Schatten der Liebe
dir zusammenziehe, ist meine Glaubwürdigkeit als Führungskraft dahin.«
Matts Miene ließ vermuten, daß er glaubte, sie wolle ihn nur hinhalten. Und seine nächsten Worte bestätigten diese Vermutung und zeigten, daß ihm das alles ganz und gar nicht gefiel.
»Früher oder später, Meredith, wirst du das Risiko eingehen müssen, mir völlig zu vertrauen. Bis dahin machst du mir und dir selbst nur etwas vor. Du kannst das Schicksal nicht dadurch beeinflussen, daß du am Rand stehenbleibst und nur ab und zu einen kleineren Betrag auf ein sicheres Feld setzt. Entweder du springst mit beiden Beinen ins Leben hinein und riskierst alles, oder du läßt das Spielen ganz bleiben. Und wenn du nicht spielst, dann kannst du auch nicht gewinnen.«
Diese Philosophie mochte einiges für sich haben, aber sie erschreckte sie, und außerdem paßte sie viel eher zu Matt als zu ihr.
»Wie wär's mit einem Kompromiß?« schlug sie vor und schenkte Matt ein einfach unwiderstehliches Lächeln. »Ich werde hineinwaten, aber ein Weilchen im Seichten bleiben, bis ich mich daran gewöhnt habe.«
Nach einem langen Moment nickte er. »Wie lange?«
»Nicht zu lange.«
»Und was soll ich tun, während du überlegst, wie weit du dich hineinwagst? Soll ich warten, bis dein Vater dich wieder davon überzeugt hat, daß ich nichts für dich bin und daß du die Scheidung doch noch durchziehen sollst?«
»Ich bin stark genug, um mich gegen meinen Vater durchzusetzen«, sagte sie mit einer derartigen Überzeugungskraft, daß er lächeln mußte. »Ich mache mir über etwas ganz anderes Sorgen: ob du versuchen wirst, ihm auf halbem Wege entgegenzukommen - um meinetwillen?«
Sie hatte erwartet, daß er - um ihretwillen - zustimmen würde, aber sie hatte die Tiefe von Matts Haß unterschätzt, denn er schüttelte den Kopf. »Er und ich haben zuerst noch eine alte Rechnung zu begleichen, und das werde ich auf meine Weise erledigen.«
»Er ist krank, Matt«, warnte sie, und ein Gefühl kommen den Unheils machte sie zittern. »Er kann nicht mehr viel Streß verkraften.«
»Ich werde versuchen, daran zu denken«, antwortete Matt unverbindlich. Sein Gesichtsausdruck wurde etwas weicher, und er wechselte das Thema: »Also, wer schläft heute nacht wo?«
»Meinst du, daß die Reporter, die gesehen haben, wie du angekommen bist, noch draußen stehen?«
»Ein oder zwei ganz hartnäckige bestimmt.«
Sie biß sich auf die Lippen, weil sie nicht wollte, daß er ging, aber sie wußte, daß er nicht bleiben konnte. »Dann kannst du nicht über Nacht bleiben, wie?«
»Allem Anschein nach nicht«, sagte er und betonte es so, daß sie sich vorkam wie ein kläglicher Feigling.
Matt sah, wie ihre Augen sich vor Besorgnis verdunkelten, und gab nach. »In Ordnung, ich werde heimfahren und alleine schlafen. Schließlich tue ich fast alles, was du willst, wenn du mich so anlächelst.« Dann aber kehrte er abrupt zu seinem gewohnten, weniger zahmen Selbst zurück, indem er hinzufügte: »Ich bin zwar bereit, unsere Beziehung geheimzuhalten, wenn dir so sehr daran gelegen ist, aber ich bestehe darauf, daß du so viel Zeit wie möglich mit mir verbringst, und das bedeutet, daß wir auch ab und zu über Nacht zusammenbleiben. Ich werde dir einen Parkplatz in der Tiefgarage meines Apartmenthauses reservieren lassen. Wenn es sein muß, stelle ich mich sogar jedesmal an den Vordereingang und rede mit den gottverdammten Journalisten, um sie abzulenken, während du hineinfährst.«
Bei dem Gedanken an die verhaßten Presseleute schaute er so unglücklich drein, daß sie mit übertriebener Dankbarkeit sagte: »Das würdest du für mich tun? Nur für mich?«
Anstatt zu lachen, nahm er die Frage ernst und zog sie eng an sich. »Du hast ja keine Ahnung«, sagte er heftig, »wie viel ich für dich tun würde!« Sein Mund senkte sich auf ihren zu einem glühenden, verzehrenden Kuß, der ihr nicht nur den Atem, sondern auch jegliches Denkvermögen raubte. Als er damit fertig war, hing sie fast willenlos an ihm. »Da du jetzt fast genauso unglücklich darüber bist wie ich, daß wir heute nacht jeder alleine schlafen«, sagte er mit grimmigem Humor, »werde ich machen, daß ich rauskomme, bevor die Reporter da draußen doch noch heimgehen und in jedem Fall schreiben, daß wir die Nacht miteinander verbracht haben.«
Als er gegangen war, schloß Meredith die Tür, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und lächelte verträumt. Auf ihren Lippen spürte sie noch den Druck seines
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