Schatten der Liebe
legale Scheidung einreichen. Natürlich wird unsere Hochzeit solange aufgeschoben, bis das erledigt ist. Andernfalls würde Meredith sich ja der Bigamie schuldig machen.«
Das Wort Bigamie war ein Fehler, und Meredith spürte, wie sehr Parker sich darüber ärgerte, daß es ihm herausgerutscht war. Sie spürte auch, wie die entspannte Stimmung unter den Journalisten, die Matt zu schaffen gewußt hatte, sich in eine geschäftsmäßig-gespannte verwandelte. Auch die Fragen klangen nun anders. »Mr. Farrell, haben Sie und Miss Bancroft inzwischen einen neue Scheidung eingereicht?« wollte ein Reporter wissen. »Wenn ja, mit welcher Begründung und wo?«
»Nein«, sagte Matt ruhig. »Das haben wir nicht.«
»Warum nicht?« hakte eine Frau vom Radiosender WBBM nach. Matt grinste und setzte eine gespielt verdrossene Miene auf: »Mein Vertrauen in Scheidungsanwälte ist im Moment nicht gerade auf dem Höchststand. Wissen Sie einen, den Sie mir empfehlen könnten?«
Meredith wußte, wie hart er darum kämpfte, die Atmosphäre heiter zu halten, und als die nächste Frage auf sie abgefeuert wurde, schwor sie sich, ihr Bestes zu geben, um ihm beizustehen. »Miss Bancroft«, rief ein Mann von USA Today, »wie fühlen Sie sich denn in Anbetracht dieser Situation?« Sie sah, daß Matt sich vorbeugte und die Frage abfangen wollte, trat aber selbst nach vom. »Um die Wahrheit zu sagen«, sagte sie und setzte unbewußt ihr gewinnendstes Lächeln auf, »ich habe mich nicht mehr so auffällig gefühlt, seit ich in der sechsten Klasse bei einem Stück über Ernährungslehre mitmachen und als Backpflaume verkleidet auf die Bühne mußte.«
Ihre unerwartete Antwort rief unter den Zuhörern lautes Gelächter hervor, aber Matts spontane Reaktion löste ein weiteres Gewitter von Blitzlichtern aus, da er seinen Kopf umwandte und mit einem strahlenden, stolzen Grinsen auf Meredith hinuntersah.
Als nächstes kam die Frage, die Meredith besonders gefürchtet hatte: »Mr. Farrell, mit welcher Begründung haben Sie beide damals die Scheidung eingereicht?«
»Wir sind nicht ganz sicher«, neckte Matt die Reporterin und schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln. »Wir haben festgestellt, daß die Papiere, die wir von Spyzhalski erhielten, nicht übereinstimmen.«
»Miss Bancroft, bitte«, rief eine Journalistin der Tribune, und als Meredith sie anblickte, sagte sie: »Würden Sie uns erzählen, warum Ihre Ehe damals in die Brüche ging?« Meredith wußte, daß dies eine Frage war, die Matt ihr nicht abnehmen konnte, aber in der Verzweiflung kam ihr der rettende Einfall: In einem, wie sie hoffte, amüsierten Tonfall sagte sie reuevoll: »Damals schien mir ein Leben mit Mr. Farrell einfach zu ... langweilig.« Als alle lachten, fuhr sie etwas ernsthafter fort: »Ich war ein Mädchen aus der Großstadt, und Matt mußte wenige Wochen nach unserer Hochzeit in den südamerikanischen Dschungel. Wir hatten keine gemeinsamen Perspektiven.«
»Sehen Sie vielleicht jetzt die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft mit Mr. Farrell?« fragte ein Reporter von NBC.
»Natürlich nicht«, antwortete Meredith automatisch.
»Nach all den Jahren - das ist lächerlich«, fügte Parker hinzu.
»Mr. Farrell?« hakte derselbe Reporter nach. »Würden Sie uns diese Frage bitte beantworten?«
»Nein«, entgegnete Matt ungerührt.
»Ist das ihre Antwort, oder wollen Sie darauf nicht antworten?«
»Nehmen sie es, wie Sie es wollen«, erwiderte Matt mit einem leichten Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, dann nickte er einem anderen Reporter zu, damit der seine Frage stellte. Die Fragen kamen nun schnell und gnadenlos, aber die schlimmsten waren bereits gestellt worden, und Meredith ließ der Lärm seltsamerweise auf einmal kalt. Wenige Minuten später blickte Matt in die Runde und sagte: »Unsere Zeit ist leider gleich um. Wir hoffen, daß wir alle Ihre Fragen beantworten konnte. Parker«, wandte er sich mit einer bewundernswert gespielten Freundlichkeit an ihn, »möchtest du noch etwas hinzufügen?«
Parker erwiderte sein Lächeln. »Ich glaube, daß alles Nötige bereits gesagt wurde, Matt. Ich denke, wir können jetzt Schluß machen und Meredith wieder an ihre Arbeit zurückkehren lassen.«
»Bevor Sie gehen«, rief eine Frau laut und ignorierte den Versuch, die Konferenz zu beenden, »möchte ich noch sagen, daß Sie - alle drei - die Sache außerordentlich konziliant handhaben. Vor allem Sie, Mr. Reynolds, da Sie ja völlig unbeteiligt in das Ganze
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