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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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über das Radio vielleicht erfahren konnte, was zwölf Blocks von hier - und auch in Merediths anderen Geschäften - passierte. Er hatte keines in seinem Büro, aber er glaubte sich zu erinnern, bei Tom Anderson ein Radio gesehen zu haben.
    Sofort wandte er sich vom Fenster ab und eilte in das Büro seiner Sekretärin. »Ich bin bei Tom Anderson«, sagte er, »Anschluß 4114. Wenn Meredith Bancroft anruft, stellen Sie den Anruf sofort dorthin durch. Ist das klar? Es ist ein Notfall«, warnte er sie und wünschte bei Gott, Eleanor Stern wäre da.
    »Völlig klar, Sir«, sagte sie. Matt bemerkte ihren feindseligen Ton nicht. Er machte sich zu große Sorgen um Meredith, machte sich zu große Sorgen, um daran zu denken, seinen Schlüsselbund vom Schreibtisch abzuziehen.
    Joanna wartete, bis die Lifttüren sich hinter ihm geschlossen hatten, dann drehte sie sich um und holte seine Schlüssel. Der dritte, den sie probierte, paßte, und sie sperrte alle Aktenschränke auf. Die Unterlagen über Meredith Bancroft waren feinsäuberlich mit ihrem Namen versehen und standen ganz ordentlich unter B. Mit vor Aufregung feuchten Händen nahm Joanna den Ordner heraus und öffnete ihn. Ganz oben lagen einige stenografierte Notizen, die zu entziffern sie sich nicht die Zeit zu nehmen traute - und ein zweiseitiger, maschinengeschriebener Vertrag mit der Unterschrift von Meredith Bancroft. Die Bedingungen des Vertrages ließen Joannas Augen groß werden, und ihre Lippen verzogen sich zu einem hämischen Grinsen. Der gleiche Mann, den die Zeitschrift Cosmopolitan als einen der zehn begehrtesten Junggesellen Amerikas aufführte - der Mann, der mit Filmstars und weltberühmten Fotomodellen ausging und dem die Frauen nur so nachliefen -, eben dieser Mann mußte seiner eigenen Ehefrau fünf Millionen Dollar zahlen, nur um sie über einen Zeitraum von elf Wochen hinweg viermal die Woche sehen zu können. Außerdem mußte er ihr ein gewisses Grundstück in Houston, das sie offenbar wollte, zu den günstigsten Konditionen verkaufen ...
    »Wo ist dein Radio?« fragte Matt ohne weitere Umschweife, als er in Tom Andersons Büro stürmte. Er sah es auf dem Fensterbrett stehen und stellte es an. »Überall bei Bancroft's sind Bombensuchtrupps unterwegs. Sie haben alle drei Kaufhäuser evakuiert«, sagte er zusammenhanglos. Am vergangenen Dienstag, nach der turbulenten Besprechung mit Meredith, hatten die beiden zusammen zu Abend gegessen, und Matt hatte Tom alles über ihre Beziehung erzählt. Jetzt warf er seinem Freund einen verzweifelten Blick zu. »Meredith weigert sich, das verdammte Kaufhaus zu verlassen!«
    Tom lehnte sich erschrocken in seinem Stuhl nach vorn: »Mein Gott! Warum denn?«
    Matt erklärte es ihm und berichtete auch, was zwischenzeitlich passiert war. So verging die Zeit, bis Merediths Anruf, daß sie das Gebäude verlassen hatte, in Toms Büro durchgestellt wurde. Matt sprach noch mit ihr, als der Nachrichtensprecher im Radio bekanntgab, daß in der New Orleans-Filiale von Bancroft & Company gerade ein Sprengkörper entdeckt worden sei und daß man dabei sei, ihn zu entschärfen. Matt war es, der ihr diese Neuigkeit berichten mußte. Innerhalb der nächsten Stunde wurde eine weitere Bombe in dem Geschäft in Dallas entdeckt; die dritte fand man in der Spielzeugabteilung des Chicagoer Stammhauses.

44
    Eine Hand auf dem schmiedeeisernen Gartentor, stand Philip vor der malerischen kleinen Villa, in der Caroline Edwards Bancroft seit nunmehr fast dreißig Jahren lebte. An einen felsigen Hügel geschmiegt, blickte das Anwesen auf den tief unten liegenden Hafen hinab, wo sein Schiff am frühen Morgen vor Anker gegangen war. In liebevoll gepflegten Beeten, Terrakottatöpfen und -schalen standen im milden Licht des späten Nachmittags zahllose Pflanzen in üppiger Blüte. Der ganze Ort strahlte Ruhe und Schönheit aus, und Philip vermochte es sich nicht vorzustellen, daß seine frivole Filmstar-Exehefrau in solch relativer Abgeschiedenheit zufrieden und glücklich sein konnte.
    Das Haus hatte Dominic Arturo ihr geschenkt, der Italiener, mit dem sie lange vor ihrer Hochzeit eine Affäre gehabt hatte - das wußte er, und nun nahm er an, daß sie ihre nicht unbeträchtliche Scheidungsabfindung bis auf den letzten Cent durchgebracht hatte, sonst würde sie kaum hier leben. Das große Aktienpaket, das ihren Anteil an Bancroft & Company ausmachte, brachte zwar Dividenden, aber sie durfte die Aktien an niemand anderen verkaufen als an ihn.

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