Schatten der Hölle: Der Blutkrieg der Weißen Hexen (German Edition)
geblendet. Umgeben von Sandbergen stand sie vor uns. Hell erleuchtet, majestätisch schön ruhte sie in dieser Wüstenlandschaft. Sie glühte wie die Sonne selbst, ragte weit in den Himmel und war umgeben von einem goldenen Schimmer.
„Die Sonnen-Pyramide“, sagte Mathlun voller Ehrfurcht. Ich konnte mich von diesem Anblick einfach nicht lösen und spürte, dass sich hier mein Schicksal entscheiden würde. Und so wollte ich es auch. Sieben schwere Aufgaben hatte ich hinter mir. Eine jahrelange Wanderschaft, Einsamkeit, Prüfungen ... Jetzt stand ich vor ihr und wollte auch die letzten Schritte gehen. „Ihr müsst mich alleine gehen lassen“, sagte ich entschlossen zu Mathlun und Arkus. „Niemals“, widersprach Arkus und Mathlun stimmte ihm zu.
„Wenn ich nicht alleine die Mission zu Ende bringe, kann sie nicht erfüllt werden“, erklärte ich ihnen.
„Wir wachen über Dich“, meinte Arkus mit einem sorgenvollen Blick. Wir umarmten uns, Mathlun streichelte ich über seine Beule am Kopf, die immer größer wurde und dann machte ich mich auf den Weg. Je näher ich der Pyramide kam, desto schwächer schien mein Ich zu werden. Ich sah in meinen Gedanken das Schicksal der Pyramide. War sicher, dass ich ihr dienen musste.
Mein Leben gehörte ihr. Sie war mein König, mein Alles. Die Aura der Pyramide war so strahlend, dass ich kaum noch schauen konnte. Meine Haut war gerötet, der Schweiß floss aus meinen Poren und meine Flüssigkeit wurde geradezu ausgesaugt.
„Angelina, Angelina“, hörte ich eine singende Stimme. Ich konnte niemanden erkennen, doch hörte ganz genau diese helle Stimme. „Wir haben Dich erwartet. Endlich bist Du da. Deine Zauberkraft, deine Magie soll in den Dienst der Sonnenpyramide gestellt werden. Lass Dein irdisches Leben hinter Dir und komme zu uns Hütern.“ Dann sah ich vor mir eine große Gestalt. Dünn, lang, riesig. Er trug einen goldenen Löwenkopf als Maske vor seinem Gesicht und in der linken Hand hielt er einen goldenen Stab.
„Komm, ich führe Dich zur Pyramide.“
Er ging voran und ich folgte ihm. Ich versuchte, meinen Verstand zu befreien, wieder ich selbst zu werden. Doch der Bann war gewaltig. Als wir vor dem riesigen Eingang der Pyramide standen, war ich überwältigt. Das Tor war aus purem Gold, verziert mit bunten Edelsteinen. Über dem Tor erkannte ich die Blume des Lebens, ein Symbol für Kraft und Liebe. Das Tor öffnete sich und ich wurde ins Innere geführt. Die Decken waren hoch und verziert mit Zeichnungen, die Wände aus Marmor mit eingefassten Goldadern.
„Wo führt ihr mich hin?“, fragte ich. „Zum Herrscher der Pyramide. Er wartet schon lange auf Dich.“
Ich war gespannt, doch noch immer war mein Bewusstsein wie fremdbestimmt. Arkus hatte mich davor gewarnt, doch ich konnte mich nicht wehren. Ich fühlte mich wie ferngesteuert und war bereit, mich ganz aufzugeben. Ich musste meine Willenskraft aktivieren, doch sie war wie gelähmt.
Wir gingen durch unzählige Gänge, über Treppen, an Mauern vorbei, an denen Kerzen und Fackeln hingen. Dann wurde der Gang breiter und wir betraten eine Treppe, die nach unten führte. Vor mir tat sich eine riesige Halle auf, die an eine Kathedrale erinnerte. Auf Marmorbänken standen goldene Kelche, in der Mitte thronte eine Art Altar, auf dem ein goldener Sarg stand und dann tauchte er vor mir auf. Er trug eine goldene Rüstung, die den ganzen Körper bedeckte. Groß war er und nahm auf einem Thron hinter dem Altar Platz. „Angelina, komm näher“, flüsterte er geradezu. Ich kam zu ihm und begrüßte ihn mit einem Kopfnicken.
„Du kleines Mädchen willst das Buch der Magie?“, lachte er leise.
„Du sollst mir dienen und nicht den unnützen Menschen, die unsere Kultur in den Dreck ziehen.“
Ich hörte ihm zu und fasste Vertrauen zu ihm. Nein, ich hatte keine eigene Meinung mehr. Seine Worte waren für mich Gesetz. Ich wollte mich wehren ... doch er war stark. „Du wirst meine Sklavin sein. Doch ich darf Dich nicht zwingen, sondern Du musst es wollen. Wenn Du es willst, wirst Du noch heute zu meinem Hort gehören. Plötzlich sah ich in meinen Gedanken Malu. „Angelina, wo bist Du? Wo ist Dein Ich? Ich bin in Dir und werde niemals diesem gespielten Gott gehorchen wollen. Er ist irdisch, aus Fleisch und Blut geboren, kein göttliches Wesen.“
„Nein!“, rief ich ihm kraftvoll entgegen. „Ihr raubt nicht mein Ich. Ihr seid ein aufgeblasener Diktator. Euch
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