Schatten der Liebe
nichts anderes übrig«, erklärte sie ruhig.
Ohne rechten Erfolg versuchte Matt, nicht wie ein erzürnter Professor zu klingen, der vom Katheder herab einen zurückgebliebenen Schüler abkanzelt. »Tu das nie wieder«, warnte er sie. »Nie und unter gar keinen Umständen darfst du dein Privatvermögen für eine geschäftliche Transaktion riskieren. Dafür gibt es schließlich Banken. Sie verdienen an den Zinsen, also sollen sie auch das Risiko tragen. Wenn aus irgendwelchen Gründen der Umsatz in New Orleans zurückgeht, dann müßtest du die Zahlungen leisten, und wenn du das nicht kannst, wird die Bank dich pfänden.«
»Es war der einzige Weg ...«
»Wenn dir deine Bank das gesagt hat, dann war das ein übler Trick«, unterbrach er sie. »Bancroft & Company ist ein etabliertes, profitables Unternehmen. Eine Bank hat nur dann das Recht, eine persönliche Haftung für einen Geschäftskredit zu verlangen, wenn du unbekannt bist und keine kreditwürdige Vergangenheit aufzuweisen hast« Sie öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, aber Matt kam ihr zuvor, indem er seine Hand hob. »Ich weiß, daß sie es immer wieder versuchen, einen dazu zu bringen, mit dem Privatvermögen zu haften«, gab er zu. »Und am liebsten wäre ihnen, wenn sie für jede stinknormale Hypothek fünfzig Mitschuldner bekommen könnten, weil das ihr Risiko mindert. Aber du darfst niemals und unter keinen Umständen jemals wieder deinen Namen unter einen Bancroft-Kredit setzen. Glaubst du denn, daß die Geschäftsführer von General Motors mit ihrem Privatvermögen für die Kredite bürgen, die GM aufnimmt?«
»Nein, natürlich nicht. Aber in unserem Fall ist das etwas anderes.«
»Das sagen die Banken immer. Wer zum Teufel ist denn überhaupt der Bankier, mit dem Bancroft's arbeitet?«
»Mein Verlobter ... Reynolds Mercantile Trust«, stellte sie klar und beobachtete, wie seine Miene im Licht des Kaminfeuers erst Entsetzen und dann Verärgerung spiegelte.
»Da hat dir dein Verlobter ja ein großartiges Geschäft ausgehandelt«, murmelte er sarkastisch.
Meredith überlegte, ob er diese Bemerkung aus männlicher Eitelkeit heraus gemacht hatte. »Du bist nicht fair«, informierte sie ihn sachlich. »Auch du hast etwas vergessen. Es gibt Bankprüfer, die die Kredite kontrollieren, die eine Bank vergibt, und jetzt, wo überall auf der Welt Privatbanken schließen müssen, haben diese Kontrolleure alle privaten Banken im Visier, die einem einzelnen Schuldner zu viel Kredit gewähren. Bancroft & Company steht bei Reynolds Mercantile mit mehreren hundert Millionen in der Kreide. Gerade weil wir verlobt sind, konnte Parker uns keine weiteren Kredite genehmigen, ohne zusätzliche Sicherheiten zu verlangen.«
»Ich bin sicher, es hätte einen anderen Weg gegeben. Hast du denn alle deine Firmenanteile eingesetzt?«
»Ja, und mein Vater seine auch. Es gibt nur noch einen weiteren Hauptaktionär von B & C, der seine Anteile nicht riskiert hat.«
»Wer ist das?«
Meredith, der die Wendung, die ihr Gespräch genommen hatte, allmählich unangenehm wurde, ergriff die Gelegenheit, das Thema zu wechseln. »Meine Mutter.«
»Deine Mutter?«
»Auch ich hatte eine«, erinnerte sie ihn trocken. »Bei der Scheidung erhielt sie ein großes Aktienpaket, mußt du wissen.«
»Und warum ist deine Mutter nicht bereit, ihre Anteile bei der Bank einzusetzen? Das wäre nicht zuviel verlangt, da sie schließlich auch von den wachsenden Gewinnen profitiert.«
Meredith legte den Notizblock beiseite und blickte ihn an. »Sie hat es nicht getan, weil niemand sie darum gebeten hat.«
»Würde es dir etwas ausmachen, mir zu erzählen, warum nicht?« fragte Matt und hoffte, daß sie nicht den Eindruck gewann, er wolle sie ausspionieren, anstatt ihr zu helfen.
»Sie wurde nicht gefragt, weil sie irgendwo in Italien lebt und weder mein Vater noch ich irgend etwas mit ihr zu tun hatten, seit ich ein Jahr alt war.« Als er daraufhin keine Miene verzog beschloß sie, ihm etwas zu erzählen, was sie normalerweise verdrängte. Lächelnd beobachtete sie seine Reaktion und sagte: »Meine Mutter war - ist - Caroline Edwards.«
Seine dunklen Brauen zogen sich zu einem verständnislosen Stirnrunzeln zusammen. Also fuhr sie fort: »Denk an den alten Cary Grant-Film, wo er an der Riviera ist und einer Prinzessin begegnet, die vor ihrem Vater davongelaufen ist...«
Sein Lächeln zeigte ihr, daß er jetzt wußte, von welchem Film - und welchem Filmstar - sie sprach. An die
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