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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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- der Bankrott drohte, sanierte sie mit Intercorp-Geld und wartete auf einen Käufer.
    Später verkaufte er nicht mehr alle Firmen weiter, sondern begann mit dem Aufbau eines sorgfältig geplanten Industrieprogramms, das Intercorp binnen eines Jahrzehnts zu dem Finanzimperium machte, von dem er in jenen Tagen und Nächten geträumt hatte, die er schwitzend und verdreckt in Stahlwalzwerken und auf dem Bohrturm geschuftet hatte. Heute war Intercorp ein gigantischer Konzern mit Hauptsitz in Los Angeles, der die unterschiedlichsten Branchen umfaßte - von pharmazeutischen Forschungslabors bis hin zur Textilindustrie.
    Bis vor kurzem hatte Matt ausschließlich Firmen erworben, die zum Verkauf standen. Vor einem Jahr war er mit einem Multi-Millionen-Dollar-Elektronik-Konzern in Verhandlungen getreten, dessen Hauptsitz in Chicago lag. Ursprünglich hatte ihn die Firma kontaktiert und gefragt, ob Intercorp an einer Übernahme interessiert sei.
    Matt hatte der Gedanke zugesagt, aber nach langen Verhandlungen und mehrmonatiger Ausformulierung der Vertragstexte wollte die Geschäfteleitung von Haskell Electronics die vereinbarten Bedingungen plötzlich nicht mehr akzeptieren. Verärgert, über die Zeit- und Geldverschwendung hatte Matt beschlossen, Haskell zu übernehmen, ob die Firmeninhaber es nun wollten oder nicht. Es war zu einem erbitterten Kampf gekommen, an dessen Ende Haskells Geschäftsleitung und Vorstand sich geschlagen geben mußten, während Intercorp um einen profitablen Elektronikhersteller reicher war. Zusammen mit dem Sieg hatte Matt jedoch den Ruf erlangt, ein rücksichtsloser Wirtschaftshai zu sein. Das gefiel ihm ebensowenig wie seine Reputation als internationaler Playboy, die er der Presse zu verdanken hatte. Feindselige Kommentare und Verlust der Privatsphäre waren der Preis des Erfolges. Er nahm sie mit derselben philosophischen Gleichgültigkeit hin, die er für die kriecherische Scheinheiligkeit übrig hatte, die ihm auf der Gesellschaftsebene begegnete und die er den geschäftlichen Gegnern gegenüber empfand, für die Verrat zum täglichen Leben zu gehören schien.
    Nichts davon störte ihn wirklich. Was ihm naheging war, daß seine Erfolge ihm keine Freude und Genugtuung mehr verschafften. Die Aufregung, die ihn zu packen pflegte, wenn sich ihm ein schwieriges Problem stellte, hatte mit den Jahren und wachsendem Erfolg nachgelassen. Jetzt, das erste Mal seit Jahren, fühlte er wieder den alten Ehrgeiz und die alte Nervosität in sich aufsteigen. Haskell Electronics war eine Herausforderung; das riesige Unternehmen mußte von Grund auf umstrukturiert werden. Der übergroße Managementapparat machte es kopflastig, die Produktionseinrichtungen waren veraltet, die Marketingstrategien völlig überholt. All das würde sich ändern müssen, und Matt konnte es kaum erwarten, nach Chicago zu kommen und mit der Arbeit anzufangen. In den letzten Jahren hatte er bei jeder Firmenübernahme sechs Männer eingesetzt, die das Wirtschaftsmagazin Business Week als sein »Übernahme-Team« bezeichnete. Sie überprüften Aufbau und Management des jeweiligen Unternehmens und unterbreiteten Vorschläge. Schon seit zwei Wochen waren sie jetzt bei Haskell und warteten darauf, daß Matt zu ihnen stieß. Da er damit rechnete, das folgende Jahr zum großen Teil in Chicago zu verbringen, hatte er dort eine Penthousewohnung gekauft. Alles war bereit, und er würde so bald wie möglich anfangen.
    Am Abend zuvor war er aus Griechenland zurückgekommen, wo die Verhandlungen über den Kauf einer Tankerflotte vier lange Wochen in Anspruch genommen hatten. Das einzige, was ihn jetzt noch aufhielt, war dieses ver-dammte Interview. Die zusätzliche Verzögerung leise verfluchend, wandte sich Matt dem Haus zu. Auf der Ostwiese wartete schon sein Hubschrauber, um ihn zum Flughafen zu bringen, wo sein Lear Jet zum Abflug nach Chicago bereit stand.
    Über die geflieste Terrasse kommend, betrat Matt sein Haus durch die breiten Türen seines privaten Arbeitszimmers. Er wollte gerade zum Telephon greifen und sein Büro in Los Angeles anrufen, als die Tür auf der anderen Zimmerseite aufgerissen wurde. »Hey, Matt«, Joe O'Hara steckte seinen Kopf herein. Seine barsche, unkultivierte Stimme und die ungepflegte Erscheinung standen im krassen Widerspruch zu der vornehmen Grandeur des Arbeitszimmers mit Marmorfußboden, dicken Teppichen und Glasschreibtisch. Offiziell war O'Hara Matts Chauffeur; inoffiziell war er sein Leibwächter - eine

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