Schatten der Liebe
Verlobten.«
»Dabei war ich früher so farblos und bei den Jungs so unbeliebt«, scherzte sie und setzte das Tablett ab. »Jetzt muß ich eben versuchen, die verlorene Zeit aufzuholen und möglichst viele Männer zu sammeln.« Sie drehte sich zu ihm um und fügte ernsthafter hinzu: »Aus dem zu schließen, was dein Vater sagt, bin ich nicht die einzige, die in dieser Richtung ein Problem hat. Er meint, du denkst daran, das Mädchen zu heiraten, dessen Bild auf deinem Schreibtisch steht.«
Matt gab sich gewollt lässig, legte den Kopf in den Nacken und fuhr mit dem Rasierapparat über sein Kinn. »Das hat mein Vater gesagt?«
»Ja. Ist es wahr?«
»Spielt das eine Rolle?«
Sie zögerte. Die Richtung, die ihr Gespräch nahm, gefiel ihr nicht, aber sie antwortete ehrlich: »Nein.«
Matt zog das Kabel des Rasierers aus der Steckdose. Er fühlte sich körperlich schwach und hatte nicht die geringste Lust, jetzt über die Zukunft nachzudenken. »Darf ich dich um einen Gefallen bitten?«
»Ja, natürlich.«
»Ich habe zwei anstrengende Wochen hinter mir und habe mich eigentlich auf ein ruhiges und friedliches Wochenende hier gefreut...«
Meredith hatte das Gefühl, eine Ohrfeige erhalten zu haben. »Es tut mir leid, daß ich deinen Frieden gestört habe.«
Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. »Du hast meinen Frieden schon immer gestört, Meredith. Jedesmal, wenn wir uns begegnen, kommt irgendwie die ganze Welt ins Wanken. Ich wollte damit nicht sagen, daß es mir leid tut, daß du hier bist. Ich habe nur gemeint, daß ich gerne einen geruhsamen Nachmittag mit dir verbringen möchte und momentan nicht mit schwerwiegenden Problemen konfrontiert werden will.«
»Das geht mir ganz genauso.«
In vollkommenem Einverständnis standen sie einander gegenüber und sahen sich an, dann wandte Meredith sich ab und hob einen flauschigen dunkelblauen Bademantel auf, der über einer Stuhllehne hing. »Warum ziehst du nicht den Morgenmantel an und setzt dich hin und ißt etwas?«
Er schlüpfte willig in den Mantel, verknotete den Gürtel um die Taille und nahm Platz. Meredith bemerkte, daß er unbehaglich auf die zugedeckten Teller blickte. Vorsichtig fragte er: »Was ist da drunter?«
»Eine Knoblauchschnur«, log sie schamlos, »du solltest sie dir um den Hals hängen.« Er lachte noch, als sie die Deckel abhob. »Sogar ich kann eine Dosensuppe warm machen und Schinken zwischen zwei Scheiben Brot legen«, informierte sie ihn und lächelte zurück.
»Danke«, sagte er ernst. »Das ist wirklich lieb von dir.«
Nachdem er aufgegessen hatte, gingen sie hinunter und nahmen vor dem Feuer Platz, das anzuzünden er sich nicht hatte nehmen lassen. Eine Zeitlang sprachen sie über so unverbindliche Themen wie das Wetter, seine Schwester und das Buch, das er gerade las. Matt erholte sich offensichtlich erstaunlich schnell, aber Meredith sah, daß er wieder müde wurde. »Möchtest du nicht wieder ins Bett?« fragte sie.
»Nein, ich bleibe lieber hier«, antwortete er und streckte sich bereits auf dem Sofa aus.
Als Matt eine gute Stunde später aufwachte, ging es ihm wieder genauso wie am Morgen - er glaubte, nur geträumt zu haben, daß Meredith hier war. Aber er brauchte seinen Kopf nur ein bißchen zur Seite zu drehen und auf den Stuhl zu blicken, auf dem sie gesessen hatte, um zu sehen, daß es kein Traum war. Sie war hier - eifrig damit beschäftigt, auf einen gelben Notizblock zu schreibenden sie auf den angezogene Knien hielt. Das flackernde Kaminfeuer schickte goldene Lichter in ihr Haar, überzog ihre zarten Wangen mit einem rosigen Schimmer und warf Schatten von ihren langen Wimpern. Er beobachtete sie bei der Arbeit und lächelte in sich hinein, weil sie viel eher wie ein junges Mädchen bei den Schularbeiten aussah als wie der Interimspräsident einer großen Kaufhauskette. Je länger er sie betrachtete, desto unwahrscheinlicher kam ihm die Wahrheit vor. Leise fragte er: »An was arbeitest du?«
Die junge Frau lächelte ihn an und sagte: »Ich schreibe eine Zusammenfassung der Markttrends, die ich den Vorstandsmitgliedern bei der nächsten Sitzung vortragen will und mit er ich sie hoffentlich davon überzeugen kann, mehr Waren mit eigenem Etikett einzuführen. Kaufhäuser«, erklärte sie, als er sie mit aufrichtigem Interesse ansah, »besonders solche wie Bancroft's, können durch den Verkauf von Waren mit ihrem eigenen Etikett beträchtliche Gewinne erzielen. Bisher haben wir diese Möglichkeit allerdings
Weitere Kostenlose Bücher