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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Wort. Irgendwie fühlte sie sich schuldig, einen Mann, der sie überaus gern hatte, dazu benutzt zu haben, es ihrem Vater heimzuzahlen.
    Während sie schwieg, schien er zu überlegen, was sie gesagt hatte und was sie nicht gesagt hatte, und vor allem versuchte er, ihren Gedanken zu folgen. Aber zu welchem Schluß er auch immer gekommen sein mochte, er schien ihm nicht zu gefallen, denn er stellte abrupt sein Glas auf den Tisch zurück und schaute demonstrativ auf die Uhr. »Ich werde dem Taxi ein Stück entgegengehen.«
    »Ich bringe dich zur Tür.« Höflichkeitsfloskeln zwischen zwei Fremden, die noch vor weniger als einer Stunde die größtmögliche Intimität geteilt hatten. Er musterte sie, während sie ihre Haltung straffte. Sein Blick fiel auf ihre nackten Füße und glitt dann gleich wieder zurück zu ihrem Gesicht und ihrem Haar, das in weichen Wellen auf ihre schmalen Schultern fiel. Barfuß, mit offenem Haar und in einem langen Bademantel, wirkte Meredith völlig anders als in einem schulterfreien Abendkleid und mit einer eleganten Frisur. Noch bevor er sprach, wußte sie, was er sagen würde: »Wie alt bist du?«
    »Nicht... ganz so alt, wie du glaubst.«
    »Wie alt?« wiederholte er hartnäckig.
    »Achtzehn.«
    Sie erwartete irgendeine Reaktion darauf. Statt dessen blickte er sie während eines langen, schlimmen Moments an und tat dann etwas, was in ihren Augen überhaupt keinen Sinn ergab. Er drehte sich um, ging zum Schreibtisch und schrieb etwas auf ein Stück Papier. »Das ist meine Telephonnummer in Edmunton«, sagte er, während er ihr das Papier in die Hand drückte. »In den nächsten sechs Wochen kannst du mich dort erreichen. Danach wird Sommers wissen, wie und wo ich zu finden bin.«
    Nachdem er gegangen war, stieg sie langsam die Treppe hinauf und betrachtete mit gerunzelter Stirn das Blatt Papier in ihrer Hand. Wenn das Matts Art war, zu sagen, sie solle ihn doch gelegentlich einmal anrufen, dann war das arrogant, unverschämt und einfach widerlich. Und ein bißchen erniedrigend.
    Die ganze nächste Woche über fuhr Meredith jedesmal zusammen, wenn das Telephon klingelte - aus Angst, es könnte Matt sein. Allein bei dem Gedanken an ihn wäre sie vor Scham am liebsten in den Erdboden versunken. Sie wollte ihn und alles Geschehene vergessen.
    Die Woche darauf wollte sie nichts mehr vergessen. Ihre Schuldgefühle und die Angst, entdeckt zu werden, hatten nachgelassen, und sie ertappte sich dabei, pausenlos an ihn zu denken, ganz besonders an die Momente, die sie vor allen anderen vorhatte zu vergessen. Nachts im Bett, das Gesicht ins Kissen vergraben, fühlte sie seine Lippen auf Wangen und Nacken, und mit einem wohligen Schauder rief sie sich jedes einzelne zärtliche Wort in Erinnerung, das er ihr ins Ohr geflüstert hatte. Sie dachte auch an andere Dinge, etwa an das Vergnügen, neben ihm über den Rasen zu gehen und sich mit ihm zu unterhalten - wie er gelacht hatte und was er gesagt hatte. Dann fragte sie sich, ob er wohl auch an sie dachte, und wenn ja, warum er dann nicht anrief.
    Als er sich auch die nächste Woche nicht gemeldet hatte, kam Meredith zu dem Schluß, daß ihr Gedächtnis ihr offensichtlich einen Streich spielte und daß er sie nie »aufregend« oder »wunderbar« gefunden hatte. Immer wieder rief sie sich die Worte in Erinnerung, die sie zu Matt gesagt hatte, kurz bevor er ging, und sie überlegte, ob irgend etwas davon schuld an seinem jetzigen Schweigen sein könnte. Sie zog die Möglichkeit in Betracht, seinen Stolz verletzt zu haben, als sie ihm den wahren Grund dafür genannt hatte, warum sie mit ihm geschlafen hatte; aber eigentlich glaubte sie nicht so recht daran. Matt Farrell war sich seiner sexuellen Ausstrahlung zu sicher und zu sehr bewußt - vermutlich hatte er nicht angerufen, weil er sie für zu jung hielt, um sich mit ihr abzugeben.
    Gegen Ende der darauffolgenden Woche wollte Meredith nie wieder von ihm hören. Ihre Periode war zwei Wochen überfällig, und sie wünschte bei Gott, Matt Farrell nie auch nur begegnet zu sein. Mit jedem Tag wuchs ihre Angst, schwanger zu sein. Lisa war in Europa, also war niemand da, den sie um Rat bitten konnte oder der ihr dabei half, die Zeit schneller herumzubringen. Sie wartete, und sie betete, und sie schwor heilige Eide, daß sie, wenn sie nicht schwanger war, nie wieder mit einem Mann schlafen würde, solange sie nicht verheiratet war.
    Aber entweder hörte Gott ihre Gebete nicht, oder Er ließ sich nicht erpressen.

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