Schatten der Liebe
weiter.«
Der Regen trommelte auf die rote Markise vor dem Restauranteingang, und der uniformierte Portier öffnete seinen großen Schirm und hielt ihn über sie, während sie in die Limousine stiegen, die am Randstein vorgefahren war.
Matt wies seinen Chauffeur an, zu Bancroft's Warenhaus zu fahren, dann wandte er ihr seine volle Aufmerksamkeit zu. »Also«, sagte er sanft, »was hast du vor?«
Seine Stimme ließ die Vermutung zu, daß er zu einer Kooperation bereit war, und eine Mischung aus Erleichterung und Beschämung erfüllte sie - Beschämung deshalb, weil sie wußte, warum der Bauausschuß seinen Antrag abgelehnt hatte, genauso wie ihm die Mitgliedschaft im Glenmoor Country Club verweigert werden würde. Sie schwor sich, ihren Vater irgendwie dazu zu bringen, den Schaden wiedergutzumachen, den er hier angerichtet hatte, und sagte: »Ich möchte, daß wir uns sehr schnell und unauffällig scheiden lassen - am besten in einem anderen Bundesstaat oder sogar im Ausland -, und ich will, daß die Tatsache geheim bleibt, daß wir jemals verheiratet waren.«
Er nickte, als wolle er ihren Vorschlag einer ernsthaften Erwägung unterziehen, aber seine nächsten Worte machten ihre Hoffnungen zunichte. »Und wenn ich darauf nicht eingehe? Ich nehme an«, spekulierte er, und kaltes Amüsement klang aus seiner Stimme, »daß du mich dann weiterhin schneidest und daß dein Vater dafür sorgt, daß ich in keinem Chicagoer Country Club aufgenommen werde.«
Er wußte bereits, daß ihr Vater in Glenmoor interveniert hatte! »Es tut mir leid, was er getan hat. Wirklich.«
Er lachte über ihre Ernsthaftigkeit. »Euer hochgeschätzter Country Club kann mir gestohlen bleiben. Jemand hat mich nominiert, obwohl ich ihm gesagt hatte, daß ich nicht interessiert bin.«
Trotz seiner Worte glaubte Meredith nicht, daß es ihm wirklich gleichgültig war. Schuldgefühle und Scham wegen der bösartigen Handlungsweise ihres Vaters ließen sie zu Boden blicken. Sie hatte Matts Gesellschaft während des Essens genossen, und ihm schien es nicht anders zu gehen. Es hatte so gut getan, mit ihm zu sprechen, als ob es die häßliche Vergangenheit nie gegeben hätte. Sie beide führten jetzt ein neues Leben - jeder hatte seines selbständig aufgebaut. Sie war stolz auf das, was sie erreicht hatte, und er hatte jeden Grund, auf seine Leistungen stolz zu sein. Sein Unterarm lag auf der Armlehne, und Meredith betrachtete erst die elegante, flache goldene Uhr an seinem Handgelenk, dann seine Hand. Er hat wunderbare, kräftige, männliche Hände, dachte sie. vor langer, langer Zeit hatte sie Schwielen gehabt, jetzt waren sie manikürt...
Plötzlich hatte sie den absurden Impuls, seine Hand in ihre zu nehmen und zu sagen: Es tut mir leid. Es tut mir leid, daß wir uns so weh getan haben. Es tut mir leid, daß wir uns nie verstanden haben.
»Schaust du nach, ob ich noch immer ölverdreckte Fingernägel habe?«
»Nein!« Meredith schluckte und blickte ihm abrupt in die rätselhaften grauen Augen. »Ich wünschte, daß alles anders abgelaufen wäre ... daß wir jetzt zumindest Freunde sein könnten.«
»Freunde?« wiederholte er mit beißender Ironie. »Das letzte Mal, als ich freundlich zu dir war, hat mich das sehr viel gekostet.«
Es hat dich mehr gekostet als du ahnst, dachte Meredith betrübt. Es hat dich eine Fabrik gekostet, die du in Southville bauen willst, aber irgendwie werde ich das wieder in Ordnung bringen. Ich werde meinen Vater dazu zwingen, den Schaden, den er dir zugeführt hat, wiedergutzumachen, und ich werde dafür sorgen, daß er dir nie wieder in die Quere kommt.
»Matt, hör mir bitte einen Augenblick zu«, sagte sie, plötzlich verzweifelt bemüht, zwischen ihnen alles ins Lot zu bringen. »Ich bin gewillt, die Vergangenheit zu vergessen und ...«
»Wie großzügig«, spottete er.
Meredith fuhr zusammen und war nahe daran zu sagen, daß schließlich sie die gekränkte, die verlassene Ehefrau war, aber sie unterdrückte den Impuls und fuhr unbeirrt fort: »Ich sagte, daß ich gewillt bin, die Vergangenheit ruhen zu lassen, und das bin ich wirklich. Wenn du dich zu einer Scheidung im gegenseitigen Einverständnis bereit erklärst, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um dir hier in Chicago alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.«
»Und wie glaubst du, daß du mir hier in Chicago alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen kannst, Prinzessin?« Seine Stimme klang ebenso sarkastisch wie amüsiert.
»Nenn mich
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