Schatten der Liebe
sich angeblich nicht ausstehen.« Eingedenk der barschen Ermahnung von eben beeilte Peter sich, auch die negativen Seiten des Projekts aufzuführen: »Houston erlebt zwar gerade einen gelinden Aufschwung, aber es gibt keinen Grund anzunehmen, daß er weiterhin anhält. Dazu kommt, daß die beiden Brüder sich vermutlich nicht einigen werden, was die Verhandlungen unnötig in die Länge ziehen und verteuern dürfte. Deshalb nehme ich an, daß das Ganze mehr Mühe und Ärger verursacht, als die Sache wert ist...«
»Empfehlen Sie mir das Projekt oder nicht?« fragte Matt lächelnd, um nicht wieder unwirsch zu klingen. »Ich dachte, Sie empfehlen mir nur Objekte, die Sie für gewinnträchtig halten, und ich schmettere sie dann gegebenenfalls ab. Das ist mein Job, und wenn Sie Ihren und meinen Job erledigen, bleibt für mich nichts mehr zu tun.«
Matts spaßige Bemerkung erntete Lacher, und Peter überreichte ihm einen Ordner mit der Aufschrift ÜBERNAHMEEMPFEHLUNGEN/GEWERBLICHE IMMOBILIEN. Er enthielt alle wichtigen Informationen über die drei genannten Unternehmen und noch ein gutes Dutzend weitere, die weniger attraktiv schienen.
Matt schlug den Ordner auf und warf einen oberflächlichen Blick auf Peters detaillierte Analysen. »Das zu lesen, meine Herren, wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich will Sie nicht aufhalten. Ich denke, daß wir alle Punkte der heutigen Tagesordnung abgehakt haben. Ich werde mich mit jedem von Ihnen in der kommenden Woche zu einem ausführlichen Gespräch zusammensetzen. Bitte sagen Sie Miss Stern, wann es Ihnen paßt.« Zu Peter gewandt, bemerkte er: »Wenn Sie noch Zeit haben, würde ich das jetzt gerne mit Ihnen in meinem Büro durchgehen.«
Er hatte sich gerade an seinen Schreibtisch gesetzt, als seine Sprechanlage surrte und Miss Stern das Gespräch aus Brüssel meldete. Den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt, begann Matt, Peters Analyse der Chicagoer Immobilienfirma durchzulesen.
»Matt«, Josef Hendriks erfreute Stimme kam nur unklar über den Äther, »die Verbindung ist schlecht, mein Freund, aber meine ausgezeichneten Neuigkeiten können nicht länger warten. Meine Leute sind mit der begrenzten Partnerschaft, die ich Ihnen letzten Monat angeboten habe, mehr als einverstanden. Sie haben Ihre Bedingungen ausnahmslos akzeptiert.«
»Das ist sehr schön, Josef«, erwiderte Matt, aber sein Enthusiasmus war etwas gedämpft durch den Jetlag und die Erkenntnis, daß es schon viel später war, als er gedacht hatte. Hinter der breiten Fensterfront seines Büros war es dunkel geworden, und in den umliegenden Wolkenkratzern waren die Lichter ausgegangen. Von der Michigan Avenue, tief unter ihm, drang das gedämpfte Hupen der Autos herauf, die ihm Freitagabend-Stau standen. Matt knipste seine Schreibtischlampe an und sagte dann zu Peter, der eben das Deckenlicht anschalten wollte: »Es ist später, als ich gedacht habe, Peter, und ich muß noch ein paar dringende Telephonate erledigen. Ich nehme die Unterlagen mit nach Hause und sehe sie übers Wochenende durch. Wir sprechen dann Montag um zehn darüber.«
15
Erfrischt durch einen Saunagang und eine kühle Dusche, schlang Matt sich ein Handtuch um die Hüften und griff nach seiner Armbanduhr, die auf der Ablagefläche unter dem Spiegel seines runden, in schwarzem Marmor gehaltenen Badezimmers lag. Das Telephon läutete, und er hob ab.
»Bist du nackt?« fragte Alicia Avery temperamentvoll, noch bevor er ein Wort gesagt hatte.
»Welche Nummer rufen Sie?« fragte er mit gespielter Empörung.
»Deine, Liebster. Bist du nackt?«
»Halbnackt«, sagte Matt, »und sehr spät dran.«
»Ich bin so froh, daß du endlich in Chicago bist. Wann bist du angekommen?«
»Gestern.«
»Endlich hab' ich dich in meinen Fängen!« Sie lachte verführerisch. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich auf heute abend freue, wenn wir von dem Wohltätigkeitsball in der Oper zurückkommen. Ich habe dich vermißt, Matt«, fügte sie so offen und direkt hinzu, wie es ihre Art war.
»Wir sehen uns in einer Stunde«, versprach Matt, »aber nur, wenn du mich jetzt in Ruhe läßt.«
»In Ordnung. Eigentlich wollte Daddy, daß ich anrufe. Er hatte Angst, daß du den Ball heute abend vergessen hast. Er ist fast so ungeduldig, dich zu sehen, wie ich - aus einem ganz anderen Grund natürlich.«
»Natürlich«, lachte Matt.
»Oh, und ich wollte dich auch gleich noch vorwarnen - er hat vor, dich für die Mitgliedschaft im Glenmoor Country Club
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