Schatten der Liebe
seinem Erstaunen nur als Amüsement oder Befriedigung deuten konnte. »Tatsächlich?«
Peter nickte. Er wurde nicht schlau aus Farrells überraschender Reaktion auf eine Neuigkeit, die ihn hätte alarmieren sollen. »Ich denke, daß jemand bereits insgeheim damit angefangen hat, alle greifbaren Bancroft-Aktien aufzukaufen. Und zwar immer in kleinen Mengen, damit es weder Bancroft's noch die Wall Street oder die Börsenaufsicht bemerkt.« Er deutete auf die drei Computerbildschirme hinter Matts Schreibtisch. »Darf ich?«
Farrell nickte, und Peter ging zu dem Computertisch. Die ersten beiden Monitore zeigten Daten und Graphiken zum Geschäftsverlauf der einzelnen Konzerngruppen von Intercorp. Der dritte Bildschirm war dunkel, und Peter tippte auf der dazugehörigen Tastatur die Codes und Befehle ein, die er auch in seinem eigenen Büro benutzte. Eine Sekunde später liefen die jüngsten Aktienkurse über den Schirm. Peter unterbracht dieses Bild durch das Eintippen weiterer Befehle, und auf dem Monitor erschien die Überschrift:
GESCHÄFTSENTWICKLUNG:
BANCROFT & COMPANY HANDELSCODE B & C NEW YORK STOCK EXCHANGE
»Sehen Sie sich das an.« Peter deutete auf die Datensäulen auf dem Bildschirm. »Bis vor sechs Monaten lagen die Anteile von Bancroft's ungefähr genauso wie die letzten zwei Jahre - um die zehn Dollar. Bis dahin lag der durchschnittliche Wochenumsatz auch immer bei einhunderttausend. Aber hier«, er deutete auf die Zahlenkolumne am linken Rand, »sieht man, daß der Kurs im letzten halben Jahr langsam bis auf zwölf Dollar geklettert ist und daß auch die Umsätze neue Rekordzahlen erreichen.«
Er drückte eine andere Taste, und der Bildschirm wurde wieder dunkel. Dann drehte er sich um und sagte zu Farrell: »Es ist nur so eine Ahnung, aber ich glaube, daß irgendwer versucht, die Gesellschaft unter seine Kontrolle zu bekommen.«
Matt stand auf und brachte das Gespräch zu einem raschen Ende. »Entweder das, oder die Investoren halten B & C einfach für eine lohnende langfristige Investition. Wir werden das Grundstück im Houston auf jeden Fall kaufen. Sie kümmern sich darum.«
Peter, der bemerkte, daß er hiermit entlassen war, nahm die unterschriebenen Papiere vom Schreibtisch und sagte zögernd: »Mr. Farrell, ich wundere mich ein wenig, warum Sie mich nach Houston schicken, um die Verhandlungen zu führen. Das ist eigentlich nicht mein Ressort...«
»Es sollte nicht schwierig sein, zu einem Abschluß zu kommen«, sagte Matt und lächelte beruhigend. »Und es wird Ihren Erfahrungshorizont erweitern. Wenn ich mich recht erinnere, war das doch einer der Gründe, die Sie bewogen haben, zu Intercorp zu kommen.«
»Ja, Sir, das stimmt«, antwortete Peter. Stolz über Farrells Vertrauen, ihm alles weitere zu überlassen, ging er zur Tür, als Matt ihm nachrief: »Vermasseln Sie's nicht, Peter!«
»Ganz bestimmt nicht«, versicherte Peter, aber sein eben noch so gewaltiges Selbstvertrauen hatte doch einen gelinden Dämpfer erfahren. Aus Farrells Stimme hatte eine unausgesprochene Warnung geklungen.
Tom Anderson, der die ganze Zeit über schweigend in der Nähe des Fensters gestanden hatte, sprach, nachdem Vanderwild das Zimmer verlassen hatte. »Matt«, sagte er mit einem leisen Lachen und setzte sich auf einen Stuhl vor Matts Schreibtisch, »du verschreckst den Jungen zu sehr.«
»Dieser Junge«, erwiderte Matt trocken, »hat einen IQ von einhundertfünfundsechzig, und er hat Intercorp schon einige Millionen Dollar eingebracht. Er erweist sich als ausgezeichnete Investition.«
»Und ist dieses Grundstück in Houston auch eine ausgezeichnete Investition?«
»Ich denke schon.«
»Gut«, sagte Tom, lehnte sich zurück und streckte seine langen Beine aus. »Es täte mir nämlich leid, wenn du ein kleines Vermögen vergeuden würdest, nur um es einer Lady der Gesellschaft heimzuzahlen, die dich vor der Nase eines Reporters beleidigt hat.«
»Was bringt dich denn auf diesen Gedanken?« fragte Matt, aber seine Augen blitzten vergnügt.
»Nichts. Ich hab' zufällig am Sonntag in der Zeitung gelesen, daß eine Mieze namens Bancroft dir in der Oper die kalte Schulter gezeigt hat. Und heute unterschreibst du einen Kaufvertrag über ein Stück Land, das sie unbedingt haben will. Sag mal - wieviel wird dieses Grundstück Intercorp kosten?«
»Vermutlich zwanzig Millionen.«
»Und wieviel wird es Miss Bancroft kosten, wenn sie es uns abkauft?«
»Verdammt viel mehr.«
»Matt«, sagte er schleppend
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