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Schatten der Angst (German Edition)

Schatten der Angst (German Edition)

Titel: Schatten der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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weil er alt und verrostet war.
    Sie schloss den Schrank auf und zog eine Schublade heraus, die sich dank gut geölter Schienen geräuschlos öffnen ließ. Sie hob eine Augenbraue, verzichtete aber auf einen weiteren Tadel. Ihr unausgesprochener Appell wurde auch so deutlich: Beim nächsten Mal sollte er sich zuerst an sie wenden, bevor er in ihren Herrschaftsbereich eindrang.
    Mit schnellen Bewegungen glitten ihre pragmatisch kurz geschnittenen Fingernägel über die Oberseiten der Akten und fanden die Gesuchte. »Hier ist sie.« Sie hievte den schweren Aktenordner aus dem Schrank.
    Logan nahm ihn entgegen und überflog die erste Seite, um sicherzugehen, dass sie die Richtige erwischt hatten. Er schloss den Ordner und beugte sich vor, um Mabel einen schnellen Kuss auf die Wange zu drücken.
    Sie errötete, ihre blassen, runzeligen Wangen überzogen sich mit einem hellen Roséton, der sie fast jugendlich erscheinen ließ. »Womit habe ich das verdient?«, fragte sie, räusperte sich und strich ihren Rock glatt.
    Logan grinste und gab ihr einen weiteren flüchtigen Kuss auf die Wange. »Das, meine wundervolle, effizient arbeitende Ms Mabel, war ein Dankeschön. Darf ich Sie nach oben geleiten, oder haben Sie hier unten noch etwas zu erledigen?«
    Er bot ihr seinen Arm an, und sie hob eine Augenbraue, bevor sie ihren Arm durch seine Ellenbogenbeuge schob. Ihre Augen funkelten. »Ihre Hilfe brauche ich mitnichten, junger Mann, ich nehme Sie aber trotzdem gern an.« Sie beugte sich vor und flüsterte verschwörerisch: »Und ich würde mich über ein weiteres ›Dankeschön‹ oben auf dem Treppenabsatz freuen – und zwar im direkten Blickfeld von Bürgermeister Montgomerys zickiger Verwaltungsassistentin. Betty Lou ist nämlich ganz schrecklich in Sie verliebt. Ich würde ihr gern einen kleinen Dämpfer verpassen.«
    Logan lachte und führte seine herrlich kesse Sekretärin zur Treppe.
    Der Sonntag war ein Tag, den man normalerweise der Erholung widmete, doch Logan ging jede Wette ein, dass der Serienmörder sich nicht ausruhte. Also würde er sich auch keine Ruhe gönnen. Nachdem er den ganzen Tag mit seinem Team an dem Fall gearbeitet hatte, war er nach Hause gefahren und hatte sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen. Er hatte damit angefangen, den Northwood-Fall noch einmal zu lesen. Die Akte umfasste mehrere hundert Seiten Vernehmungen und Berichte. Bislang hatte er nichts Neues entdeckt. Er hatte sich auch noch einmal die Berichte und Befragungen im O’Donnell-Fall angesehen, immer auf der Suche nach dem fehlenden Hinweis, der die Puzzleteilchen zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen würde.
    Außerdem versuchte er, nicht daran zu denken, dass Amanda sich im Nebenraum aufhielt.
    Es hatte sich herausgestellt, dass es für Logan eine weitaus größere Belastung darstellte, mit ihr unter demselben Dach zu wohnen, als er erwartet hatte. Er gab sich alle Mühe, die lästigen Reaktionen seines Körpers zu ignorieren, die sich einstellten, sobald sie das Zimmer betrat. Er wollte sie verzweifelt besitzen, und gleichzeitig sehnte er sich nach so viel mehr.
    Wenn es um sie ging, kannte sein Beschützerinstinkt keine Grenzen. Er wollte ihr helfen, für ihre Sicherheit sorgen, sie in den Armen halten und sicherstellen, dass sie sich nie wieder vor etwas fürchten musste.
    Er schüttelte den Kopf, verblüfft darüber, wie schnell seine Gedanken zu Amanda abschweiften. Er musste sich auf den Fall konzentrieren. Was ihre heißeste Spur, Frank Branson, anging, hatte sich bislang nicht Neues ergeben. Niemand schien zu wissen, wo er sich aufhielt. Das Fuhrunternehmen, für das er arbeitete, gab an, dass er wegen einer Lieferung nach North Carolina unterwegs gewesen war. Doch dort war er niemals angekommen. Pierces Männer waren ausgeschwärmt und überwachten sein Apartment. Logan hoffte, dass Branson der Täter war, aber für den Fall, dass er doch unschuldig war, wollte er auch andere Spuren nicht vernachlässigen.
    »Haben Sie vor, die ganze Nacht zu arbeiten?«
    Alle Gedanken an den Fall waren sofort ausgelöscht, als Logan aufschaute und Amanda auf der Türschwelle zu seinem Arbeitszimmer stehen sah. Sie war so schön, dass es ihm Schmerzen bereitete, sie anzusehen. Er stellte fest, dass sie wieder ihr Haar nach vorn gestrichen hatte, sodass die Hälfte ihres Gesichts verborgen war. Er hasste die Befangenheit, die sie bei ihm auslöste. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und war überrascht zu sehen, wie spät es

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