Schatten der Liebe
Bombendrohung, Meredith. Der Anruf ging vor wenigen Minuten im Polizeirevier ein. Angeblich explodiert die Bombe in genau sechs Stunden. Ich habe angeordnet, das Kaufhaus zu räumen, und der Bombensuchtrupp ist schon unterwegs. Wir gehen entsprechend dem Evakuierungsplan vor, genau wie letztes Mal. Ich denke, der Anrufer ist derselbe Irre wie damals.«
»Das ist anzunehmen«, sagte sie und strengte sich an, Ruhe zu bewahren. »Sobald alles vorbei ist, stellen Sie mir bitte eine Liste mit den Namen derjenigen Personen zusammen, die einen Grund haben könnten, uns so etwas anzutun. Lassen Sie den Chef Ihrer Sicherheitsabteilung die Leute auflisten, die beim Ladendiebstahl erwischt worden sind, und die Kreditabteilung soll jeden heraussuchen, dem innerhalb der letzten sechs Monate eine Kundenkarte verweigert wurde. Mark Braden, der unserer Sicherheitsabteilung vorsteht, wird morgen zu Ihnen hinunterfliegen und mit Ihren Leuten Zusammenarbeiten. Jetzt machen Sie aber, daß Sie rauskommen -nur für den Fall, daß es doch keine leere Drohung war.«
»In Ordnung«, sagte er zögernd.
»Rufen Sie mich an, sobald Sie wissen, wo Sie nachher zu erreichen sind, und geben Sie die Nummer durch, damit wir in Verbindung bleiben können.«
»Klar«, sagte er. »Meredith«, fügte er hinzu, »es tut mir wirklich furchtbar leid. Ich weiß beim besten Willen nicht, warum dieses Haus plötzlich ein Zielobjekt ist. Ich versichere Ihnen, wir tun unser Möglichstes, um alle Kunden zufriedenzustellen und ...«
»Adam«, unterbrach sie ihn energisch, »machen Sie, daß Sie aus dem Haus rauskommen!«
»Okay.«
Meredith legte auf und drückte den Knopf für die Leitung, auf der Wilder wartete. »Nolan«, sagte sie. »Ich habe jetzt keine Zeit, um über eine Vorstandssitzung zu sprechen. In New Orleans ist soeben schon wieder eine Bombendrohung eingegangen.«
»Das bringt uns noch um das gesamte Weihnachtsgeschäft«, prophezeite er wütend. »Halten Sie mich auf dem laufenden, Meredith. Sie wissen, wo Sie mich erreichen.«
Meredith murmelte eine unverbindliche Zusage, dann begann sie zu handeln. Mit Blick auf ihre Sekretärin, die erwartungsvoll unter der Tür stand, sagte sie: »Lassen Sie den Notfallcode ausrufen. Stellen Sie mir nur die wichtigsten Gespräche durch, und die bitte ins Konferenzzimmer.«
Als Phyllis gegangen war, stand Meredith auf und begann, im Zimmer auf und ab zu laufen; es mußte einfach falscher Alarm sein. Über die Lautsprecheranlage ertönte der Notruf - dreimal kurz und dreimal lang der alle Abteilungsleiter umgehend in das Konferenzzimmer neben Merediths Büro beorderte.
Die Mitglieder der Geschäftsleitung versammelten sich dort nach und nach, nur Mark Braden kam, dem Notfallplan zufolge, direkt in ihr Büro. »Was ist los, Meredith?«
Meredith erstattete ihm Bericht, und er fluchte gewaltig. Als sie ihm erzählt hatte, welche Anweisungen sie Maclntire erteilt hatte, nickte er. »Ich fliege noch heute hin. Das Geschäft in New Orleans hat einen ausgezeichneten Sicherheitschef. Zusammen mit der Polizei müßten wir wirklich in der Lage sein, etwas Handfestes herauszufinden.«
Die Atmosphäre im Konferenzzimmer war zum Zerreißen gespannt. Nervös und neugierig standen alle in Grüppchen beisammen.
Anstatt am Kopf des Konferenztisches Platz zu nehmen, ging Meredith in die Mitte des Raumes, wo sie von allen besser gesehen und gehört werden konnte. »In New Orleans ist eine weitere Bombendrohung eingegangen«, eröffnete sie die Besprechung. »Der Bombensuchtrupp ist bereits unterwegs. Da dies bereits die zweite innerhalb weniger Tage ist, müssen wir mit einem verstärkten Interesse der Presse rechnen. Niemand, ich wiederhole: niemand wird irgendwelche Statements abgeben. Verweisen Sie alle Anfragen der Medien an die Public Relations-Abteilung.« Sie wandte sich dem Leiter der PR-Abteilung zu: »Ben, bitte kommen Sie im Anschluß an diese Sitzung in mein Büro, damit wir eine Erklärung ausarbeiten können, und ...« Sie verstummte, da das Telefon auf dem Konferenztisch läutete. »Entschuldigen Sie«, sagte sie und hob ab.
Der Geschäftsführer der Filiale in Dallas klang völlig aufgelöst: »Wir haben eine Bombendrohung, Meredith! Der Anrufer hat der Polizei gesagt, daß die Bombe in genau sechs Stunden hochgeht. Der Bombensuchtrupp ist unterwegs, und wir sind dabei, das Geschäft zu räumen.« Automatisch gab Meredith ihm die gleichen Anweisungen wie vorher dem Geschäftsführer der Filiale in New
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