Schatten der Liebe
ist für dich nach wie vor etwas ganz Selbstverständliches.«
Darum bemüht, das mühsam errungene Einverständnis nicht zu gefährden, beschloß Meredith, der Vernunft den Vorrang zu geben, und sagte: »Wie kannst du wissen, ob ich mich verändert habe oder nicht - wir haben nur sechs Tage zusammen verbracht.«
»Und sechs Nächte«, betonte er nachdrücklich, weil er sie verdammt gerne dazu gebracht hätte, noch einmal zu erröten, weil er ihre Selbstsicherheit erschüttern und wieder das unsichere junge Mädchen sehen wollte, das sich nicht entscheiden konnte, was es trinken wollte.
Meredith überhörte diese Anspielung geflissentlich und sagte: »Es ist schwer vorstellbar, daß wir einmal miteinander verheiratet waren.«
»Das ist kein Wunder, weil du nie meinen Namen geführt hast.«
»Ich bin sicher«, konterte sie, verzweifelt um einen gleichgültigen Ton bemüht, »daß es Dutzende von Frauen gibt, die mehr Anrecht darauf haben, als ich jemals hatte.«
»Du klingst ja eifersüchtig.«
»Wenn ich eifersüchtig klinge«, erwiderte Meredith scharf, mühsam ihre Wut unterdrückend, und lehnte sich über den Tisch näher zu ihm hin, »dann solltest du zum Ohrenarzt gehen, weil dein Gehör nicht in Ordnung sein kann!«
Ein zögerndes Lächeln hellte seine Züge auf. »Ich hatte ganz vergessen, wie herrlich wohlerzogen du dich ausdrückst, wenn du dich ärgerst.«
»Warum«, fauchte sie, »legst du es gezielt darauf an, dich mit mir zu streiten?«
»Eigentlich«, sagte er trocken, »war letzteres als Kompliment gemeint.«
»Oh«, sagte Meredith.
Wütend auf sich selbst, weil er sie geärgert hatte, griff Matt nach seinem Glas und fragte mit höflichem, aber ehrlichem Interesse: »In den Gesellschaftsnachrichten steht, daß du in einem halben Dutzend wohltätiger Vereine aktiv bis -für das Symphonieorchester, für die Oper und die Ballettgruppe. Womit verbringst du den Rest deiner Zeit?«
»Ich arbeite fünfzig Stunden die Woche bei Bancroft's«, antwortete Meredith, etwas enttäuscht darüber, daß er über ihre beruflichen Erfolge offenbar nichts gelesen hatte.
Matt wußte alles über ihre Verdienste um das Warenhaus, aber es interessierte ihn, wie gut sie in ihrem Job wirklich war, und er wußte, daß er das am einfachsten erfahren würde, wenn er ihr zuhörte. Also begann er ihr Fragen über ihre Arbeit zu stellen.
Meredith antwortete - zögernd zunächst, dann aber immer freier und mit wachsendem Engagement. Erstens war sie froh, den Grund für ihr Treffen noch etwas verheimlichen zu können, und zweitens war ihre Arbeit ihr Lieblingsthema. Seine Fragen waren so kompetent und er schien an ihren Antworten so ernstlich interessiert, daß sie ihm binnen kurzem über ihre Erfolge und Mißerfolge, über ihre Errungenschaften und Ziele berichtete. Er hatte eine Art zuzuhö-ren, die sie ermutigte, ihm alles anzuvertrauen - er konzentrierte sich ganz und gar auf das, was sie ihm erzählte, so als sei jedes einzelne Wort von Interesse und von ungeheurer Bedeutung. Bevor sie es merkte, hatte Meredith ihm sogar von den Problemen erzählt, die ihre Stellung als Tochter des Präsidenten mit sich brachte, und wie schwierig es war, sich einerseits mit dem chauvinistischen Verhalten ihres Vaters fertigzuwerden.
Als der Ober die leeren Teller abräumte, hatte Meredith all seine Fragen beantwortet und eine halbe Flasche von dem Bordeaux getrunken, den er zum Essen bestellt hatte. Es dämmerte ihr, daß sie so gesprächig gewesen war, weil sie die unerfreuliche Neuigkeit möglichst lange aufschieben wollte, aber obwohl das nun nicht weiter möglich war, fühlte sie sich wesentlich entspannter als am Anfang des Gesprächs.
In freundschaftlichen Schweigen sahen sie sich über den Tisch an. »Dein Vater kann sich glücklich schätzen, dich zu seinen Mitarbeitern zu zählen«, sagte Matt, und er meinte es ernst. Er hatte keine Zweifel mehr, daß sie eine verdammt gute Geschäftsfrau war - möglicherweise eine seltene Begabung. Während ihrer Unterhaltung war ihm nicht nur ihre Art der Geschäftsführung klar geworden, er hatte auch ihre Motivation und ihre Intelligenz, ihren Enthusiasmus und vor allem ihren Mut und ihre Einsatzbereitschaft erkannt.
»Ich bin diejenige, die sich glücklich schätzen kann«, sagte Meredith und lächelte ihn an. »Bancroft's ist mein ein und alles. Das wichtigste in meinem Leben.«
Matt lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dachte über diese neue Seite an ihr nach, die er gerade
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