Schatten der Liebe
plädiert für >Bomben-Verkauf<«, versuchte sie zu scherzen.
»Was ist mit unseren Aktien?«
»Sie waren heute bei Börsenschluß um drei Punkte gefallen.«
»Und Farrell?« Seine Stimme klang zorniger denn je. »Was ist mit ihm? Du hältst dich gefälligst von ihm fern! Keine Pressekonferenzen mehr - gar nichts!«
Er sprach so laut, daß Matt mithören konnte, und Meredith blickte ihn hilfesuchend an, aber anstatt sie aufmunternd anzulächeln wartete Matt darauf, daß sie ihrem Vater widersprechen würde, und als sie das nicht umgehend tat, drehte er sich auf dem Absatz um und ging, ihr den Rücken zuwendend, zu der Fensterfront.
»Hör mir bitte zu«, flehte Meredith ihren Vater an. »Es hat überhaupt keinen Sinn, wenn du dich darüber so aufregst, daß du wieder einen Herzanfall bekommst.«
»Sprich nicht mit mir als ob ich ein halbvertrottelter Krüppel wäre!« drohte er, aber es klang erschöpft, und sie war sicher, daß er nur deshalb eine kurze Pause machte, weil er eine Pille schluckte. »Ich warte auf eine Antwort wegen Farrell!«
»Okay. In Ordnung. Sprechen wir jetzt darüber, wenn du das unbedingt willst.« Sie machte eine Pause und überlegte verzweifelt, wie sie am besten vorgehen sollte. Am klügsten war es wohl, wenn sie ihm zunächst einmal schonend beibrachte, daß sie sein doppeltes Spiel von damals durchschaut hatten. Also begann sie damit. »Ich weiß, daß du mich liebst, Dad, und ich bin sicher, du hast damals vor elf Jahren das getan, was du für das Beste gehalten hast ...« Er schwieg eisern, also fuhr sie vorsichtig fort: »Ich spreche von dem Telegramm, das du an Matt geschickt hast, daß ich eine Abtreibung gehabt hätte. Ich habe davon erfahren ...«
»Wo zum Donnerwetter bist du jetzt im Moment?« fragte er mißtrauisch.
»Ich bin bei Matt in der Wohnung.«
Seine Stimme vibrierte vor Wut und vor etwas anderem, das Meredith wie Furcht vorkam. Wie blanke Panik. »Ich bin schon auf dem Heimweg. Mein Flugzeug geht in drei Stunden von hier ab. Halte dich von ihm fern! Vertraue ihm nicht! Du kennst diesen Mann nicht!« Dann wurde er wieder sarkastisch: »Schau, daß du die Firma aus dem Bankrott heraushältst, bis ich zurück bin.«
Er knallte den Hörer auf die Gabel, und Meredith legte nachdenklich auf. Dann blickte sie Matt an, der ihr immer noch den Rücken zuwandte.
Jetzt wandte er den Kopf. »Seit Tagen überlege ich mir, was er tun wird, wenn er zurückkommt und herausfindet, daß du bei mir bleiben willst. Eben ist es mir eingefallen.«
»Was meinst du?«
»Dein Vater wird seinen Trumpf ausspielen. Er wird dich vor die Wahl stellen: ihn oder mich; Bancroft & Company samt Präsidentenamt - oder nichts, wenn du dich für mich entscheidest. Und ich bin mir nicht sicher«, fügte er mit einem ernsten Seufzer hinzu, »welchen Weg du vorziehen wirst.«
Meredith war zu erschöpft, zu ausgelaugt, um sich mit einem Problem zu befassen, das sich ihr noch gar nicht stellte. »Soweit wird es nicht kommen«, sagte sie, weil sie ehrlich glaubte, ihren Vater mit der Zeit dazu bringen zu können, Matt zu akzeptieren. »Ich bin alles, was er hat, und auf seine Weise liebt er mich.«
Matt blickte zweifelnd in ihre großen, besorgten blauen Augen, lächelte schließlich aber beruhigend, legte den Arm um sie und zog sie an sich.
Es war Mitternacht, als er sie zu ihrem Wagen hinunterbegleitete. Erschöpft von dem anstrengenden Tag und wunderbar entspannt und müde von den letzten anderthalb Stunden in seinem Bett, ließ Meredith sich auf den Fahrersitz des Jaguar fallen. »Bist du sicher, daß du wach genug bist, um nach Hause zu fahren?« fragte er, die Hand auf der offenen Fahrertür.
»Ich hoffe doch«, sagte sie lächelnd und drehte den Zündschlüssel. Die Heizung und das Radio stellten sich an, während der Motor zum Leben erwachte.
»Freitag abend gebe ich eine Party für die Mitwirkenden von Phantom of the Opera«, sagte er. »Es kommen eine Menge Leute, die du kennst. Meine Schwester wird auch hier sein, und ich dachte, ich lade deinen Anwalt ein. Die beiden würden ein schönes Paar abgeben.«
Als er zögerte, irgendwie ängstlich, zog Meredith ihn auf: »Wenn das eine Einladung war, dann lautet die Antwort ja.«
»Ich wollte dich nicht als Gast einladen.«
Peinlich berührt und verwirrt starrte Meredith auf das Lenkrad. »Oh.«
»Ich wollte dich bitten, als meine Gastgeberin zu fungieren, Meredith.«
Da wurde ihr klar, was der Grund für sein Zögern gewesen war. Er
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