Schatten der Angst (German Edition)
ihrem Oberschenkel ruhten. »Ich habe mich wie eine Närrin verhalten. Ich habe mich geschämt und wollte dir nicht noch einmal unter die Augen treten. Außerdem gibt es für mich keinen Grund zu bleiben. Ich habe dir alles gesagt, was ich über den Fall weiß. Das Computerprogramm, das euch bei den Ermittlungen helfen sollte, ist fertig. Was soll ich also noch hier?«
Er legte ihr die Hand unter das Kinn und hob es sanft an, bis ihre Blicke sich trafen. »Ich möchte aber nicht, dass du gehst.«
Sie räusperte sich verlegen und machte große Augen. »Wirklich nicht?«
»Auf keinen Fall.« Um sie nicht wieder in Panik zu versetzen oder schlechte Erinnerungen in ihr wachzurufen, zog er die Hand zurück, obwohl es ihm schwerfiel. Nichts wünschte er sich mehr, als sie in die Arme zu schließen, sie zu beschützen und die Angst aus ihren Augen zu vertreiben. Nun, wenigstens konnte er versuchen, ihr ihre Sicherheit zurückzugeben. »Bei mir zu Hause ist es sicherer für dich. Nur eine Handvoll Leute weiß, dass du bei mir wohnst, und es wird immer ein Polizist zu deinem Schutz da sein, entweder Karen oder ich.«
Sie sah ihn aus großen Augen an, und einen Moment lang glaubte er, Enttäuschung in ihrer Miene zu lesen. Doch dann lächelte sie. »Na ja, es gibt eine Menge Argumente, die für eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung sprechen.«
»Da hast du recht«, stimmte er zu. »Ich weiß, dass du gern die Stadt verlassen würdest, von all dem hier fort möchtest, aber ich bitte dich, noch ein paar Tage länger bei mir zu wohnen. Wenn ich den Fall bis dahin nicht gelöst habe, fahre ich dich höchstpersönlich zum Flughafen.«
»Warum?«, fragte sie. »Warum sollte ich bleiben?«
Weil ich mir nicht vorstellen kann, nach Hause zu kommen, und du bist nicht da. Weil ich gerade dabei bin, mich in dich zu verlieben . »Weil ich dir möglicherweise noch ein paar Fragen stellen muss, und es ist einfacher, sie direkt zu stellen. Solange der Mörder nicht gefasst ist, würde ich mich einfach besser fühlen, wenn ich dich bei mir zu Hause wüsste, mit Karen oder mir selbst. Ich würde nur ungern jemand anderem deine Sicherheit anvertrauen.«
Sie fröstelte und schlang die Arme um sich. »Okay, in Ordnung. Ich werde bleiben, ein paar Tage noch. Dann können wir ja noch einmal darüber sprechen.«
»Danke«, flüsterte er. Unfähig, dem Drang sie zu berühren länger zu widerstehen, drückte er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und zog sich dann schnell zurück, bevor sie noch Panik bekam.
13
»Na toll. Man sollte denken, dass hier gelegentlich mal jemand sauber macht«, sagte Riley. Seine Lippen kräuselten sich vor Abscheu, als er eine weggeworfene Fast-Food-Tüte aus dem Weg kickte und über eine Ameisenstraße hinwegstieg, die zu einem undefinierbaren, klebrigen Haufen auf dem fleckigen Betonboden führte.
Die Überwachung von Bransons Wohnung hatte endlich zum Erfolg geführt. Pierces Männer hatten angerufen, um zu melden, dass Branson vor weniger als einer Stunde in seinem Apartment aufgetaucht war. Pierce, Riley und Logan hofften, ihn dort überrumpeln zu können.
Pierce, der hinter Riley herging, blieb stehen, um sich den Schuh an einer Bordsteinkante zu säubern. Logan fragte nicht nach, in was Pierce getreten war, denn er konnte sich eine ganze Reihe unangenehmer Dinge vorstellen, die es gewesen sein konnten.
Riley klopfte an die verrostete Wohnungstür, die einstmals weiß gewesen war und die jetzt eine Mischung aus abblätternder, sich gelb verfärbender Farbe und schmierigen schwarzen Handabdrücken zeigte. Er wischte sich ostentativ die Hände an den Hosen ab, als könnte er damit die Keime loswerden, die er sich an der Tür eingefangen haben mochte. Logan warf ihm einen warnenden Blick zu.
Knirschend öffnete sich die Tür, und sie wurden von einem zerzausten Frank Branson begrüßt. Seine Augen waren blutunterlaufen, und die Bartstoppeln in seinem Gesicht waren mehrere Tage alt. Die Baumwollshorts und das weiße T-Shirt, das er trug, waren zwar hoffnungslos zerknittert, schienen aber wenigstens sauber zu sein.
Logan widerstand dem Drang, dem Mann die Faust in das Gesicht zu rammen, und streckte ihm stattdessen die Hand entgegen. »Mr Branson, ich bin Chief Richards.«
Branson beäugte seine Hand, als handelte es sich um eine giftige Schlange. »Was wollen Sie?«
Logan war ziemlich erleichtert, dass er Branson nicht die Hand schütteln musste. »Wir würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen und dachten,
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