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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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Stellen zeigte sich
bereits ein rosa Schimmer, die Vorboten der neuen Haut, die sich gebildet
hatte. Die Wunde konnte nicht älter als drei Tage sein. Ich war als Kind oft
genug hingefallen, um dies zu wissen.
    »Das ist nichts Emilia, nur ein
Kratzer, es…«
    »Nur ein Kratzer?!« Ich schrie nun
fast. »Was ist passiert?!«
    »Schatz jetzt beruhige dich bitte.
Mir geht es gut, alles ist in bester Ordnung. Keine Fragen mehr!« , wiegelte er in einem Tonfall ab,
der keinen Widerspruch duldete. Er zog sein Hemd an und verschwand.
    Ich ließ mich in meine Kissen fallen.
Langsam wurde das mit dem Fragenstellen zu einem ernsthaften Problem. Doch ehe
ich den Gedanken weiter spinnen konnte, war ich auch schon wieder ins Reich der
Träume abgeglitten.

Kapitel 12
     
    Als ich erwachte, war es bereits
gegen Mittag. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit hatte ich wieder
richtig ausgeschlafen.
    Ich schälte mich aus dem Bett und
schlüpfte in eines von Roberts Hemden. Tief atmete ich den Geruch, der an dem
Stoff haftete, ein und ließ ihn meine Nase emporsteigen. Noch immer durchzog
das Kribbeln der letzten Nacht meinen Körper. Ich hatte das Gefühl, als könnte
ich fliegen. Ich wusste nicht, was das letzte Nacht gewesen war, wie er es
gemacht hatte, was er war – aber es passte nun alles wieder zusammen, endlich.
    Wir waren wieder eins, das war alles
was zählte.
    Das geborgene Gefühl war zurückgekehrt
und erst jetzt wurde mir wahrhaftig bewusst, wie sehr ich es vermisst hatte.
    Mit leichten Schritten tanzte ich in
die Küche und war gerade dabei einen Kaffee aufzusetzen, als mein Telefon
piepte. Das Display zeigte eine Nachricht von Jessica an – »Lies die
Anzeigeninserate!« – mehr stand da nicht. Was hatte sie denn vor? Eine schlimme
Vorahnung befiehl mich – sie hatte doch wohl keine Kontaktanzeige für mich
geschalten, oder etwa doch?
    Schnell huschte ich zur Wohnungstür
und lugte vorsichtig um die Ecke. Niemand zu sehen. Ich flitzte, nur mit einem
zu langen Herrenhemd bekleidet, zum Briefkasten, holte die Zeitung und war in
Windeseile wieder in meinen sicheren vier Wänden. Dem Nachbarn von nebenan
wären bei diesem Anblick wahrscheinlich die Augen herausgefallen.
    Ich breitete die Zeitung auf dem
Küchentisch aus und begann zu suchen. Bei den Kontaktanzeigen stand schon mal
nichts, Glück gehabt. Jobangebote, Mietgesuche, Todesanzeigen, Glückwünsche –
und da sprang es mich an.
    Eine riesige Anzeige, sie umfasste
fast die Hälfte der Seite.
    »Emilia – Alles Liebe zu deinem 25.
Geburtstag! Wir lieben dich!«
    Etwas weiter unten folgte noch:
    »PS: Wir holen dich 18 Uhr ab – keine
Widerrede!«
    Und ganz am Ende, ich hätte es fast
übersehen:
    »PPS: Zieh etwas Weißes an!«
    Heute war mein Geburtstag, das hatte
ich ganz vergessen! Jessica hatte dies offensichtlich nicht. Das alles trug
eindeutig ihre Handschrift und ich fragte mich, was sie noch im Schilde führte.
Und was sollte das mit den weißen Klamotten? War sie jetzt schon so im
Brautfieber gefangen, dass es für sie gar keine andere Farbe mehr gab? Und wie
sollte das erst nächstes Jahr werden, wenn der Tag dann auch mal in greifbare
Nähe gerückt wäre?
    Mein Zeitgefühl war eindeutig im
Eimer. Die letzten Wochen waren zu einer grauen Masse verschmolzen, die nur
durch die raren Momente mit Robert erhellt worden war und so hatte mich dieser
Tag einfach überholt – mein eigener Geburtstag.
    Ich verabscheute große Feiern, ich
war gern auch mal allein, auch an meinem Ehrentag. Nein, ganz stimmte das nicht
– ich war gern mit Robert allein. Aber das interessierte wahrscheinlich
niemanden und wie sollte ich ihnen auch begreiflich machen, dass ich lieber
Zeit mit meinem Mann verbringen wollte, ungestört, nur wir zwei – mit meinem
totgeglaubten Mann, den wir gemeinsam beerdigt hatten.
    Wenn ich eines mehr verabscheute als
große Feiern, dann waren das große Feiern mit zu vielen Menschen auf kleinstem
Raum. Ich hasste beengte Räume, nicht umsonst hatte ich immer in einer
Altbauwohnung gelebt. Ich sah aus dem Fenster. Das Wetter war herrlich, es
würde ein richtig schöner Sommertag werden. Vielleicht fand die Party ja auch
draußen statt. Das könnte mich dann zumindest ein bisschen begeistern.
    Mir blieb ja eh nichts anderes übrig
und wenn ich schon einmal die Zeitung vor mir hatte, könnte ich auch in Ruhe Frühstücken.
Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein und machte mir einen Toast mit Käse und Honig.
    Ich las den Boulevardteil,

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