Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
sie anders nicht zu hören schien. »Joe!« rief sie ihm flehend zu, während er den großen Wagen haarscharf an einem Lkw vorbeizog. »Bitte! Ich habe Angst!«
    »Machen Sie sich nur mal keine Sorgen, Mrs. Farrell«, sagte er und grinste sie durch den Rückspiegel an. »Uns erwischt keiner. Und selbst wenn sie uns folgen, können sie uns nix anhaben. Ich hab' meine kleine Freundin dabei!« Als sie ihn verständnislos anblickte, schlug er seinen dunklen Mantel auf, und sie starrte mit vor Entsetzen geweiteten Augen auf den Revolver, den er in einem professionellen Halfter trug.
    »Oh, mein Gott«, stöhnte sie, ließ sich zurück in die Polster fallen und dachte an Lisa. In ihrer augenblicklichen Verfassung war es ihr relativ gleichgültig, ob Matt und Parker die Nacht im Gefängnis verbringen würden, aber um Lisa machte sie sich Sorgen. Meredith hatte gesehen, daß Parker als erster zum Schlag ausgeholt hatte, und ihr war klar, daß er derjenige war, der diese Auseinandersetzung angezettelt hatte. Aber sie hatte auch gesehen, daß Parker sein Ziel verfehlte und war keineswegs geneigt, Matt zu vergeben, daß er, der nüchtern war, einen armen betrunkenen Kerl zum Gespött des ganzen Lokals machte. Sie selbst war von Matts Ellbogen am Auge getroffen worden, und die Gegend um ihr rechtes Auge fühlte sich seltsam an.
    Wenige Minuten später fuhr sie beim Klingeln des Autotelefons zusammen. »Für Sie!« rief Joe fröhlich. »Es ist Matt. Sie sind raus aus dem Restaurant. Alles in Ordnung. Er will mit Ihnen reden.«
    Die Nachricht, daß Matt sie jetzt anzurufen wagte, jetzt, nach allem, was er ihr angetan hatte, gab ihr den Rest. Sie riß den Hörer von der Gabel, die in die Seitenwand des Wagens eingelassen war, und hielt ihn ans Ohr. »Joe hat gesagt, daß es dir gut geht«, setzte Matt an, und seine tiefe Stimme klang gedämpft. »Ich habe deinen Mantel und ...« Meredith hörte den Rest seines Satzes nicht mehr. Sehr langsam, sehr entschieden und mit ungeheurer Befriedigung hängte sie ein.
    Zehn Minuten später trat Matts Chauffeur vor ihrem Apartmenthaus voll in die Bremsen und brachte den Wagen leicht schleudernd zum Stehen. Er sprang heraus, noch bevor der Cadillac völlig zum Stillstand gekommen war, und hielt Meredith die Fondtüre auf. Befriedigt grinsend verkündete er: »Wir sind da, Mrs. Farrell, gesund und munter.«
    Meredith ballte ihre Rechte zur Faust.
    Aber dreißig Jahre zivilisierten Benehmens und guter Erziehung ließen sich nicht so leicht vergessen, und so holte sie einmal tief Luft, stieg mit zittrigen Knien aus dem Wagen und wünschte ihm höflich guten Abend. Sie betrat das Haus neben Joe, der darauf bestand, sie zu begleiten, und jedermann in der Lobby starrte sie mit großen Augen an - der Pförtner, der Wachmann und mehrere Mitbewohner, die wohl von einem frühen Abendessen heimkehrten. »G-guten Abend, Miss Bancroft«, stotterte der Wachmann, dem der Mund offen blieb.
    Meredith vermutete, daß sie einen sicherlich sehenswerten Anblick bieten mußte. Sie hob den Kopf und ignorierte es. »Guten Abend, Terry«, erwiderte sie mit einem bezaubernden Lächeln, während sie ihren Arm von Joes beschützendem Griff losriß.
    Als sie wenige Augenblicke später ihre Wohnung betrat und sich im Dielenspiegel sah, erstarrte sie jedoch vor Schreck. Ihre Augen weiteten sich, sie schluckte und brach in hysterisches Gelächter aus. Ihr Haar hing auf der einen Seite völlig glatt herab, während die andere aussah, als sei sie mit einem elektrischen Mixer in Berührung gekommen. Das Bolerojäckchen lag halbzerfetzt nur mehr über einer Schulter, und ihre Schuhe waren völlig aufgeweicht. »Wirklich sehr hübsch«, begrüßte sie sarkastisch ihr Spiegelbild und schloß dann die Wohnungstüre hinter sich.
    »Ich sollte jetzt wirklich nach Hause gehen«, sagte Parker und rieb sich behutsam das schmerzende Kinn. »Es ist gleich elf.«
    »Die Presseleute werden vor deiner Wohnung Spalier stehen«, sagte Lisa bestimmt. »Du kannst über Nacht hierbleiben, wenn du willst.«
    »Was ist mit Meredith?« fragte er wenige Minuten später, als sie aus der Küche zurückkam und ihm eine weitere Tasse Tee brachte.
    Lisa fühlte einen schmerzhaften Stich in ihrer Brust, als er die Frau erwähnte, die ihn nicht liebte und die darüber hinaus die letzte Frau auf der Welt war, in die er verliebt sein sollte. »Parker«, sagte sie sanft. »Es ist vorbei.«
    Er hob den Kopf und blickte sie im gedämpften Licht der Stehlampe an.

Weitere Kostenlose Bücher