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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Das Recht der Stimmausübung nahm sie wahr, stimmte aber immer gemäß der Empfehlung des Vorstands. Das wußte Philip, weil er sich all die Jahre über die Mühe gemacht hatte, ihre Stimmabgabe zu überprüfen. Jetzt, da er vor dem Tor stand und auf das Haus blickte, war er fast sicher, daß sie gezwungen war, mit dem Dividendenertrag auszukommen, weil er sich nicht vorstellen konnte, daß irgend etwas außer akuter Geldknappheit seine leichtlebige Frau dazu bringen könnte, in derartiger Isolation zu leben.
    Er nahm die Hand von dem schwarzen Eisengitter. Eigentlich hatte er gar nicht herkommen wollen, aber dann hatte diese dumme Person am Kapitänstisch ihn auf den Gedanken gebracht, und es war ihm nicht gelungen, diese Idee wieder aus seinem Kopf zu vertreiben.
    Nun jedoch, da er gesehen hatte, wie Caroline lebte, beschloß er, auf ein Wiedersehen mit ihr zu verzichten. Seltsamerweise war es so etwas wie Mitleid, was ihn davon abhielt, den Hof zu betreten und an die Tür zu klopfen: Er wußte, wie eitel sie war, und er wußte, daß ihr Ego darunter leiden würde, wenn er sie unter solchen Umständen wiedersah. Die Frau, die hier lebte, mußte ein Eremitendasein führen, eine Art Einsiedlerin sein, die ihre letzten Jahre damit zubrachte, hinunter auf den Hafen zu blicken und ab und zu in das nahegelegene Bauerndorf zum Einkaufen zu gehen.
    Aus einer seltsamen Sehnsucht nach lang vergessenen Träumen heraus, ließ Philip die Schultern hängen und wandte sich zum Gehen. Der schmale gewundene Pfad, der den steilen Hang hinunter zum Hafen führte, lag noch in der Sonne. »Du bist einen weiten Weg gekommen, nur um wieder umzudrehen, Philip«, sagte eine unvergeßliche Stimme.
    Sein Kopf fuhr herum, und er sah sie - unter einem Baum zu seiner Linken, einen Korb mit Blumen am Arm. Sie stand vollkommen ruhig.
    Dann kam sie langsam auf ihn zu, ihr Schritt war immer noch stolz, das blonde Haar hatte sie unter einem bunten Bauerntuch versteckt, das ihr unerwartet gut stand. Sie war nicht geschminkt, das sah er, als sie näher kam, und sie sah wesentlich älter aus, aber - irgendwie - lieblicher. Die Rastlosigkeit war aus ihrem Gesicht verschwunden, und an ihre Stelle war eine ruhige und ernsthafte Zufriedenheit getreten, die sie in ihrer Jugend nie besessen hatte. Seltsamerweise war sie Meredith jetzt ähnlicher als damals, als sie in Merediths jetzigem Alter gewesen war. Und sie hatte immer noch fantastische Beine.
    Er starrte sie an, fühlte, daß sein unzuverlässiges Herz ein ganzes Stück schneller schlug als gewöhnlich und wußte nicht, was er tun sollte. »Du bist älter geworden«, sagte er schließlich unverblümt.
    Sie antwortete mit einem leisen Lachen und entgegnete ohne jede Bitterkeit: »Wie nett von dir, mir das zu sagen.«
    »Ich war zufällig in der Gegend ...« Er deutete mit dem Kopf auf sein Schiff, das im Hafen lag, merkte, wie banal seine Worte klangen, und blickte sie zornig an, weil sie anscheinend über seine Verlegenheit lachte.
    »Was hat dich so weit von deinem Geschäft weggeführt?« fragte sie, legte ihre Hand auf das Gartentor, machte es aber nicht auf.
    »Ich habe mich beurlauben lassen. Mein Herz macht mir zu schaffen.«
    »Ich weiß, daß du krank gewesen bist. Ich lese noch immer die Chicagoer Zeitungen.«
    »Darf ich hereinkommen?« fragte Philip unbeabsichtigt, und dann erinnerte er sich plötzlich, daß immer Männer um sie gewesen waren. »Oder erwartest du Besuch?« fügte er mit unüberhörbarem Sarkasmus hinzu.
    »Es ist direkt beruhigend zu wissen, daß manche Dinge sich nie ändern«, bemerkte sie trocken. »Die ganze Welt verändert sich, aber du bist immer noch genau derselbe - genauso eifersüchtig und mißtrauisch wie je.« Sie öffnete das Tor, und er folgte ihr den Weg zum Haus hinauf, bereute aber bereits, überhaupt hergekommen zu sein.
    Die Villa hatte Steinfußboden, auf dem bunte Teppiche lagen und große Vasen mit Blumen aus ihrem Garten standen. Sie deutete mit dem Kopf auf einen Stuhl in dem kleinen Raum, der ihr offenbar als Wohnzimmer diente. »Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?« Er nickte, setzte sich aber nicht, sondern ging statt dessen zu dem großen Fenster und blickte auf den Hafen hinunter. Dort blieb er stehen, bis er sich umdrehen mußte, um das Glas Wein in Empfang zu nehmen, das sie ihm hinhielt. »Geht es dir - gut?« fragte er lahm.
    »Sehr gut.«
    »Ich bin überrascht, daß Arturo dir nicht etwas Besseres als das hier geschenkt hat. Dieses

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