Schatten der Angst (German Edition)
gelöst, nicht wahr? Verdammt gute Arbeit.«
Stille füllte das Zimmer, und alle Augen richteten sich auf Logan. Metzger war ein Serienmörder gewesen, der New York fünfzehn Monate lang heimgesucht und ein Dutzend Frauen getötet hatte, bevor Logan den Fall übernommen hatte. Er hatte ihn in weniger als drei Wochen gelöst. Doch mit dem Lob, mit dem er überhäuft worden war, hatte er sich nie besonders wohlgefühlt. Er hatte den Fall einfach mit frischen Augen sehen können, ein Muster erkannt, das den anderen auch aufgefallen wäre, wenn sie mehr Distanz gehabt hätten.
»Was können Sie uns über den Mörder sagen?«, fragte Logan und lenkte das Gespräch wieder auf die wesentlichen Fragen.
Pierce nickte, er wirkte nicht im Geringsten beleidigt wegen seiner barschen Reaktion. Er gab sich ganz professionell, als er sich seinen Männern zuwandte und ihnen Anweisungen gab, welche Notizen und Fotos in welcher Anordnung an der wiederbeschreibbaren Wandtafel angeheftet werden sollten. Inzwischen war sie von den Fotos junger Frauen bedeckt, die einander auffallend ähnlich sahen. Sie alle waren jung und schlank und hatten langes braunes Haar.
Schuldgefühle versetzten Logan einen Stich, als das Foto von Carolyn O’Donnell an der Tafel aufgehängt wurde. Auch wenn er nicht wusste, was er noch hätte tun können, um sie rechtzeitig zu finden, machte es ihm immer noch etwas aus, dass er sie nicht hatte retten können.
Allerdings war ihm inzwischen klar geworden, dass es keinen Unterschied gemacht hätte, wenn seine Männer sofort von dem Branson/Stockton-Fall erzählt hätten, als O’Donnell vermisst gemeldet worden war. Nachdem er gestern Nachmittag die alten Fallakten durchgegangen war und erfahren hatte, dass Dana Branson in einer der Hütten am Black Lake getötet worden war, hatte er seine Männer dorthin geschickt, um das Gelände abzusuchen. Die Hütten waren verrottet und heruntergekommen, sie waren seit Jahren nicht benutzt worden, da eine Dürre den See fast völlig ausgetrocknet hatte. Es hatte keinen Hinweis darauf gegeben, dass der Killer O’Donnell in eine dieser Hütten gebracht hatte. Auch in den Aktennotizen hatte es keine weiteren Hinweise gegeben, die ihnen hätten helfen können, sie rechtzeitig zu finden.
Neben den Fotos von O’Donnell hingen Aufnahmen von Amanda. Das erste Foto zeigte sie bei ihrer Collegeabschlussfeier vor der Entführung. Logan war nicht der Ansicht, dass sie nun vollkommen anders aussah. Sie war immer noch schön, auch mit der Narbe. Sie hatte immer noch dieselbe schwere Masse zimtfarbenen Haars und dieselben tiefblauen Augen, die an den Winkeln leicht geschwungen waren, was ihr ein exotisches Aussehen verlieh.
Der Hauptunterschied zwischen der Frau auf dem Foto und der Frau, die er an diesem Morgen getroffen hatte, war ihr Lächeln – oder vielmehr die Tatsache, dass sie nicht lächelte. Er hasste es, dass ein Fremder ihr die Lebensfreude und Hoffnung genommen hatte, die auf dem Collegefoto so deutlich zu sehen waren.
Das zweite Foto zeigte den Tatort am Black Lake. Die Polizei hatte Amanda in einem hohlen Eichenstamm zusammengerollt gefunden, wo sie sich nach ihrer Flucht vor dem Killer versteckt hatte. Logan sah dieses Foto nicht zum ersten Mal. Doch jetzt, da er Amanda kennengelernt hatte, war es sehr viel verstörender, sie so bleich und blutverschmiert zu sehen. Als einer der Agenten ihm ein Blatt Papier reichte, war Logan dankbar, dass er nicht mehr länger das verstörende Bild ansehen musste.
»Agent Nelson verteilt nun das Profil, das er von dem Mörder erstellt hat«, sagte Pierce. »Wir werden es mithilfe der Informationen vom O’Donnell- und Branson/Stockton-Fall aktualisieren, gehen aber davon aus, dass es immer noch brauchbar ist.«
Als jeder eine Kopie hatte, trat er an die weiße Tafel. »Wir werden später über das Profil sprechen. Als Erstes sehen Sie sich bitte die Bilder der Frauen an, die er getötet oder zum Sterben zurückgelassen hat.«
»Wie meinen Sie das, › zum Sterben zurückgelassen ‹ ?«, fragte Riley, der links von Logan saß.
Pierce malte rote Kreise um die Gesichter von Dana, Amanda und einer dritten Frau.
»Die Strategie des Mörders ist es, das Opfer mit Messerstichen zu verletzen und zu strangulieren, außer in diesen drei Fällen. Er hat diese Frauen mit Messerstichen verletzt, doch er hat sie nicht getötet. Er hat sie verbluten lassen. Wir glauben, dass es ihm egal war, ob sie starben oder überlebten. Er spielte ein
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