Schatten der Liebe
sie bitter. »Erinnere dich bitte bloß daran, wie du reagiert hast, als ich dir erzählt habe, daß der Anwalt ein Betrüger ist. Du hast automatisch daraus geschlossen, daß ich unfähig bin, mein eigenes Leben zu managen, geschweige denn etwas so Großes und Anspruchsvolles wie eine Warenhauskette. Ganz genau so wird der Vorstand reagieren, denn die haben nicht einen Deut mehr für mich übrig als du.«
»Könnte dich denn dein Vater nicht einfach einsetzen?«
»Eigentlich schon, aber gemäß den Vorschriften muß der Vorstand den Präsidenten einstimmig wählen. Und selbst wenn mein Vater ihn beeinflussen könnte - ich bin mir nicht sicher, daß er sich für mich einsetzen würde.«
Matt blieb eine Antwort erspart, da ein Ober in diesem Moment ihre Drinks brachte und ein anderer mit einem schnurlosen Telephon in der Hand auf ihren Tisch zukam. »Hier ist ein Anruf für Sie, Mr. Farrell«, sagte er. »Der Herr am Telephon sagte, Sie hätten hinterlassen, daß er Sie anrufen sollte.«
Matt wußte, daß der Anruf von Tom Anderson kam, entschuldigte sich bei Meredith, nahm den Hörer und sagte ohne weitere Einleitung: »Wie steht's mit der Baugenehmigung für Southville?«
»Schlecht, Matt«, sagte Tom. »Sie haben abgelehnt.«
»Warum zum Teufel sollten sie einen Bauantrag ablehnen, der ihrer Gemeinde nur Vorteile bringt?« fragte Matt mehr erstaunt als ärgerlich.
»Nach dem, was mir mein Informant aus dem Bauausschuß mitteilte, hat jemand ausgesprochen Einflußreiches sich dafür eingesetzt, uns abzuweisen.«
»Irgendein Hinweis, wer?«
»Ja. Ein Mensch namens Paulson, der den Ausschuß leitet, hat mehreren Mitgliedern erzählt, daß Senator Davies es als persönlichen Gefallen betrachten würde, wenn sie unseren Antrag abblocken.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Matt, runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, ob er Davies oder dessen Gegenkandidaten Wahlgelder hatte zukommen lassen. Bevor ihm dazu etwas einfiel, fuhr Anderson mit einer vor Sarkasmus geradezu triefenden Stimme fort: »Hast du zufällig den Zeitungsbericht über die Geburtstagsparty gelesen, die letzte Woche zu Ehren des reizenden Senators stattfand?«
»Nein, warum?«
»Weil sie von einem gewissen Mr. Philip A. Bancroft ausgerichtet wurde. Besteht irgendeine Verbindung zwischen ihm und jener Meredith, über die wir letzte Woche gesprochen haben?«
Tödliche, weißglühende Wut stieg in Matt auf. Sein Blick traf Meredith, deren plötzliche Blässe er auf die Erwähnung der Baubehörde von Southville zurückführte. Zu Anderson sagte er mit einer gefährlich klingenden Sanftheit: »Da besteht eine Verbindung. Bist du im Büro?« Anderson bejahte, und Matt sagte: »Bleib dort. Ich bin bis drei Uhr zurück, und dann besprechen wir die nächsten Schritte.«
Ganz langsam legte Matt das Telephon beiseite und sah dann Meredith an, die plötzlich das dringende Bedürfnis verspürte, mit ihrem Fingernagel nicht existierende Falten aus dem Tischtuch zu streichen. Schuldbewußtsein stand ihr ins Gesicht geschrieben, und er haßte sie in diesem Augenblick, verabscheute sie mit einer nahezu unerträglichen Heftigkeit. Sie hatte ihn um dieses Treffen gebeten, nicht um »das Kriegsbeil zu begraben«, wie sie behauptet hatte, sondern weil sie etwas wollte - genaugenommen wollte sie drei Dinge: Ihren vornehmen Bankier heiraten, Präsident von Bancroft's werden, und eine rasche und stille Scheidung. Er war froh, daß ihr diese Dinge derart wichtig waren, denn er würde dafür sorgen, daß sie sie nicht bekam. Was sie und ihr Vater erhalten sollten, war ein Krieg, ein Krieg, den sie verlieren würden ... zusammen mit allem anderen, das sie besaßen. Er winkte dem Ober wegen der Rechnung.
Meredith ahnte, was er vorhatte, und die Unruhe, die in ihr aufgestiegen war, als er den Bauausschuß von Southville erwähnte, steigerte sich zu regelrechter Panik. Sie hatten sich bislang noch nicht geeinigt, und plötzlich brach er die Unterredung vorzeitig ab. Der Ober brachte die Rechnung in einem geschlossenen Lederetui, und Matt zog einige Hundert-Dollar-Noten aus seiner Brieftasche und legte sie, ohne auch nur einen Blick auf die Rechnung geworfen zu haben, darauf. Dann stand er auf. »Gehen wir«, schnappte er, bereits den Tisch umrundend, um ihren Stuhl zurückzuziehen.
»Aber wir haben doch noch gar nichts ausgemacht«, flehte Meredith verzweifelt, während er sie unsanft am Ellbogen packte und in Richtung Tür schob.
»Wir sprechen im Wagen
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