Schatten der Liebe
hineingeraten sind. Man würde doch eigentlich erwarten, daß Sie Mr. Farrell gegenüber nicht gerade freundschaftliche Gefühle hegen. Schließlich ist er daran schuld, daß Sie Ihre Hochzeit mit Miss Bancroft verschieben müssen.«
»Ich sehe keinen Grund, der gegen eine Feindschaft zwischen uns spricht«, sagte Parker mit dem Lächeln eines Haifischs. »Matt Farrell und ich sind zivilisierte Leute, und wir - alle drei - sind Opfer unglücklicher Umstände. Glücklicherweise ist unser Problem ebenso leicht wie rasch lösbar. Eigentlich kann man das Ganze als eine Art Geschäftsvertrag betrachten, der nicht ordnungsgemäß aufgesetzt wurde und nun neu ausgehandelt werden muß.«
Lisa wartete neben der Bühne, griff nach Merediths Hand und umarmte sie. »Komm mit nach oben«, flüsterte Meredith, die hoffte, daß Lisas Anwesenheit Matt und Parker vielleicht ein etwas zivilisierteres Benehmen abringen wurde. Während sie in einem Aufzug zusammen mit Kunden nach oben fuhren, hörten sie, wie eine Frau hinter ihnen eine andere anstieß. »Das ist Meredith Bancroft mit ihrem Ehemann und ihrem Verlobten. Gleich zwei Männer - ist das nicht toll? Und das ist Matthew Farrell, der Ehemann. Er geht immer mit Filmstars aus!«
Meredith wurde schon beim ersten Satz rot, aber keiner von ihnen sprach ein Wort, bis sie glücklich in Merediths Büro angekommen waren. Dann brach Lisa das Schweigen, indem sie Meredith erneut umarmte und lachend sagte: »Du warst einfach toll, Mer! Phantastisch!«
»So weit würde ich nicht gehen«, antwortete Meredith dünn.
»Doch, ganz bestimmt! Ich konnte es einfach nicht fassen, daß du erzählt hast, wie du dich in der sechsten Klasse als Backpflaume verkleiden mußtest. Das entspricht so ganz und gar nicht deiner üblichen Nüchternheit.« Zu Matt gewandt, fuhr sie fort: »Sie haben einen ausgezeichneten Einfluß auf sie.«
»Wirst du nicht dafür bezahlt, daß du in der Dekoabteilung arbeitest?« schnappte Parker.
Lisa, die unzählige Überstunden machte und einen Großteil ihrer Freizeit dem Kaufhaus widmete, ohne dafür einen Cent zu kassieren, zuckte nur die Schultern. »Ich arbeite sowieso viel mehr, als ich müßte.«
Parker trat einen Schritt vor und gab Meredith einen Kuß auf die Wange. Er lächelte sie an und sagte: »Bis Samstag abend dann.«
Matt gab Meredith zwei Sekunden, um ihm abzusagen, als sie aber zögerte, blickte er Parker an und erklärte kurz: »Ich fürchte, das geht nicht.«
»Ich bitte Sie, Farrell! Sie können alle Samstage der nächsten elf Wochen haben, aber dieser gehört mir. Zufällig ist es Merediths dreißigster Geburtstag, und wir haben schon vor Wochen ausgemacht, daß wir bei Antonio's feiern.«
Zu Lisa gewandt, sagte Matt: »Haben Sie Samstag schon etwas vor?«
»Nichts, was ich nicht absagen könnte«, antwortete Lisa überrascht.
»Schön, dann gehen wir zu viert aus«, entschied er. »Aber nicht zu Antonio's. Dort ist zu viel los, und man wird uns sofort erkennen. Ich werde etwas Passendes aussuchen.«
Außerordentlich verärgert darüber, daß Meredith Parker nicht abgesagt hatte, nickte er höflich und ging. Parker folgte ihm auf dem Fuß.
39
Um halb fünf am nächsten Nachmittag blickte Matt vom Konferenztisch auf, wo er mit drei von seinen Geschäftsführern eine Besprechung abhielt, und griff nach dem Telefon. »Wenn es kein Notfall ist«, sagte er zu Eleanor, bevor sie ihm den Grund für ihre Störung nennen konnte, »dann will ich nichts davon hören, bevor ich hier nicht fertig bin.«
»Miss Bancroft ist am Apparat«, sagte sie mit einem süffisanten Lächeln in der Stimme. »Stellt das in Ihren Augen einen Notfall dar?«
»Ja«, sagte er, aber als er Merediths Anruf entgegennahm, war er nicht besonders höflich. Er hatte sie gestern später am Nachmittag nochmals angerufen, um ihr zu sagen, daß Spyzhalski unter Kontrolle und an einem sicheren Ort sei, wo die Presse ihn nicht finden könne. Ihre Sekretärin hatte ihn darüber informiert, daß sie die nächsten Stunden in Besprechungen sein werde, und um sie nicht im Ungewissen zu lassen, hatte Matt bei der Sekretärin eine sorgfältig formulierte Nachricht für sie hinterlassen. Als Meredith sich nicht die Mühe machte, ihn abends zurückzurufen, hatte er sich gefragt, ob sie vielleicht zu beschäftigt damit sei, den glimpflichen Ausgang mit Reynolds im Bett zu feiern. Schon die ganze Woche hatte ihn die Möglichkeit verfolgt, daß sie noch immer mit ihrem Verlobten schlief.
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