Schatten der Hölle: Der Blutkrieg der Weißen Hexen (German Edition)
erwiderte kauend: „Mein Name ist Angelina.“
„Schön und wo kommst Du her?“, wollte sie wissen.
Ich dachte kurz nach und erzählte von meinem Erlebnis mit dem alten Mann.
„Das ist ja wundersam“, sagte sie mit erstauntem Blick. „Der alte Mann in der Berghütte ist eigentlich schon seit vielen Jahren verstorben. Wir haben ihn begraben. Seitdem steht die Hütte leer.“
Ich war erstaunt, doch machte Elisabeth klar, dass er leibhaftig vor mir gestanden und mich berauscht hatte.
„Ja, sein Bergbock und das Kraut sind berüchtigte Suchtmacher“, erklärte sie mir.
„Viele Menschen haben sie ins Unglück gestürzt.“
Ich hörte aufmerksam zu und mir wurde klar, wie dankbar ich sein durfte, dass ich mich aus den Fängen des alten Mannes hatte befreien können.
„Willst Du an unseren Zeremonien teilnehmen?“, fragte mich Elisabeth spontan. Ich dachte kurz nach und hatte den Eindruck, dass es mir ganz gut tun könnte, wenn ich ein wenig zur Ruhe kommen würde. Und ein Kloster war eigentlich der ideale Ort dazu. Außerdem konnten sich Mathlun und Malu ein wenig ausruhen und Kräfte sammeln für unsere weiteren Abenteuer.
„Gerne“, antwortete ich und war gespannt, was auf mich zukommen würde.
„Dann wirst Du eingekleidet und ich informiere Dich, wann was stattfinden wird“, erklärte Elisabeth.
Ich nickte und sie führte mich zu einer anderen Nonne, die mir meine Kleidung übergab. Kurz darauf trug ich ein Nonnenkostüm und Elisabeth zeigte mir die Kirche. Sie war wundervoll und ich hatte ein Gefühl der tiefen Andacht. Wir setzten uns vor dem Altar auf eine Bank und schwiegen. Ich genoss diese eindringliche Ruhe, entspannte und wurde von einer Liebe erfasst, die in meine ganze Seele ausstrahlte. Elisabeth saß neben mir, betete ihren Rosenkranz und nach einer halben Stunde standen wir auf und verließen die Kirche.
„Um 18.00 Uhr ist Kontemplation“, sagte sie zu mir.
„Was ist das denn?“, wollte ich wissen.
„Das Denken ausschalten und vereint sein mit Gott. Die höchste Stufe der Meditation“, erklärte mir Elisabeth.
Ich konnte mir zwar nichts darunter vorstellen, war aber sehr gespannt, was auf mich zukommen würde.
Ich ging vorher zu Mathlun und Malu und informierte sie darüber, dass wir uns hier eine Zeitlang ausruhen würden und hatte den Eindruck, ihnen war das ganz recht. Mathlun wirkte entkräfte t und auch Malu war müde von den Strapazen der Vergangenheit.
Wir vereinbarten uns so oft wie möglich zu sehen und unser Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren. Aber alle drei waren wir uns einig, dass eine Pause notwendig war, um gestärkt unseren Weg fortsetzen zu können.
Am Nachmittag war es dann soweit. Schweigend ging ich mit einer Gruppe von Nonnen in einen kleinen Saal neben der Kirche. Er war halbdunkel.
Nur Kerzen erhellten sanft den Raum. An der Wand hing ein riesiges Kreuz und es roch nach Weihrauch. Wir nahmen auf der vordersten Holzbank Platz. Elisabeth trat nach vorne, faltete die Hände vor ihrer Brust und erklärte mit ruhiger Stimme: „Lassen wir uns in tiefe Ruhe versinken. Schließen wir die Augen und konzentrieren uns nur auf unsere Atmung ... Tief einatmen, tief ausatmen.“
Das taten wir knapp fünf zehn Minuten lang und ich spürte eine wundervolle Entspannung. „Nun lassen wir unsere Gedanken vorüber schweben wie Wolken“, fuhr Elisabeth fort.
„Wir lassen sie gleiten, ohne daran festzuhalten ...“
Wieder machte sie eine Pause, nahm neben mir Platz und sagte fast flüsternd: „Nun denken wir nichts mehr. Sind im leeren Raum ...“
Ich hatte Probleme, meine Gedanken völlig abzuschalten. Immer wieder tauchten Erinnerungen auf oder ich musste an meine Aufgabe denken. Mit der Zeit wurden meine Gedanken jedoch leiser und es gelang mir teilweise, tatsächlich nichts zu denken.
Aber nur für kurze Momente.
Nach einer halben Stunde war unsere Übung vorbei. Schweigend verließen wir den Raum und gingen auf unsere Zimmer. Eine Ruhe umgab mich, die ich bis dahin gar nicht gekannt hatte.
Ich lag auf meinem Bett und war einfach nur entspannt. Ich nahm alles um mich herum bewusster wahr und war doch voller Stille. Die Übung hatte mich verändert und doch wusste ich, dass ich noch viel lernen musste, um diese Kontemplation wirklich ausführen zu können.
Ich fand Gefallen daran und freute mich bereits auf das nächste Mal. Freiwillig besuchte ich am nächsten Morgen den Frühgottesdienst und
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