Schatten der Liebe
entdeckt hatte. Mit gerunzelter Stirn blickte er in sein Weinglas und überlegte, warum zum Teufel sie über diese verdammten Kaufhäuser mit einer Begeisterung sprach, als seien es Menschen, die sie liebte. Warum war ihre Karriere ihr das Wichtigste im Leben? Warum war ihr nicht Parker Reynolds - oder irgendein anderes prominentes Mitglied der Gesellschaft -wichtiger? Aber noch während er sich diese Fragen stellte, kannte Matt bereits die Antwort: Ihr Vater hatte letztendlich doch noch gesiegt; er hatte sie so brutal und rücksichtslos dominiert, daß sie sich schließlich kaum noch für Männer interessierte. Welche Gründe sie auch immer dafür haben mochte, Reynolds zu heiraten, in ihn verliebt war sie sicherlich nicht. Nach allem, was sie erzählt hatte, und nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen, wenn sie von Bancroft's sprach, war sie voll und ganz dem Warenhaus zugetan und kannte keine andere Liebe als ihre Arbeit dort.
Den Stiel seines Weinglases in den Fingern drehend, blickte er ihr ins Gesicht und machte ihr ein förmliches Kompliment: »Wie es aussieht, bist du eine erstklassige Geschäftsfrau geworden. Wenn wir noch verheiratet wären, würde ich vermutlich versuchen, dich abzuwerben und für mein Unternehmen zu gewinnen.«
Unwissentlich hatte er ihr ein Stichwort gegeben, und Meredith nutzte die Chance. Sie bemühte sich, in diesem ernsten Moment humorvoll zu klingen und sagte mit einem nervösen, halberstickten Lachen: »Dann kannst du gleich damit anfangen, mich abzuwerben.«
Seine Augen wurden schmal. »Was soll das heißen?«
Meredith lächelte nicht mehr. Sie lehnte sich nach vorne, verschränkte ihre Arme auf dem Tisch und holte tief Luft. »Ich - ich muß dir etwas sagen, Matt. Bitte, reg dich nicht auf.«
Mit einem gleichgültigen Achselzucken hob er sein Glas zum Mund. »Wir fühlen doch nichts mehr füreinander, Meredith. Deshalb wird auch nichts, was du sagst, mich aufregen.«
»Wir sind immer noch verheiratet«, verkündete sie.
Er zuckte zusammen. »Ich hätte sagen sollen - nichts, außer dieser Neuigkeit!«
»Unsere Scheidung war nicht rechtskräftig«, fuhr sie schnell fort, innerlich zutiefst erschrocken über seinen finsteren Blick. »Der - der Anwalt, den mein Vater beauftragt hat, war kein richtiger Anwalt; er war ein Betrüger, der jetzt von der Polizei gesucht wird. Kein Richter hat unser Scheidungsurteil je zu Gesicht bekommen, geschweige denn unterschrieben!«
Mit beängstigender Langsamkeit setzte er sein Glas ab und lehnte sich nach vorn; seine tiefe, dunkle Stimme klang wütend: »Entweder du lügst, oder du bist dümmer als erlaubt sein sollte! Vor elf Jahren hast du mich eingeladen, mit dir zu schlafen, ohne dich um Empfängnisverhütung zu kümmern. Als du schwanger warst, kamst du angerannt und hast mir dein Problem aufgehalst. Jetzt erzählst du mir, daß du nicht genug Verstand besessen hast, einen richtigen Anwalt zu engagieren und daß wir immer noch verheiratet sind. Wie zum Teufel kannst du eine wichtige Abteilung einer Warenhauskette leiten und trotzdem so dumm sein?«
Jedes seiner mit tiefster Verachtung gesprochenen Worte traf ihren Stolz wie ein Peitschenhieb, aber seine Reaktion war nicht schlimmer als sie befürchtet hatte, und so nahm sie die verbalen Schläge hin. Vor Wut und Schock war er momentan verstummt, und sie fuhr mit einer möglichst beruhigenden Stimme fort: »Matt, ich kann verstehen, wie du dich fühlst ...«
Matt wünschte sich sehnlichst, daß sie log, daß dies nur ein dummer Scherz war, ein lächerlicher Versuch, um ihm Geld abzuknöpfen, aber alle seine Instinkte sagten ihm, daß sie die Wahrheit sprach.
»An deiner Stelle«, fuhr sie fort, bemüht, ruhig und logisch zu bleiben, »wäre ich genauso entsetzt...«
»Wann hast du das herausgefunden?« unterbrach er sie barsch.
»An dem Abend, bevor ich dich anrief, um dieses Treffen auszumachen.«
»Angenommen, du erzählst die Wahrheit - daß wir immer noch verheiratet sind -, was genau willst du dann von mir?«
»Die Scheidung. Eine hübsche, ruhige, unkomplizierte, sofortige Scheidung.«
»Keine Unterhaltszahlungen?« fragte er höhnisch und beobachtete, wie ihr die Zornesröte in die Wangen stieg. »Keine Abfindungszahlung, keine Eigentumsübertragung, nichts Derartiges?«
»Nein!«
»Gut. Du wirst auch keinen müden Cent von mir bekommen!«
Verärgert darüber, daß er sie so nachdrücklich und unsanft daran erinnerte, wieviel größer sein Vermögen war als ihres,
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