Schatten der Liebe
glaube, ich bin irgendwo ausgeflippt, ich bin stockbesoffen und habe Halluzinationen«, sagte er. »Wenn ich morgen früh wieder zu mir komme, wird irgendein gottverdammter Psychotherapeut alles über diesen Traum wissen wollen. Nur damit ich dann keine falschen Angaben mache - willst du mir erzählen, daß du in mich verliebt bist?«
Lisas Schultern bebten vor verzweifeltem Lachen. »Du warst wirklich sehr dumm, es nicht zu bemerken.«
Seine Hände legten sich auf ihre Schultern. »Lisa, um Himmels willen ... ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es tut mir leid ...«
»Sag gar nichts!« rief sie. »Und auf gar keinen Fall, daß es dir leid tut!«
»Was soll ich denn tun?«
Sie legte ihren Kopf in den Nacken, die Tränen rannen ihr übers Gesicht, und sie wandte sich verzweifelt an die Küchendecke: »Wie konnte ich mich nur in einen Mann verlieben, der derart fantasielos ist?«
Der Druck auf ihre Schultern verstärkte sich, und sie ließ sich widerwillig von ihm herumdrehen. »Parker«, sagte sie, »an einem Abend wie heute, wenn zwei Menschen sehr trostbedürftig sind, und wenn sie zufällig ein Mann und eine Frau sind, liegt die Antwort da nicht auf der Hand?«
Ihr Herzschlag setzte aus, als er darauf nichts sagte - dann aber begann ihr Puls zu rasen, als seine Finger ihr Kinn berührten und als er ihr Gesicht zu seinem emporhob. »Es könnte eine sehr schlechte Idee sein«, meinte er und blickte hinunter auf ihre tränenverhangenen Wimpern.
»Das Leben besteht aus lauter Risiken«, entgegnete sie, und jetzt erst bemerkte Parker, daß sie gleichzeitig lachte und weinte. Und dann dachte er gar nichts mehr, denn Lisas Arme schlangen sich um seinen Hals, und er erhielt plötzlich den süßesten, sinnlichsten Kuß seines Lebens ... einen Kuß, der ihn fast automatisch dazu trieb, seine Arme um sie zu legen und sie fest und eng an sich zu ziehen. Lisa erwiderte diesen Druck und ging noch einen Schritt weiter, um ihn gänzlich aus seiner Reserve zu locken. Und dann war er nicht mehr aufzuhalten . .
42
In ihren Bademantel gehüllt, saß Meredith in ihrem Wohnzimmer vor dem Fernseher. Auf den meisten Regionalsendern liefen die Sonntag-Vormittag-Cartoons, und sie ging mit einem kontinuierlichen Drücken auf den Programmknopf der Fernbedienung darüber hinweg. Was sie suchte, war ein Sender, der die Spätnachrichten des gestrigen Abends wiederholte, so daß sie sich noch einmal den Folterqualen dessen aussetzen konnte, was die ganze regionale Presse vermutlich genüßlich auszuschlachten gewußt hatte. Auf dem Sofa neben ihr lag die Sonntagszeitung mit der sensationellen Schlagzeile und Bildern von der Schlägerei auf der Titelseite. Die Tribune hatte einen besonders witzigen Aufhänger für die Geschichte gewählt, indem sie Parkers Bemerkung aus der Pressekonferenz wörtlich zitierte und sie direkt oberhalb der Fotos von dem Kampf abdruckte:
Matt Farrell und ich sind zivilisierte Leute, und wir sind Opfer unglücklicher Umstände.
Glücklicherweise ist unser Problem ebenso leicht wie rasch lösbar. Eigentlich kann man das Ganze als eine Art Geschäftsvertrag betrachten, der nicht ordnungsgemäß aufgesetzt wurde und nun neu ausgehandelt werden muß.
Darunter stand die reißerische Überschrift:
Farrell und Reynolds bei der »Neuaushandlung eines Vertrages«
Wiederum darunter befanden sich die Bilder: Parker zum Schlag gegen Matt ausholend; Matts Faust auf Parkers Kinn; Parker auf dem Boden mit Meredith halb über ihm gebeugt.
Meredith nippte an ihrem Kaffee während sie zusah, wie der Nachrichtensprecher die wichtigsten nationalen Neuigkeiten verlas und dann an seine Kollegin von der Regionalredaktion übergab: »Janet«, sagte er und grinste die Frau neben sich an. »Ich habe gehört, daß es heute abend Neuigkeiten im Fall des Trios Bancroft-Farrell-Reynolds gibt.«
»Das ist tatsächlich der Fall, Ted«, erwiderte sie, und voll zur Kamera hin gewandt, fuhr sie mit einem belustigten Ton in der Stimme fort: »Die meisten von Ihnen werden sich an die Pressekonferenz erinnern, bei der Parker Reynolds, Matthew Farrell und Meredith Bancroft sich wie eine kleine glückliche Familie präsentierten. Nun, heute abend waren sie zusammen im Manchester House zum Dinner, und es sieht so aus, als habe es einen kleinen Familienkrach gegeben. Und zwar, liebe Zuschauer in Form eines richtigen, handfesten Faustkampfes! Es trat an Parker Reynolds gegen Matthew Farrell, Ehemann gegen Verlobten; Princeton University gegen
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