesweg der Bentley stand. Verblüfft blieb ich stehen und ließ den Anblick erst einmal auf mich wirken.
    »Wow!« machte ich schließlich und warf Darian einen anerkennenden Blick zu. »Seit Generationen in Familienbesitz?«
    Ich hörte ihn leise lachen. »Nicht so ganz. Eher seit einem knappen Jahrhundert in meinem Besitz. Gefällt es dir?«
    »Wenn die monatlichen Energiekosten den eigentlichen Kaufpreis unterschreiten, ziehe ich da glatt ein«, gab ich schlagfertig zurück und grinste ihn breit an.
    »Die erste Runde geht auf mich«, erwiderte Darian schmunzelnd. »Und ab nächste Woche übernimmst du den Abwasch.«
    »Was denn? Auch noch arbeiten? Soweit kommt das noch!« Lachend lief ich die Allee entlang. »Wer als Letzter ankommt, hat verloren!«
    »Angenommen!« Und schon eilte er hinterher.
    Ich legte einen Sprint hin, der Olympiasieger Carl Lewis Konkurrenz gemacht hätte. Doch als ich die

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