Schatten der Liebe
blickte Meredith ihn mit hochnäsiger Verachtung an: »Geld ist das einzige, woran du denkst - das einzige, worum es dir jemals gegangen ist. Ich wolle dich nie heiraten, und ich will auch dein Geld nicht! Ich wäre lieber tot, als daß jemand erfährt, daß wir jemals verheiratet waren!«
Der Maître hatte diesen unpassenden Moment gewählt, um sie zu fragen, ob das Essen in Ordnung gewesen war und ob sie noch irgend etwas wünschten.
»Ja«, sagte Matt barsch. »Ich nehme einen doppelten Scotch on the Rocks, und meine Gattin hier«, er betonte das Wort und zog eine ungeheure Befriedigung daraus, genau das zu tun, was sie eben als das Schlimmste bezeichnet hatte, das ihr je passieren könne, «nimmt noch einen Martini.«
Meredith, die noch nie in eine öffentliche Szene verwickelt gewesen war, warf dem Maître, den sie gut kannte, einen finsteren Blick zu und sagte: »Und ich zahle Ihnen tausend Dollar, wenn Sie seinen Drink vergiften!«
John verneigte sich leicht, lächelte und sagte höflich: »Ganz wie Sie wünschen, Mrs. Farrell.« Dann wandte er sich dem wütenden Matt zu und frage mit gespieltem Ernst: »Ist Ihnen Arsen recht, oder wünschen Sie etwas mehr Exotisches, Mr. Farrell?«
»Wagen Sie es nicht, mich noch einmal als Mrs. Farrell anzureden!« warnte Meredith den Maître. »Ich heiße nicht so.«
Der Humor verschwand aus Johns Gesicht, und er verbeuge sich nochmals leicht. »Ich bitte um Vergebung, wenn ich mir unangemessene Freiheiten herausgenommen habe, Miss Bancroft. Ihr Drink geht selbstverständlich auf Kosten des Hauses.«
Meredith blieb mit einem schlechten Gewissen zurück, weil sie ihren Ärger an John ausgelassen hatte. Mißmutig blickte sie seinem geraden Rücken nach und dann zurück auf Matt. Sie wartete noch einen Augenblick, in der Hoffnung, daß sich ihre Gemüter weiter beruhigen würden, dann holte sie tief Luft: »Matt, es bringt uns nicht weiter, wenn wir uns gegenseitig Beleidigungen an den Kopf werfen. Könnten wir nicht vielleicht versuchen, uns wenigstens höflich zu unterhalten? Das würde alles ein wenig leichter machen.«
Er wußte, daß sie recht hatte, und nach kurzem Zögern entgegnete er kurz: »Ich denke, wir könnten es versuchen. Wie sollen wir deiner Meinung nach die Sache jetzt anpacken?«
»Ruhig!« sagte sie und lächelte ihn erleichtert an. »Und rasch. Geheimhaltung und Eile sind wichtiger, als du annimmst.«
Matt nickte; er hatte seine Gedanken endlich wieder unter Kontrolle. »Dein Verlobter«, vermutete er. »Den Zeitungsberichten zufolge willst du ihn im Februar heiraten.«
»Ja, das auch«, stimmte sie zu. »Parker weiß bereits alles. Er ist derjenige, der entdeckt hat, daß der Mann, den mein Vater engagiert hat, kein Anwalt ist und daß unsere Scheidung nicht rechtskräftig war. Aber da ist noch etwas anderes - etwas, das mir sehr wichtig ist und das ich verlieren könnte, wenn es herauskommt.«
»Und was ist das?«
»Ich brauche eine diskrete - völlig geheimgehaltene -Scheidung, so daß die Presse nichts darüber erfährt. Du mußt wissen, daß mein Vater krankheitsbedingt einen längeren Urlaub antritt, und ich will unbedingt die Chance wahrnehmen, ihn als Interimspräsident zu vertreten. Ich brauche diese Chance, um dem Vorstand zu zeigen, daß ich sehr wohl fähig bin, das Unternehmen zu leiten - damit ich, wenn mein Vater endgültig in den Ruhestand geht, seine Nachfolgerin werden kann. Die Vorstandsmitglieder zögern noch, mich zum Interimspräsidenten zu ernennen -wie ich dir vorhin erzählt habe, sind sie überaus konservativ und haben schon jetzt mir gegenüber Vorbehalte, weil ich relativ jung für den Posten und weil ich eine Frau bin. Diese zwei Fakten sprechen gegen mich, und daß die Presse mich als frivole Jet-Setterin hinstellt, was sie gerne tut, hilft mir auch nicht gerade. Wenn die Medien jetzt alles über uns erfahren, werden sie ein Festessen daraus machen. Ich bin bekanntlich mit einem sehr korrekten bedeutenden Bankier verlobt, und du solltest mindestens ein halbes Dutzend Starlets heiraten, aber sieh einer an - wir sind immer noch miteinander verheiratet. Als potentielle Bigamistin kommt man vielleicht in die Schlagzeilen, aber ganz bestimmt nicht auf den Präsidentenstuhl von Bancroft's. Ich bin völlig sicher, daß meine Chancen gleich null sind, wenn das herauskommt.«
»Das denkst du«, sagte Matt, »aber ich glaube nicht, daß es deine Chancen tatsächlich beeinträchtigen würde.«
»Glaubst du nicht?« meinte
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