Schatten der Liebe
Tür zurück, blieb aber kurz vorher stehen, weil er bemerkte, daß zwei Männer noch bei ihr im Büro geblieben waren. Und das, was sie ihr zu sagen hatten, schien Meredith sehr zu bedrücken.
Hin und her gerissen zwischen Schuldgefühlen und Neugier, nahm Matt wieder seinen alten Platz auf dem Sekretärinnenschreibtisch ein, nur stand er diesmal, den Mantel über dem Arm, so da, daß sie ihn sehen konnte.
Ohne bemerkt zu haben, wie spät es geworden war, las Meredith das Memo, das Sam Green ihr gerade ausgehändigt hatte. Es zeigte, daß die Anzahl der Bancroft's-Aktien, die an der Börse aufgekauft wurden, in den letzten Wochen kontinuierlich angestiegen war und inzwischen beängstigende Ausmaße angenommen hatte. »Was schließen Sie daraus?« fragte sie den erfahrenen Anwalt.
»Ich sage das nur sehr ungern«, antwortete er, »aber ich habe heute einige Nachforschungen angestellt - an der Wall Street geht das Gerücht um, daß jemand uns aufkaufen will.«
Meredith bemühte sich nach Kräften, diese Nachricht ruhig und gelassen aufzunehmen, aber innerlich wurde ihr bei dem Gedanken an einen Übernahmeversuch regelrecht übel. »Aber doch nicht jetzt. Das würde doch überhaupt keinen Sinn ergeben. Warum sollte eine andere Kaufhauskette oder ein anderes Unternehmen uns zu einem Zeitpunkt übernehmen wollen, wo wir aufgrund unserer Expansionspläne bis über beide Ohren verschuldet sind?«
»Zum einen, weil wir es uns im Moment nicht leisten könnten, einen Übernahmeversuch abzuwehren - wir haben einfach nicht genug Geld, um einen langen, ernsthaften Kampf durchzustehen.«
Meredith wußte das bereits, aber sie schüttelte trotzdem den Kopf und sagte: »Es scheint mir trotzdem unwahrscheinlich. Alles, was sie bekommen würden, wäre ein Haufen Schulden.« Aber sie und Sam wußten beide, daß Bancroft & Company als langfristige Investition ein sehr guter Kauf war. »Wie lange wird es dauern, bis Sie herausgefunden haben, wer unsere Aktien kauft?«
»Vermutlich einige Wochen; aber wir bekommen die Namen nur, wenn der Käufer seine neu erworbenen Aktionärsrechte auch tatsächlich in Anspruch nimmt. Wenn die Aktien in den Händen der Börsenmakler bleiben, werden wir die Identität der Aktienbesitzer nie erfahren.«
»Können Sie eine Liste mit den Namen der neuesten Aktionäre aufstellen, die wir kennen?«
»Natürlich«, sagte er und ging, Meredith allein mit Mark Braden zurücklassend. Was sie mit dem Chef der Sicherheitsabteilung zu besprechen hatte, war sicher streng vertraulich, und deshalb stand Meredith auf, um die Tür zu schließen. Ihr Blick fiel von der Uhr, die zwanzig Minuten nach sechs zeigte, auf die hochgewachsene Figur unter der Tür, und ihr Herz machte bei seinem Anblick unwillkürlich einen kleinen Sprung. »Wie lange wartest du schon?« fragte sie Matt, während sie auf ihn zuging.
»Nicht lange.« Da er sie nicht hetzen wollte, zumal sie anscheinend noch zu arbeiten hatte, fügte er hinzu: »Ich warte hier, bis du fertig bist.«
Meredith überlegte einen Moment, ob irgendein Grund bestünde, Matt aus dem Gespräch auszuschließen, das sie mit Mark über Gordon Mitchell führen wollte. Da ihr keiner einfiel, lächelte sie ihn an und sagte: »Du kannst hereinkommen, aber bitte mach die Tür zu.« Matt kam ihrer Bitte nach, und nachdem Meredith die beiden Männer einander vorgestellt hatte, wandte sie sich an Mark. »Sie haben Gordons anmaßende Haltung jetzt schon öfter erlebt. Er ist vollkommen verändert. Was meinen Sie?«
Mark warf einen unsicheren Seitenblick auf Matt, aber als Meredith ihm zunickte, sagte er geradeheraus: »Ich glaube, daß er in die eigene Tasche wirtschaftet.«
»Das sagen Sie schon länger, aber haben Sie denn auch nur einen einzigen Beweis dafür, daß er von irgend jemand Provision kassiert?«
»Nein.« Er wirkte frustriert. »Er hat sich keine extravaganten Spielzeuge wie Boote oder Flugzeuge und, soweit ich feststellen konnte, auch keine Immobilien gekauft. Er hat eine Geliebte, aber die gibt es schon seit Jahren. Er, seine Frau und die Kinder leben eigentlich genauso wie immer. Kurz: Es gibt keinerlei Hinweis darauf, daß er ein luxuriöseres Leben führt als früher. Und er hat auch keine teuren Hobbies oder Gewohnheiten wie Drogen oder Glücksspiel.«
»Vielleicht ist er wirklich unschuldig«, sagte Meredith, aber sie glaubte es selber nicht.
»Er ist nicht unschuldig, aber vorsichtig und ungeheuer clever«, argumentierte Mark. »Er ist lange genug
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