Schatten der Liebe
Konkreteres: »Wenn er wirklich rücksichtslos genug ist, um deinen Vater so etwas anzutun, warum macht er dir dann gleichzeitig so verdammt großzügige Angebote? Warum erpreßt er dich nicht einfach mit der Drohung, deinen Vater anzuklagen, um dich zum Nachgeben zu bewegen?«
»Ich nehme an, er denkt, daß er mehr davon hat, wenn ich weniger Widerstand leiste. Außerdem glaube ich, daß er will, daß ich - und mein Vater - merken, daß er mit solchen Summen um sich werfen kann, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Stuart, mein Vater hat ihn furchtbar erniedrigt, als er sechsundzwanzig war, und er versucht immer noch, ihm das Leben schwer zu machen! Ich kann mir vorstellen, was Matt für einen Haß auf ihn hat.«
»Trotzdem bin ich bereit, jede Wette einzugehen, daß dieser Mann nichts gegen deinen Vater unternehmen wird, ganz gleich, ob du auf seinen Vorschlag eingehst oder nicht.«
»Ich würde dir gerne glauben«, sagte sie, jetzt etwas ruhiger. »Du mußt mir nur einen einzigen vernünftigen Grund dafür nennen, und wir werden hier hinausmarschieren und dieses Papier in den Müll werfen.«
»Was ich sage, klingt vielleicht ein bißchen ... Nun, ich glaube nicht, daß er irgend etwas tun würde, was dich verletzt.«
Sie lachte - ein kurzes, bitteres Lachen und schüttelte energisch den Kopf. »Unsinn - das glaube ich nicht. Aber versuche Matt wenigstens zu überreden, daß er diesen Handel und unsere Heirat geheimhält. Er wird sich vermutlich nicht darauf einlassen - das würde ihm den halben Spaß verderben, aber ich versuch es wenigstens.«
»Werde ich.«
Nachdem sie gegangen war, schrieb Stuart die besprochene Zusatzvereinbarungen unter die Dokumente, dann richtete er sich auf. Anstatt höflich an die Tür zu Farrells Büro zu klopfen, machte er sie auf. Als er sah, daß Farrell nicht hier war, ging er leise in Richtung auf den Konferenzraum, weil er hoffte, ihn vielleicht bei irgend etwas zu überraschen - bei einem Gesichtsausdruck, einer Geste -, was ihm einen Hinweis auf die wahren Gefühle dieses Mannes geben könnte.
Die Jalousetten waren hochgezogen, und Farrell stand, einen Drink in der Hand, an der Fensterfront und starrte verbittert auf die nächtliche Skyline. Er wirkte, so stellte Stuart mit einer gewissen Befriedigung fest, wie ein Mann, der gerade eine ungeheure Niederlage erlitten hatte und sich verzweifelt bemühte, damit fertig zu werden. Wie er so mit gesenkten Kopf dastand und das Glas in seiner Hand betrachtete, wirkte er geradezu einsam und traurig. Dann hob er das Glas und kippte den Inhalt hinunter, als wolle er damit einen bitteren Geschmack hinabspülen. In diesem Moment redete Stuart ihn an: »Hätte ich klopfen sollen?« Farrell fuhr herum, und in diesem kurzen Augenblick unerwarteter Überraschung glaubte Stuart, ungeheure Erleichterung zu sehen - vielleicht war es aber auch nur ungeheure Befriedigung? Farrell hatte sich zu rasch wieder unter Kontrolle, um Genaueres feststellen zu können. Es war relativ leicht gewesen, Farrell einzuschätzen, solange Meredith anwesend war - jetzt bemerkte Stuart nur, daß er mißtrauisch auf die Papiere in seiner Hand blickte. Dann ging er zur Bar.
»Ich wollte mir gerade noch einen Drink einschenken«, sagte Farrell und zeigte keinerlei Interesse an den unterschriebenen Dokumenten. »Darf ich Ihnen auch einen anbieten, oder sollen wir gleich zum Geschäftlichen kommen?«
Es klang, als ob es ihm vollkommen gleichgültig wäre, was Stuart antwortete, aber Stuart ergriff die Gelegenheit, um etwas mehr über die Gefühle dieses Mannes Meredith gegenüber herauszufinden. »Der geschäftliche Teil wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen«, sagte er und folgte ihm zur Bar. »Ich nehme Ihr Angebot auf einen Drink gerne an.«
»Noch ein Perrier?« fragte Farrell und trat in den spiegelverkleideten Halbkreis.
»Bourbon«, sagte Stuart knapp. »Pur.«
Das brachte ihm einen zweifelnden Blick von Farrell ein. »Wirklich?«
»Würde ich einen cleveren, rücksichtslosen Finanzmagnaten wie Sie anlügen?« antwortete Stuart trocken.
Farrell war ihm einen sarkastischen Seitenblick zu und griff nach der Bourbon-Karaffe. »Sie würden den Teufel persönlich anlügen, wenn es Ihrem Klienten nützt.«
Überrascht und leicht verstört darüber, daß Farrell der Wahrheit recht nahe gekommen war, stellte Stuart seinen Aktenkoffer ab und legte die Papiere auf die Theke. »Ich nehme an, daß Meredith das unterschrieben hat?« fragte Farrell wie
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