Schatten der Angst (German Edition)
dritten Mal in das schmale Doppelbett umgezogen waren, verspürte Amanda, kurz bevor sie in einen erschöpften Schlaf sank, einen Anflug von Unbehagen.
Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebte.
Aber er hatte nicht gesagt, dass er sie ebenfalls liebte.
Kurz vor Sonnenaufgang trug Logan die halb bewusstlose Amanda in das sehr viel komfortablere Bett im Hauptschlafzimmer. Er legte sie ins Bett, steckte die Decke rundherum fest und betrachtete ein paar Minuten lang beinahe ehrfürchtig das ätherische Bild, das ihr Anblick bot.
Mit den vollen pinkfarbenen Lippen, die ein Lächeln andeuteten, und den wie zum Gebet unter den Wangen gefalteten Händen sah sie aus wie ein Engel. Ihr prachtvolles Haar umgab sie wie ein Heiligenschein, aber er wusste, dass sich unter dem engelsgleichen Aussehen mehr verbarg.
Sie war kein Engel. Sie war eine Tigerin. Eine fordernde Frau, die ihn erneut mit dem Feuer ihrer Leidenschaft überrascht hatte. Zarte Augenringe bezeugten, dass es ihm in der vergangenen Nacht unmöglich gewesen war, die Hände von ihr zu lassen.
Ihr Liebesgeständnis hatte ihn so überwältigt, dass er sich von seiner Leidenschaft hatte mitreißen lassen – er hatte ihr seine Gefühle offenbart, indem er noch das letzte Quäntchen Lust aus ihr herausgekitzelt hatte. Als sie sich zum dritten Mal geliebt hatten, hatte er ihr drei Orgasmen verschafft, bevor sie um Gnade gebettelt und er in drei schnellen Stößen die Ekstase mit ihr geteilt hatte.
Der Sex mit Amanda fühlte sich an, als wären ihre Körper füreinander geschaffen; sie passten perfekt zueinander, wie es sich immer wieder, bei jeder noch so zarten Berührung erwies.
Sie hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Victoria, entsprach so gar nicht dem vorgefertigten Bild, das er sich von seiner Traumfrau gemacht hatte. Dennoch war sie für ihn perfekt.
Auf der Türschwelle drehte er sich noch einmal um, um sich zu vergewissern, dass sie immer noch friedlich schlief. Normalerweise hatte sie keine Albträume, wenn sie so müde und erschöpft war, und dafür war er dankbar. Eines Tages war es hoffentlich möglich, diese Albträume ein für alle Mal zu verbannen.
Darauf vertrauend, dass sie noch ein paar Stunden schlafen würde, nahm er eine Dusche und kleidete sich im Gästezimmer an. Von seinem Arbeitszimmer aus rief er Pierce an, damit dieser sich auf den Weg machte. Pierce hob beim ersten Klingeln ab und versicherte ihm, dass er in zwanzig Minuten da sein würde.
Logan sehnte sich nach einer Tasse Kaffee, doch da er befürchtete, dass der Kaffeeduft Amanda aufwecken könnte, blieb er sitzen und trommelte mit den Fingerspitzen auf der Schreibtischplatte herum.
Er hatte gerade angefangen, ein paar Unterlagen zu ordnen, als ihm die Northwood-Akte ins Auge fiel. Es waren noch ein paar Seiten übrig, die er noch nicht wieder gelesen hatte. Er konnte das genauso gut jetzt gleich tun. Er schnappte sich den Ordner und blätterte vor bis zu dem Teil, den er mit einer Büroklammer markiert hatte.
Unter den Papieren war ein Interview mit dem Hotelmanager. Anna Northwood hatte in dem Motel, in dem sie ermordet worden war, als Zimmermädchen gearbeitet. Das kurze Interview enthielt nur wenige Details, und er entdeckte nichts, was er nicht schon vorher gewusst hatte.
Er las zwei weitere Berichte und blätterte dann zur letzten Seite der Akte. Eine durchsichtige Plastikhülle war daran geheftet, in der eine CD steckte. Neugierig entfaltete Logan den Zettel. Es handelte sich um einige biografische Angaben zum Opfer, die wesentlich ausführlicher waren, als das, was er sonst in den Unterlagen gefunden hatte. Die Biografie war wenige Tage nach dem Mord erstellt worden, von einem Detective, den Logan nicht kannte.
Ganz oben auf den Zettel stand der volle Name des Opfers: Anna Katherine Northwood.
Logan erstarrte. Das Blut gefror ihm in den Adern, als er den Namen noch einmal las. Anna. Katherine. Northwood. Neben ihrem vollen Namen war ein kleiner Kasten eingezeichnet, neben dem »Spitzname« stand. In dem Kästchen standen vier Buchstaben: K-A-T-E. Von ihrer Familie war Anna Kate genannt worden.
Amandas Angreifer hatte sie ebenfalls Kate genannt.
Das musste einfach ein Zufall sein.
Alles andere würde er nicht überleben.
Seine Hand zitterte, als er die CD aus der Hülle zog und den Klebezettel las, der daran haftete. Auf dem Zettel stand, dass die Musik auf der CD zu dem Zeitpunkt abgespielt worden war, als das Opfer in dem Motelzimmer gefunden wurde. In
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