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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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sagen, diese häßlichen, beschämenden Worte.
    »Weil du schwanger bist«, beendete er den Satz für sie mit tiefer Stimme.
    »Woher weißt du das?« Sie schluckte.
    »Es gibt nur zwei Dinge, die dich hergeführt haben könnten. Das war das eine.«
    Sie ertrank in einsamem Selbstmitleid. »Was wäre das andere?«
    »Meine phantastischen Tanzkünste?«
    Er scherzte, und diese völlig unerwartete Reaktion war für Meredith zu viel. Die Tränen schossen ihr aus den Augen; sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, und ihr ganzer Körper bebte vor Schluchzen. Dann fühlte sie, wie er seine Hände auf ihre Schultern legte, und ließ zu, daß er sie näher zog und eng an sich drückte. »Wie kannst du in so einem Moment Witze machen?« stammelte sie zwischen zwei Schluchzern an seiner Brust, dabei war sie unendlich dankbar für das stumme Mitgefühl, das seine Umarmung ausdrückte. Er schob ihr ein Taschentuch in die Hand, und Meredith schneuzte sich, verzweifelt bemüht, sich wieder zu fangen. »Sag schon endlich«, sie trocknete sich die Augen, »daß es dumm von mir war, jetzt zu heulen.«
    »So etwas Dämliches wirst du von mir nicht zu hören bekommen.«
    »Danke«, sagte sie sarkastisch und putzte sich die Nase. »Ich fühle mich schon viel besser.« Es dämmerte ihr, daß er bemerkenswert ruhig reagierte und daß nur ihre Hysterie die Lage verschlimmerte.
    »Bist du ganz sicher, daß du ein Kind erwartest?«
    Meredith nickte. »Ich war heute früh in der Klinik, und der Arzt sagt, daß ich in der siebten Woche schwanger bin. Ich bin auch sicher, daß das Kind von dir ist, falls du aus Höflichkeit nicht fragen willst.«
    »So höflich bin ich nun auch wieder nicht«, entgegnete er ironisch. Ihre tränenverschwommenen aquamarinblauen Augen blitzten ihn an, weil sie glaubte, aus seiner Stimme Ablehnung herausgehört zu haben. Aber er schüttelte den Kopf, um ihren Verdacht zum Schweigen zu bringen. »Ich habe nicht aus Höflichkeit nichts gesagt, sondern weil ich nicht daran zweifle, daß ich derjenige bin.« Sie war auf alles mögliche gefaßt gewesen, daß er sich brüsk abwenden oder sie anbrüllen könnte, aber nicht darauf, daß er so ruhig, fast unbeteiligt logisch reagieren würde. Sie fühlte sich unglaublich erleichtert, starrte auf die Knöpfe seines blauen Hemds und wischte mit der Hand die letzten Tränen fort, als er die Frage stellte, die sie seit Stunden quälte: »Was willst du jetzt tun?«
    »Mich umbringen!« gestand sie kläglich.
    »Welche Möglichkeiten hast du sonst noch in Betracht gezogen?«
    Sie hob den Kopf, als sie die zögernde Heiterkeit in seiner Stimme vernahm. Die Brauen vor Verwirrung zusammengezogen, schaute Meredith ihn an und war wieder von der Willenskraft und Stärke dieses harten Gesichts beeindruckt, dessen Augen sie so verständnisvoll anlächelten. Um besser nachdenken zu können, trat sie ein Stückchen zurück. Ein Gefühl der Enttäuschung durchzuckte ihren Körper, als er augenblicklich die Arme fallen ließ, die sie umfangen hatten. Doch die Ruhe, die er ausstrahlte, hatte auf sie abgefärbt, und sie fühlte sich zum erstenmal an diesem Tag in der Lage, der Situation gefaßt ins Auge zu blicken. »Die Alternativen sind alle schrecklich. Die Leute in der Klinik haben eine Abtreibung empfohlen ...«
    Sie machte eine Pause, halbwegs erwartend, daß er sie eben dazu drängen würde. Hätte sie nicht das Zucken bemerkt, mit dem sich sein Kiefer verkrampfte, als er die Zähne zusammenbiß, hätte sie annehmen müssen, daß er dieser Lösung gleichgültig oder sogar positiv gegenüberstand. Aber auch so war sie sich nicht völlig sicher. Sie schaute weg, und ihre Stimme klang gebrochen. »Aber ich - ich glaube nicht, daß ich das durchstehen würde, wenigstens nicht allein. Und selbst wenn, dann weiß ich nicht, ob ich danach jemals wieder glücklich werden könnte.« Sie holte tief Luft und versuchte, ihre Stimme wieder in den Griff zu bekommen. »Ich könnte das Baby bekommen und dann zur Adoption freigeben, aber das wäre auch keine Lösung. Wenigstens nicht für mich. Ich müßte immer noch meinem Vater sagen, daß ich ein uneheliches Kind erwarte, und das würde ihm das Herz brechen. Er würde mir nie vergeben. Und - und dann muß ich immer daran denken, was mit dem Kind werden würde, wenn es später einmal erfährt, daß ich es weggegeben habe.« Sie wischte sich eine weitere Träne fort. »Ich glaube nicht, daß ich damit leben könnte.« Sie blickte in sein

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