Schatten der Liebe
geirrt hat. Aber daß er allen meinen Forderungen zugestimmt hat, war doch auch eine Art von Zugeständnis. Findest du nicht?«
»Vermutlich ja«, antwortete Parker ohne rechte Überzeugung.
26
In der folgenden Woche widmete Meredith ihre ganze Kraft ihrer neuen Rolle als Interimspräsident von Brancroft's. Sie traf Entscheidungen mit der nötigen Sorgfalt; sie berief Sitzungen der Geschäftsleitung ein, hörte den Vorschlägen der Vizepräsidenten zu und trug selbst innovative Ideen bei -und innerhalb weniger Tage arbeiteten die Männer bereitwilligst und gerne für sie. Gleichzeitig schaffte sie es, ihr bisheriges Aufgabengebiet weiter zu betreuen - eine Arbeit, die ihr durch Phyllis' Kompetenz, Loyalität und Bereitschaft zu unzähligen Überstunden wesentlich erleichtert wurde.
Nachdem sie sich binnen weniger Tage erfolgreich in ihre Doppelrolle eingearbeitet hatte, gönnte Meredith sich etwas mehr Ruhe, und die anfängliche Erschöpfung wich einer ständig wachsenden Begeisterung. Sie brachte es sogar fertig, sich um die Hochzeitsvorbereitungen zu kümmern; in Bancroft's Schreib Warenabteilung bestellte sie Einladungskarten, und als die Leiterin des Brautkleidersalons anrief und sagte, sie hätte einige neue Entwürfe, ging sie hinunter, um einen Blick darauf zu werfen. Eines der Modelle, ein Traum aus perlenbestickter eisblauer Seide mit einem tiefen V-Ausschnitt im Rücken, war genau das, was sie sich vorgestellt, aber nirgendwo gefunden hatte. »Das ist absolut perfekt!« rief sie begeistert, lachte und drückte zum Entzücken der gesamten Brautkleiderabteilung die Skizze an die Brust.
Mit dem Entwurf in einer Hand und einem Muster der Hochzeitseinladungen in der anderen saß sie an dem reich verzierten Schreibtisch, der ihrem Vater und Großvater gehört hatte. Die Verkaufszahlen sämtlicher Häuser waren mehr als zufriedenstellend, sie wurde mit allen Problemen, auch den kompliziertesten, spielend fertig, und sie würde den besten Mann der Welt heiraten, den Mann, den sie geliebt hatte, seit sie ein kleines Mädchen war.
Nachdenklich lehnte sie sich in dem Chefsessel zurück und betrachtete liebevoll das Porträt des Firmengründers, das in einem breiten Goldrahmen an der gegenüberliegenden Wand hing. In einem plötzlichen Anfall von Sentimentalität und guter Laune zwinkerte sie dem bärtigen Mann mit den lachenden blauen Augen zu und flüsterte: »Na, wie mach ich mich, Urgroßvater? Bist du mit mir zufrieden?«
Auch die folgenden Tage fühlte sie sich weiterhin gefordert, aber glücklich. Alle ihre Unternehmungen waren von Erfolg gekrönt... bis auf eine: Bevor ihr Vater abgereist war, hatte er sein Versprechen betreffend Matts Bauantrag eingelöst, aber sie kam nicht durch, um Matt diese Neuigkeit zu berichten. Gleichgültig, zu welcher Zeit sie ihn anrief - seine Sekretärin informierte sie höflich, aber kurz, daß er entweder nicht im Hause oder nicht in der Stadt sei. Als er bis Donnerstag nachmittag nicht zurückgerufen hatte, versuchte sie es erneut. Diesmal hatte seine Sekretärin eine Nachricht von Matt zu übermitteln: »Mr. Farrell«, verkündete sie mit eisiger Stimme, »hat mich beauftragt, Ihnen auszurichten, daß Sie mit seinen Anwälten, Pearson & Levinson, verhandeln sollen, nicht mit ihm. Er wird weder jetzt noch in Zukunft mit Ihnen sprechen. Außerdem läßt er Ihnen sagen, daß er Sie, wenn Sie nicht aufhören, ihn hier anzurufen, wegen Belästigung verklagen wird.« Und dann legte diese Person einfach auf!
Meredith hielt den Telephonhörer ein Stück weg und blickte ihn verblüfft an. Einen Augenblick lang spielte sie mit dem Gedanken, Matt in seinem Büro aufzusuchen und darauf zu bestehen, ihn persönlich zu sprechen. Aber es bestand durchaus die Möglichkeit, daß er sie von seinen Sicherheitsleuten würde hinauswerfen lassen. Es blieb ihr nichts übrig, als die Sache kühl und logisch anzugehen - genau wie ein geschäftliches Problem. Sie würde einen Anwalt brauchen, um ihr Friedensangebot Matts Anwälten zu unterbreiten.
Aber sie konnte nicht irgendeinen beliebigen Anwalt wählen, nicht, wenn Matt von einer so mächtigen und prestigeträchtigen Kanzlei wie Pearson & Levinson vertreten wurde. Sie mußte jemanden finden, der seinen Anwälten gewachsen war, gleichzeitig jedoch ihre Privatsphäre schützen konnte; jemanden, der ihren Fall nicht im Club mit befreundeten Anwälten diskutieren würde ... jemanden, dem sie blind vertrauen konnte.
Es gab mir einen Mann,
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