Schatten der Liebe
Augen waren dunkel vor Leidenschaft, er blickte ernst auf sie herab, und seine Arme zogen sie noch näher, so als ob er sie nie mehr gehen lassen wollte. Erst jetzt bemerkte sie, daß er immer noch stark erregt war und spürte mit einem gewissen Stolz und immenser Freude, daß der Kuß ihn ebenso berührt hatte wie sie. Ohne darüber nachzudenken, was sie tat, heftete sie ihren Blick auf seinen Mund. In dem Schwung dieser festen Lippen lag pure Sinnlichkeit, und doch waren seine Küsse so unglaublich sanft und zärtlich gewesen. Qualvoll zärtlich ... Sehnsüchtig wünschend, diesen Mund wieder auf ihrem zu spüren, sah Meredith ihn an, eine unbewußt bittende Frage in den Augen.
Matt verstand diese Frage, seiner Brust entrang sich ein Ton, halb Lachen, halb Stöhnen, und schon umfaßten seine Arme sie noch fester. »Ja«, antwortete er heiser und bedeckte ihre Lippen mit einem fordernden, leidenschaftlichen Kuß, der ihr den Atem raubte und sie fast zum Wahnsinn trieb.
Einige Zeit später hörten sie leises Lachen. Meredith schrak hoch und fuhr beunruhigt herum. Dutzende von Paaren strömten aus dem Clubhaus, um das Feuerwerk anzusehen - allen voran ihr Vater, der mit langen Schritten wutentbrannt auf sie zustürmte. »O mein Gott«, flüsterte sie. »Matt, du mußt sofort weg. Dreh dich um und geh! Jetzt gleich!«
»Nein!«
»Bitte!« sie weinte fast. »Er kann mir hier vor all den Leuten nichts tun, aber ich weiß nicht, was er mit dir machen wird.« Einen Augenblick später kannte Meredith die Antwort darauf.
»Zwei Männer sind unterwegs, um Sie zum Ausgang zu begleiten, Farrell«, zischte ihr Vater mit wutverzerrtem Gesicht. Er wandte sich Meredith zu und packte ihren Arm, daß sie vor Schmerz leise aufschrie. »Du kommst mit.« Zwei Angestellte des Country Clubs kamen aus dem Haus auf sie zu. Während ihr Vater ihr den Arm nach hinten bog und sie mit sich fortzog, flehte Meredith über die Schulter Matt noch einmal an: »Bitte, bitte geh - mach keine Szene.«
Ihr Vater zog sie weiter, und Meredith, der nur die Wahl blieb, sich wegzerren zu lassen oder ihm zu folgen, brach vor Erleichterung fast in Tränen aus, als die beiden Angestellten, die auf Matt zugeeilt waren, ihren Schritt verlangsamten und stehenblieben. Matt war offensichtlich von sich aus in Richtung Straße gegangen, stellte Meredith erleichtert fest, und ihr Vater war offenbar zu demselben Schluß gelangt, denn als ihn die beiden fragend anblickten, sagte er: »Laßt den Kerl laufen, aber ruft an der Pforte an, damit er auf keinen Fall zurückkommt.«
An der Tür zum Clubhaus angelangt, wandte er sich Meredith zu: »Deine Mutter hat sich in diesem Club zum Gespött der Leute gemacht, und ich will verdammt sein, wenn du dich genauso verhältst. Hörst du?« Er stieß ihren Arm von sich, als ob ihre Haut durch Matts Berührung verseucht wäre, aber seine Stimme blieb gedämpft, weil ein Bancroft Familienangelegenheiten, ganz gleichgültig welcher Art und welchen Ausmaßes, niemals in der Öffentlichkeit diskutieren würde. »Fahr heim und bleib dort. Du bist ungefähr zwanzig Minuten unterwegs; in fünfundzwanzig rufe ich dich an, und Gott steh dir bei, wenn du dann nicht da bist!«
Damit drehte er sich auf dem Absatz um und stolzierte zurück ins Clubhaus. Zutiefst erniedrigt und gedemütigt blickte Meredith ihm nach und ging dann hinein, um ihre Tasche zu holen. Auf dem Weg zum Parkplatz sah sie im Schatten der Bäume drei Pärchen stehen, die sich küßten.
Tränen der Wut verschleierten ihr die Sicht, als sie gleich darauf die Straße entlang fuhr. Meredith hatte den Mann bereits überholt, der mit einer Smokingjacke über der rechten Schulter am Straßenrand entlangging, als sie merkte, daß es Matt war. Sie bremste ab und fühlte sich so schuldig an seinem schmählichen Abgang, daß sie ihm nicht gleich in die Augen sehen konnte.
Er kam an die Fahrertür und beugte sich zu ihr herunter. »Bist du in Ordnung?« fragte er durch das offene Fenster.
»Mir geht es gut.« Sie versuchte, sich zusammenzunehmen und schaute ihn an. »Mein Vater ist ein Bancroft, und kein Bancroft würde sich je die Blöße geben, private Meinungsverschiedenheiten in der Öffentlichkeit auszutragen.«
Er sah die Tränen, die in ihren Augen standen. Durch das offene Fenster streichelten seine rauhen Hände sanft ihre zarte Wange. »Und sie weinen auch nicht vor anderen, wie?«
»Nein«, gestand Meredith. Sie versuchte, etwas von der wunderbaren
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