Schatten Der Erinnerung
gleiche getan.
Xandria blickte von Regina zu Slade und presste ihre vollen Lippen zusammen. »Ich habe eine Verabredung«, murmelte sie. Ihre Stimme war von Natur aus leise und rau. »Entschuldigen Sie mich.«
Regina nickte nur leicht. Obwohl sie ein möglichst gleichgültiges Gesicht aufgesetzt hatte, musste sie Slade immer noch wütend anstarren. Er starrte genauso intensiv und zornig zurück.
Edward sprang vor. »Ich begleite dich hinaus«, sagte er zu Xandria. Regina warf ihm einen verstohlenen Blick zu und bemerkte, wie er diese Amazone ansah, Sie vermutete, dass zahlreiche Männer um diese sinnliche Frau herumschwirrten wie Bienen um den Honig.
Xandria warf ihm einen langen, forschenden Blick »Danke.«
Sie winkte Slade und schwebte hinaus. Strahlend folgte Edward ihr.
Nun waren sie allein.
Plötzlich drangen sämtliche Straßengeräusche durch die offenen Fenster: Klingeln und Hupen, Räderrumpeln auf dem Kopfsteinpflaster, das Klappern von Pferdehufen, eine Polizeipfeife, Rufe, und durch alles hindurch das Gurren der Tauben auf dem Gesims.
Slade stand brüsk auf und trat hinter seinem Schreibtisch hervor. »Was machst du hier?«
»Vielleicht sollte ich dich das fragen«, erwiderte Regina höflich. Sie spielte auf sein Rendezvous an, nicht auf sei Flucht.
»Wie du siehst, habe ich viel zu tun.«
»In der Tat.«
Er knirschte mit den Zähnen. »Was machst du hier?«
»Möglicherweise hast du es vergessen«, entfuhr es unabsichtlich, »aber der Platz einer Frau ist an der Sei ihres Mannes.«
»Nicht in diesem Fall.«
Wie eine Flutwelle brach der Schmerz über sie herein. »Nein, nicht in diesem Fall. Daran hast du keinen Zweifel gelassen.«
»Ich habe niemals gesagt, dass ich vorhatte zu bleiben«, entgegnete er, aber seine Stimme stockte, und seine Augen ließen nicht von ihr ab.
Regina zitterte. Er hatte ihre Qual bemerkt, aber nun war es zu spät. »Du hast nie etwas gesagt.«
»Du hast auch niemals gefragt.«
Sie sahen einander an. Regina wankte und glaubte sich einer Ohnmacht nahe. Fast hätte sie ihrer Wut und ihrem Schmerz freien Lauf gelassen, Sachen zertrümmert und einen Wutanfall bekommen. Sie wollte auf Slade einprügeln und ihm genau solche Schmerzen zufügen wie er ihr. Am liebsten hätte sie ihn wütend angeschrien und die Frage herausgebrüllt, die an ihrer Seele nagte: Warum hast du mich nach einer solchen Nacht verlassen? Wie konntest du mich im Stich lassen und einfach fortgehen?
Aber sie gestattete sich keine derartige Zügellosigkeit. Sie stand ruhig da, nur das Heben und Senken ihres Busens zeugte von ihrem inneren Aufruhr.
Slade sah düster drein. »Es tut mir leid.«
Regina war den Tränen nahe. »Ich n-nehme deine Entschuldigung nicht an.«
Er zögerte erst, dann streckte er seine Hände nach ihr aus und berührte sie. »Diese Nacht - sie hätte nie passieren dürfen.«
Sie schlug seine Hände weg. Offene Wut sprach aus dieser Geste. »Rühr mich nicht an!«
Er ließ die Hände sinken und stemmte seine Fäuste in die Seiten. »Du hast jedes Recht, aufgebracht zu sein.«
Regina machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten. >Aufgebracht< war absolut nicht das richtige Wort, um ihre Gefühle auch nur annähernd zu beschreiben. Außerdem wollte sie nicht, dass er auch nur ahnte, wie verzweifelt sie war.
»Du hättest nicht hierherkommen sollen, Elizabeth«, sagte Slade unbehaglich. »Warum, zum Teufel, bis du hier?
Ich will, dass du in Miramar bist.«
Sie biss die Zähne zusammen. »Und du bleibst hier.« Mit dieser Frau in seinem anderen Leben. »Du bist ein Betrüger.«
Ein angespannter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. »Das weiß ich besser als jeder andere.«
Regina blickte verständnislos, denn diese Antwort hatte sie nicht erwartet obwohl sie sein abschätziges Urteil über sich selbst kannte. Es hatte eine Zeit gegeben, da wäre sie für ihn eingetreten, da hatte sie von ihm nur das Beste geglaubt. Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte sie gegen eine solche Feststellung protestiert. Aber jetzt nicht mehr, auch wenn das verrückte Bedürfnis, wieder in ihre alte Verhaltensweise zu verfallen, sich immer noch in ihr Herz zu schleichen wagte.
Slade schob die Hände in seine Taschen, als ob ihr verschleierter Blick ihn berührt hätte. »Ich habe dir weh getan.
Das wollte ich nicht.«
Fast hätte sie gelacht, aber aus ihrem Mund kam nur ein erstickter Laut der wie ein Schluchzer klang. »Wie rücksichtsvoll du bist.«
»Okay!« rief er. »Aber
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