Schatten der Liebe
Trennscheibe.
Meredith öffnete ihrem Vater die Tür und bereitete sich seelisch auf die Konfrontation vor, die ihr jetzt bevorstand.
»Also?« fragte ihr Vater, während er ihre Wohnung betrat. »Wie war's mit Farrell?«
Meredith ignorierte das kurzerhand. »Was hat der Arzt über die Testergebnisse gesagt? Was sagt er über dein Herz?«
»Er sagt, daß es nach wie vor in meiner Brust ist«, erwiderte Philip sarkastisch, zog seinen Mantel aus und warf ihn über einen Stuhl. Er haßte Ärzte im allgemeinen und seinen eigenen ganz besonders, weil Dr. Shaeffer weder mit Gewalt noch mit guten Worten dazu gebraucht werden konnte, Philip das zu geben, was er wollte - ein kräftiges Herz und eine eiserne Gesundheit. »Das ist jetzt auch egal. Ich will genau wissen, was Farrell gesagt hat.« Er ging zur Hausbar und schenkte sich ein Glas Sherry ein.
»Das wirst du nicht trinken!« warnte sie, dann blieb ihr der Mund offen stehen, als sie sah, daß er ein Zigarillo aus der inneren Jackettasche holte. »Willst du dich umbringen? Leg sofort die Zigarre weg!«
»Meredith«, schnappte er eisig, »du verursachst meinem Herz wesentlich mehr Streß, wenn du nicht sofort meine Frage beantwortest, als dieser Tropfen Alkohol und ein mickriges Zigarillo es tun könnten. Ich bin der Vater, nicht das Kind - würdest du ich bitte entsprechend verhalten.«
Nach einem derart frustrierenden Tag gab diese unfaire Attacke Meredith den Rest. Sie wurde wütend. Er sah besser aus als die ganze Woche über, was hieß, daß die Untersuchung vermutlich erfreuliche Ergebnisse gebracht hatte, zumal er jetzt auch den Sherry und die Zigarre riskierte.
»Okay!« antwortete sie. Er wollte einen genauen Bericht, und Meredith gab ihm genau das. Als sie ausgeredet hatte, wirkte er seltsamerweise direkt erleichtert.
»Ist das alles? Hat Farrell sonst nichts gesagt? Hat er nichts gesagt, was irgendwie« - er blickte nachdenklich auf das Zigarillo und versuchte, das richtige Wort zu finden -»was dir irgendwie merkwürdig vorkam?«
»Ich habe dir alles erzählt«, antwortete Meredith. »Und jetzt erwarte ich einige Antworten.« Sie blickte ihm fest in die Augen und sagte ruhig, aber unnachgiebig: »Warum hast du Matts Mitgliedschaft in Glenmoor verhindert? Warum hast du dafür gesorgt, daß sein Bauantrag abgelehnt wird? Warum führst du nach all den Jahren diesen Rachefeldzug immer noch fort? Warum?«
Philip klang ärgerlich, aber seltsamerweise irgendwie unsicher. »Ich habe ihn aus dem Club herausgehalten, damit du ihn dort nicht über den Weg laufen mußt. Und seinen Bauantrag habe ich scheitern lassen, damit er verdammt nochmal endlich wieder aus Chicago verschwindet. Abgesehen davon - was geschehen ist, ist geschehen.«
»Du wirst es ungeschehen machen müssen, Vater«, informierte ihn Meredith kühl.
Philip ignorierte diese Bemerkung. »Ich will nicht mehr über ihn sprechen. Mit dem heutigen Treffen war ich nur einverstanden, weil ich mich von Parker habe überreden lassen, daß es nicht anders ging. Er hätte dich begleiten sollen. Ehrlich gesagt, ich fange langsam an zu glauben, daß Parker schwach ist. Und ich mag keine schwächlichen Männer.«
Meredith lachte bitter. »Erstens ist Parker durchaus nicht schwächlich. Er war nur intelligent genug, um zu wissen, daß seine Gegenwart alles noch zusätzlich verkompliziert hätte. Und zweitens: Wenn du jemals jemandem begegnen würdest, der genauso stark ist wie du, würdest du ihn hassen.«
Er war bereits dabei, seinen Mantel von der Stuhllehne zu nehmen, über die er ihn geworfen hatte, als er innehielt und sie über die Schulter anschaute. »Warum sagst du das?«
»Weil«, antwortete Meredith, »der einzige Mann, der es an Stärke und Furchtlosigkeit mit dir aufnehmen kann, Matthew Farrell ist! Das ist wahr, und du weißt«, ihre Stimme wurde sanft, »daß er dir in gewisser Weise sehr ähnlich ist -genauso hart, unverwundbar und gewillt, für sein Ziel über Leichen zu gehen. Zuerst hast du ihn gehaßt, weil er ein Niemand war und weil er es gewagt hat, mit mir zu schlafen. Aber du hast ihn noch viel mehr gehaßt, weil du ihn nicht einschüchtern konntest - weder an jenem ersten Abend im Country Club, als du ihn hinauswerfen ließest, noch später, nachdem wir geheiratet hatten und ich ihn mit nach Hause brachte.« Sie lächelte, ein trauriges, freudloses Lächeln, und fuhr leise fort: »Du verabscheust ihn, weil er der einzige Mann ist, der es mit dir aufnehmen kann.«
Als hätte er
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