Schatten der Liebe
aufsteigen, »aber ich schlage vor, du sagst es mir - sofern du es fertigbringst, das zu tun, ohne vulgär und anmaßend zu ...«
»Ich bin vulgär und anmaßend? Farrell macht dir einen solchen Antrag, und ich bin derjenige, der vulgär und anmaßend ist? Ich werde dir sagen, was ich am schlimmsten und schmerzlichsten und am widerlichsten finde und was mich rasend macht - das ist, daß dir das Ganze überhaupt nichts auszumachen scheint! Er bietet dir fünf Millionen Dollar, damit du dich viermal die Woche mit ihm im Heu wälzt, und ich bin vulgär? Das macht wieviel - hunderttausend Dollar oder so pro ...«
»Wenn du alles ganz präzise und genau nehmen willst«, fuhr Meredith dazwischen, deren Erschöpfung und Frustriertheit sich zunehmend in Wut verwandelten, »dann mußt du zugeben, daß er genaugenommen mein Ehemann ist!«
»Und was bin ich, genaugenommen - ein unliebsames Anhängsel?«
»Nein, du bist mein Verlobter.«
»Und wieviel hast du vor, mir in Rechnung zu stellen?«
»Verschwinde, Parker.« Sie sagte es ruhig. Und sie meinte es ernst.
»Wunderbar.« Er griff seinen Mantel, den er über eine Stuhllehne geworfen hatte, und Meredith zog sich, mit den Tränen kämpfend, den Verlobungsring vom Finger.
»Hier«, sagte sie heiser und hielt in ihm auf der flachen Hand hin, »vergiß den nicht.«
Parker blickte auf den Ring, und sein Zorn war fast völlig verraucht. »Behalte ihn bitte vorläufig«, sagte er. »Wir sind beide zu wütend, um klar denken zu können. Nein, etwas stimmt nicht, und das ist es auch, was mich verrückt macht. Ich bin rasend vor Wut, und du versuchst, mir das ganze als gottverdammten Jux zu verkaufen!«
»Herrgott, ich habe doch bloß versucht, alles etwas weniger dramatisch zu sehen, damit du dich nicht so aufregst.«
Er zögerte unsicher, dann nahm er ihre Hand und schloß ihre Finger über dem Ring. »Hast du das wirklich, Meredith, oder machst du dir das nicht nur selber vor? Ich habe das Gefühl, die ganze Welt stürzt ein, und du - mit den nächsten drei Monaten vor dir - nimmst es leichter als ich. Ich denke, wir sollten uns vielleicht eine Zeitlang nicht sehen, bis du dir darüber klar geworden bist, wie wichtig ich dir wirklich bin.«
»Und ich denke«, konterte Meredith, »du solltest einen Teil dieser Zeit damit verbringen, darüber nachzudenken, warum du mir nicht ein bißchen Verständnis entgegenbringen konntet, anstatt das Ganze als sexuellen Angriff auf dein Privateigentum zu sehen!«
Daraufhin ging er und zog die Tür hinter sich zu, während Meredith aufs Sofa sank. Die Welt, die noch vor wenigen Tagen so herrlich und wunderschön schien, war um sie herum zusammengebrochen - wie jedesmal, wenn sie in Matthew Farrells Nähe kam.
36
»Es tut mir leid, Sir, aber Sie können hier nicht parken«, sagte der Portier, als Matt vor Merediths Apartmenthaus aus seinem Wagen stieg.
In Gedanken schon bei dem bevorstehenden ersten Rendezvous mit seiner Frau, drückte Matt dem Mann eine Hundert-Dollar-Note in die behandschuhte Rechte und ging mit langen Schritten weiter auf den Eingang zu.
»Ich werde Ihren Wagen für Sie im Auge behalten, Sir!« rief ihm der Portier nach.
Das überdimensionierte Trinkgeld war gleichzeitig als Entgeld für zukünftige Dienste gedacht, und das wußte der Portier auch. Im Augenblick war Matt sich zwar noch nicht ganz sicher, welche Dienste er in Zukunft von ihm erbitten würde müssen, aber sich bei Merediths Portier einzuschmeicheln schien ihm in jedem Fall eine lohnende Investition.
Der Wachmann in der Lobby überprüfte die Gästeliste, fand Matts Name darauf und nickte höflich. »Miss Bancroft - Apartment 505«, sagte er. »Ich klingle nach oben durch, damit sie weiß, daß Sie unterwegs sind. Der Lift ist gleich hier vorne rechts.«
Meredith war so verspannt, daß ihre Hände zitterten, während sie sich mit den Fingern durchs Haar fuhr, damit es duftiger wirkte. Sie trat ein paar Schritte vom Spiegel zurück, betrachtete die hellgrüne Seidenbluse und den passenden Wollrock, die sie anhatte, und rückte den schmalen Goldgürtel zurecht, der ihre Taille betonte. Dann knipste sie ein Paar große goldene Quadrate an ihre Ohren und streifte einen goldenen Armreif über. Ihr Gesicht war ungewöhnlich blaß, also trug sie noch etwas mehr Rouge auf. Sie wollte gerade auch noch die Lippen nachziehen, als der Summer zweimal ertönte; der Lippenstift glitt ihr aus den zittrigen Fingern und hinterließ einen koralleroten Strich auf
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