Schatten der Angst (German Edition)
hatte nicht wissen können, wer in jenem Transporter gesessen hatte oder was passieren würde, wenn er den Mann gehen ließ. Schuld an allem war einzig und allein der Fahrer des Transporters, der sich dafür entschieden hatte, diese schrecklichen Taten zu begehen.
»Ich muss dringend mit Logan sprechen. Kann ich mir Ihr Telefon ausborgen?«
»Ich halte das für keine gute Idee. Geben Sie mir doch eine Nachricht für ihn mit, ich sorge dafür, dass er sie bekommt, sobald ich wieder in Shadow Falls bin.«
»Ich brauche nur ein paar Sekunden. Es ist wirklich wichtig.«
Karen runzelte die Augenbrauen und schüttelte den Kopf, wobei sie den Rückspiegel im Auge behielt. »Es tut mir wirklich leid, aber das kann ich nicht erlauben. Logan hat mir strikte Anweisungen gegeben, um Ihre Sicherheit zu gewährleisten. Eine dieser Anordnungen war es, nicht mit meinem Handy zu telefonieren, während ich Sie zum Motel fahre.«
»Und Sie halten sich immer an das, was Logan Ihnen vorschreibt?«, fragte Amanda sarkastisch und frustriert.
»Immer.«
Amanda ballte die Hände zu Fäusten, während sich Karen anschickte, die nächste Autobahnausfahrt zu nehmen. Nachdem sie noch ein paarmal abgebogen waren, standen sie auf dem Parkplatz eines exklusiv wirkenden Komplexes von Eigentumswohnungen. Jede Wohnung verfügte über einen eigenen Eingang mit dekorativen, schmiedeeisernen Türen.
Die beiden Polizisten in dem Streifenwagen winkten ihnen zum Abschied zu, bevor sie wendeten und über die Interstate nach Shadow Falls zurückfuhren.
Karen bremste ab und kurbelte das Fenster herunter. »Das ist ja ein riesiges Gebäude. Helfen Sie mir, Gebäude zehn zu finden.«
Amanda sah aus dem Fenster und hielt Ausschau nach den Gebäudenummern. Sie atmete erleichtert auf, als sie eine Eins und eine Null sah, die auf dem Gebäude zu ihrer Rechten aufgemalt waren. »Dort drüben, Karen. Ich glaube, wir sind gerade daran vorbeigefahren.«
Karen lehnte sich zu ihr herüber, um aus dem Beifahrerfenster schauen zu können. »Verdammt. Dass sie die Adresse aber auch nie dahin schreiben, wo man sie gut sehen kann.« Sie fuhr in eine Parklücke, um zu wenden.
Amanda drehte sich zu Karen um. Als sie plötzlich einen Mann sah, der mit einem kurzen Metallrohr in der Hand auf ihren Wagen zusprintete, riss sie vor Schreck die Augen auf. »Karen, da vorn, passen Sie auf!«
19
Kopfschüttelnd musterte Logan die Ansammlung verfallener Bruchbuden, die sich Summerville nannte. Es gab nicht einmal ein Gerichtsgebäude, und nach dem zu urteilen, was er beim Hineinfahren in das Örtchen zu Gesicht bekommen hatte, gab es hier keine Geschäfte außer einem Supermarkt der Piggly-Wiggly-Kette und einer Tankstelle.
Selbst Walmart schien diesen Teil der Welt noch nicht für sich entdeckt zu haben.
Als Logan vor dem Haus hielt, dessen Adresse er sich notiert hatte, pfiff Pierce leise durch die Zähne. »Ich kann verstehen, warum die Northwood-Familie hier weggezogen ist. Welcher Mensch würde schon freiwillig an einem Ort wie diesem leben wollen?«
»Außer Kleinganoven, meinen Sie?«
Pierce schnitt eine Grimasse. »Gutes Argument.«
Sie stiegen aus dem Wagen und marschierten über den vernachlässigten Weg aus aufgeplatztem Beton und Unkrautbüscheln zur Vorderveranda des Hauses. Bevor sie sich auf die morschen Treppenstufen wagen konnten, öffnete eine ältere Frau die Fliegengittertür und trat zu ihnen nach draußen.
Ihr weißes Haar war zu einem strengen Knoten nach hinten gekämmt, und über ihrem ausgeblichenen blauen Kleid trug sie eine saubere weiße Schürze. Aus dem köstlichen Duft, der durch die Fliegengittertür zu ihnen drang, schloss Logan, dass sie gerade einen Apfelkuchen buk. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen; die alte Frau erinnerte ihn an seine Großmutter.
»Was verschlägt zwei junge, gut aussehende Männer hierher in dieses verschlafene Nest? Haben Sie sich verfahren?«
»Nein, Ma’am«, erwiderte Logan. »Wenn Sie Mrs Whitman sind, dann sind wir hier genau richtig. Ich bin Police Chief Logan Richards aus Shadow Falls, und das hier ist Sonderermittler Pierce Buchanan vom FBI.«
Sie schüttelte Pierce zuerst die Hand. »Und was ist so besonders an Ihnen, Sonderermittler Buchanan?« Pierce riss die Augen auf und sah aus, als überlegte er krampfhaft, was er darauf entgegnen könnte. »Nur ein kleiner Scherz, Mr Buchanan. Ich weiß, was ein Sonderermittler ist. Ich sehe gelegentlich fern.« Sie zwinkerte ihm kokett zu, bevor
Weitere Kostenlose Bücher