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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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hatte ich am eigenen Leibe zu
spüren bekommen, als der Widerling in der Gasse sein Messer in meine Brust
rammte. Er konnte unmöglich gesehen haben, dass ich dort gestanden hatte.
Wahrscheinlich war es pures Glück, aber es hatte gereicht mich zu verletzen.
    Während meine Verwundung binnen
weniger Tage verheilte und nicht mehr sichtbar war, zeigte Richards Körper
deutliche Anzeichen bewaffneter Kämpfe.
    Unsere Körper alterten, wenn auch
nicht so schnell wie in unserem früheren Leben, aber sie taten es. Und mit dem
Alter kam auch die Verwundbarkeit. Irgendwann würde solche eine Verletzung
Richard das Leben nehmen. Genauso wie Johann, Ria oder mir.
    Das Schauspiel, das die beiden
lieferten war erstaunlich. Johann, der sich ganz auf seine Kraft verließ, bot
Aufgrund seines Körperbaus genügend Angriffspunkte für Richards Stöße. Dessen
Arme schnellten immer wieder vor und seine gespitzten Handflächen trafen jedes
Mal ihr anvisiertes Ziel.
    »Schon heftig, was der alte Mann
alles noch kann, oder?« Rias Stimme war urplötzlich aufgetaucht und als ich
neben mich blickte, saß sie keine zwanzig Zentimeter von mir entfernt. Ich
versuchte meine Verwunderung über ihr schnelles Erscheinen für mich zu
behalten. Das wäre doch ein zu großes Eingeständnis gewesen, dessen Häme ich
lieber entgehen wollte. Dass sie sich der Wirkung ihres Auftritts bewusst war,
strahlte sie mit jeder Faser ihres Körpers aus.
    Sehr darauf bedacht, sich hinter
ihren großen braunen Augen zu verstecken, konnte Ria mir nichts vormachen.
    Je mehr die Menschen versuchten sich
als jemand anderes auszugeben, desto offenkundiger wurde jede ihrer Gesten. Sie
verrieten sich mit einem Kopfnicken, einem Wimpernzucken, mit einfach allem.
    Ria, die immer versuchte sich nichts
anmerken zu lassen und die starke Frau zu spielen, war hierbei keine Ausnahme.
    »Ich habe dir noch gar nicht gedankt,
für das was du getan hast.« Die Worte kamen nur schwer über meine Lippen, aber
sie hatte sie verdient, sofern das, was Richard gesagt hatte, zutraf. Sie hatte
den Scherbenhaufen, den ich mit meinem Abschied hinterlassen hatte, aufgefegt
und verschwinden lassen.
    »Wie war es denn sie wiederzusehen?
Konntest du richtig mit ihr sprechen?« Ihre Stimme hatte einen sanften Ton ohne
eine Spur von Häme angenommen, doch ihre Frage traf mich bis ins Mark.
    »Richard hat dir also davon erzählt?«
Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass einzig wir beide wussten, was
wirklich passiert war.
    »Natürlich weiß ich davon«, schoss
sie ohne Umschweife hervor. »Und jeden Abend liegen wir zusammen und erzählen
uns Gruselgeschichten, während er mir meine Füße massiert.«
    »Sag mal willst du…«
    »Ja, ich will dich verarschen. Mein
Gott Robert, natürlich hat er uns nichts erzählt, aber ich bin weder blond noch
blöd. Also warum sonst sollte man die Erinnerungen an einen Menschen
auslöschen, der längst als tot galt, wenn da zwischendurch nicht noch etwas
passiert ist, was auf seine Existenz hindeutet?«
    Mir blieb der Mund offen stehen. Sie
war eigentlich durchschaubar, berechenbar, aber dies hier war – was war das
eigentlich?
    »Du hast meine Frage immer noch nicht
beantwortet. Wie war es denn so sie wiederzusehen?« Ein verstohlenes Lächeln
huschte ihr über die Lippen. Sie war sich der Wirkung ihrer vorangegangenen
Worte durchaus bewusst und kostete den Moment innerlich voll aus.
    Wie war es also gewesen? Wunderschön,
sinnlich, schmerzhaft. Jeder Gedanke an Emilia war wie ein glühendes Eisen,
dass in meine Brust gerammt wurde.
    »Es war schön«, antwortete ich
schließlich in der Befürchtung, dass sie noch weiter bohren würde. Aber Ria
beließ es dabei. Jetzt hatte sie auch noch Feingefühl. Was zur Hölle war auf
einmal los mit dieser Frau?
    »Du weißt ja gar nicht, wie sehr ich
dich um diese Chance beneide«, flüsterte sie, mehr zu sich selbst, als zu mir.
    »Glaube mir Ria, ich würde es nicht
noch einmal tun. Alles was ich getan habe, galt nur mir und nicht ihr. Ich habe
sie in dem Glauben gelassen, dass alles gut werden könnte, dabei wusste ich in
jeder gemeinsamen Sekunde, dass dies ein zeitlich begrenztes Intermezzo war.
Aber ich hatte nicht den Mut, es ihr zu sagen.«
    »Ach quatsch. Natürlich würdest du es
nochmals tun und es wäre jede Sekunde wert. Ich hätte es nicht anders gemacht.«
    Und wieder ein Punkt für sie. Ja, ich
würde es wieder tun, aber ich versuchte mir zumindest einzureden, in diesem
Punkt stark zu sein.
    »Hast

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